Kurier

„Das Pubertier“aus Elternsich­t

Welche Familienko­nflikte aus dem neuen Kinofilm „Das Pubertier“erleben Eltern im Alltag?

- VON DANIELA DAVIDOVITS

Der Kinofilm mag nicht ganz gelungen sein, sein Thema sorgt immerhin für viel Gesprächss­toff.

„In der Erziehung gibt es kein richtig oder falsch. Es gibt nur falsch.“Mit dieser Erkenntnis sagt der aktuelle Film „Das Pubertier“alles, was Eltern hören wollen. Es gibt kaum einen schwierige­ren Job, als Mutter oder Vater eines Teenagers zu sein. Autor Jan Weiler weiß das und hat mit seinen beiden Büchern über das „Pubertier“Bestseller gelandet, gerade sind das dritte Buch und der erste Film herausgeko­mmen. Seine Beispiele kommen mitten aus dem Leben, erzählte der Vater von Milla (18) und Tim (14) dem Magazin Focus: „Ich kriege eine Menge mit, auch weil mir meine Kinder viel erzählen.“

Der Film ist satirisch überzeichn­et, aber die Themen sorgen in jeder Familie für Konflikte: Frühes Aufstehen, Chaos im Zimmer, Ausgehzeit­en oder auch Aktionen jugendlich­en Leichtsinn­s. Mühsamer Alltag, den Eltern zumindest teilweise kennen. So auch Verena Rosenauer, die sich wie zwei weitere Mütter den Film für den KURIER ansah – gemeinsam mit ihren Töchtern (12 und 14 Jahre): „Meine Tochter sagt immer: ,Du hast ein Glück mit mir.‘ Szenen wie im Film gibt es bei ihren Freunden nicht. Die benehmen sich gut, wenn sie wo auf Besuch sind. Auch wenn alle Eltern sagen, dass das daheim anders ist.“

Gelassen bleiben

Im Film zeigen sich manche Teenager von ihrer schlechtes­ten Seite: Sie rülpsen Gäste an, schreien ,Ich hasse dich‘ und kleiden sich unmöglich. Die Eltern sind so, wie Teenager sie oft sehen: peinlich. Und überforder­t.

Wenn bei Rosenauer die Emotionen hochgehen, atmet sie kurz durch und schaut sich selbst von außen zu: „Was stört mich wirklich daran? Geht es um etwas Wichtiges, kann etwas Wertvolles zerstört werden? Manchmal muss man zwischen den eigenen Ängsten und der Notwendigk­eit, das Kind zu schützen, unterschei­den.“Es sei wichtig, dass Jugendlich­e experiment­ierfreudig sind und eigene Erfahrunge­n machen dürfen: „Irgendwann sind Teenager-Affen von den Bäumen herunterge­stiegen, weil sie rebelliere­n wollten.“

Die wilde Zeit ihrer Kinder hat Helga Bachleitne­r hinter sich: „Im Nachhinein denk ich mir oft, ich hätte vieles gelassener nehmen sollen. Definitiv hilft Humor – und das Wissen, dass es uns allen so geht und es irgendwann wieder vorbei ist.“

Auch Petra Dinhof sieht Humor als den wichtigste­n Faktor in der Beziehung zu Jugendlich­en: „Ich konnte mit meinem Sohn immer über etwas lachen. Auch über das Pubertier-Buch: Ich habe mich mit dem Vater identifizi­ert und er sich mit der Tochter.“Schwierig war für sie das Alter von 13 bis 16 Jahren: „Man macht sich eben Sorgen. Da ist es wichtig, dem Kind zu vertrauen.“

Erziehen könne man das Kind in diesem Alter nicht mehr, zitiert Rosenauer die Erkenntnis vieler Erziehungs­berater: „Dafür hat man Zeit bis etwa zwölf Jahre. Und dann muss man hoffen, dass man eine gute Basis gelegt hat.“Der Vergleich mit ande- ren Familien hilft gestresste­n Teenager-Eltern oft, Nerven zu bewahren. Unter ihnen kursieren drei Buchtipps: Jan-Uwe Rogges „Pubertät“, Remo Largos „Jugendjahr­e“und Jesper Juuls „4 Werte, die Eltern & Jugendlich­e durch die Pubertät tragen“.

„Klappe halten“

Pubertier-Autor Weiler hat für sich die Lösung für Situatione­n, in denen die Lage zu eskalieren droht: „Einfach Klappe halten. Ruhe bewahren. Lockerlass­en. 90 Prozent dessen, was man ihnen sagt, geht in das eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. Am Ende übernehmen sie den Wertekanon der Eltern doch – auf ihre Art“, sagt er. „Wenn zu Hause ein anständige­r Ton herrscht, die Eltern einigermaß­en okay miteinande­r umgehen und sich über interessan­te Dinge unterhalte­n, dann werden das die Kinder genauso tun.“

Manchmal hilft es, die Welt aus der Sicht seines Kindes zu sehen, führt der Film den Eltern vor Augen. Die Hormone spielen verrückt, die erste Liebe ist komplizier­t, das Internet unendlich und die Eltern sind peinlich. Sogar Rebelliere­n sei für Jugendlich­e heute nicht mehr ganz einfach, schmunzelt Rosenauer bei dem Gedanken an ihre Jugend: „Mit Popstars wie Ed Sheeran kann man seine Eltern nicht schockiere­n.“

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 ??  ?? Vom süßen Mädchen zum verrückten Teenager: „Das Pubertier“macht alle wahnsinnig
Vom süßen Mädchen zum verrückten Teenager: „Das Pubertier“macht alle wahnsinnig
 ??  ?? Peinlich: Papa fühlt dem Freund auf den Zahn. Doch er erwischt den Falschen
Peinlich: Papa fühlt dem Freund auf den Zahn. Doch er erwischt den Falschen
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Papa Jan Josef Liefers kann schwer ertragen, dass seine Tochter 14 wird

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