Planschende Freundinnen und morbide Albtraum-Bilder
Festival. Alt-J sind der erste Headliner von „Out Of The Woods“, das diesen Donnerstag in Wiesen startet.
Ein Pool irgendwo in London: Joe Newman, Sänger von Alt-J, und Keyboarder Gus Unger-Hamilton stehen am Rand, während ihre Freundinnen im Wasser planschen. Aber das ist kein freier Tag für die Musiker, sie arbeiten hier an ihrem kürzlich veröffentlichten Album „Relaxer“.
„In dem Song ,3WW‘ gibt es die Zeile: ,Die Mädchen vom Pool sagen Hi.‘ Dazu wollten wir einen Sound, der diesem Text Atmosphäre gibt. Also haben wir die beiden gebeten, zum Pool zu kommen, ein bisschen zu planschen, dabei ,Hi‘ zu sagen und haben das mit dem Laptop aufgenommen“, erzählt Gus Unger-Hamilton im KURIER-Interview.
Es gibt noch mehrderartige Sound-Tricks, die Alt-J in „Relaxer“eingebaut haben. Für den Song „Pleader“fuhr das Trio in die Ely Cathedral in Chambridgeshire, wo Unger-Hamliton als Bub im Kir- chenchor gesungen hatte. „Wir haben dort einen Knabenchor und die Kirchenorgel aufgenommen, weil wir für diesen Song ein feierliches Feeling haben wollten.“Und auf „House Of The Rising Sun“(kein Cover, sondern eine Neubearbeitung mit etwas anderer Melodie und neuem Text) spielt ein Orchester von 20 Gitarren, das Alt-J nur für diese Aufnahme zusammengestellt haben.
Dämonisch
Nicht nur deshalb hat „Relaxer“eine durchwegs dichte Atmosphäre. Mit diesem Album sind Alt-J noch ein bisschen exzentrischer geworden, mischen verspielt diverse Stile ineinander, haben hier ein Streich-Orchester dabei, dort eine Collage aus Geräuschen. Und immer das Wechselspiel zwischen harmonischer Schönheit und bedrohlich dämonischen Tönen. Insofern ist der Titel „Relaxer“irreführend. Das Album ist im Gegenteil extrem spannend und geht tief unter die Haut. „Das Wort ,Relaxer‘ stammt aus dem Song ,Deadcrush‘. Da hatten wir am Ende die Zeile ,I am a relaxer‘ im Text. Die haben wir dort wieder rausgenommen, aber da hatten wir uns schon darauf festgelegt, dass das ein schlagkräftiger, überzeugender Albumtitel ist.“
„Deadcrush“, erzählt Unger-Hamilton weiter, handle davon, dass jemand eine Frau entdeckt, sich in sie verliebt und drauf kommt, dass sie längst tot ist. Ausgegangen seien die drei dabei von einem Gespräch über weibliche Idole, die viel zu früh verstorben sind. Ähnlich morbid ist das Cover des Albums: Es zeigt ein stilisiertes Mordopfer und ist ein Screenshot aus dem alten, surrealen PlaystationGame „LSD Dream Emulator“. „Wir sahen das Bild im Internet und haben es gleich gemocht – ohne zu wissen, woher es stammt“, sagt Unger Hamilton. „Als wir das dann rausgefunden hatten, haben wir es gleich noch viel mehr gemocht!“