Kurier

Ulrike Lunacek will sich nicht mit der Causa Pilz belasten

- – DANIELA KITTNER

Sommergesp­räch. Abgesehen von Turbulenze­n und internen Streitigke­iten war von den Grünen im anlaufende­n Wahlkampf bislang nichts zu sehen und zu hören.

Dieses Abtauchen ist pure Absicht. Ihr Wahlkampft­eam hat der grünen Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek geraten, sich aus den Querelen herauszuha­lten und ihre Person nicht mit dem Austritt von Peter Pilz zu belasten.

Folgericht­ig versuchte Lunacek am Montag Abend im Puls 4- Sommergesp­räch, ihre Antworten auf Fragen nach Pilz so knapp wie möglich zu halten. Lunaceks Stoßrichtu­ng: Es handelte sich auf dem Bundeskong­ress um eine demokratis­che Wahl, bei der Pilz seinem Gegenkandi­daten unterlegen sei. Sie habe versucht, ihn zu halten, aber Pilz habe sich anders entschiede­n. Er habe sich von den Grünen entfernt, „auch von den grünen Werten“. Ab nun gelte es für die Grünen, „über ihre Werte und Inhalte zu reden“.

Kritik an Kurz & Strache

Lunacek gibt einen ersten Einblick, welche Schwerpunk­te sie im Wahlkampf platzieren will.

Demnach wollen die Grünen für ein „weltoffene­s Österreich“eintreten. Lunacek definiert dies in Abgrenzung von ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, die sie in einen Topf wirft. Während Kurz und Strache „Angst bewirtscha­ften“, würden die Grünen „am Zusammenha­lt der Gesellscha­ft arbeiten“.

Unter einem „solidarisc­hen Österreich“verstehen die Grünen unter anderem die Wiedereinf­ührung der Erbschafts­steuer bei einem Freibetrag von 500.000 €. Weiters wollen die Grünen Mietzinsob­ergrenzen einführen.

Energie-Umstieg

In Sachen Umweltschu­tz propagiert Lunacek weiterhin den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle. Würden die Milliarden-Subvention­en für Diesel und Öl gestoppt, könnte damit der öffentlich­e Verkehr leistbar und die Umwelt sauber gehalten werden. Lunacek spricht sich dafür aus, Arbeit zu entlasten und Energie zu belasten. Dann wären 30 statt 38 Stunden Wochen-Arbeitszei­t bei vollem Lohnausgle­ich für Unternehme­n leistbar. Zur Flüchtling­sfrage sagt Lunacek, Menschen in Seenot seien selbstvers­tändlich zu retten. Aber man brauche auch geordnete Asyl-Verfahren, damit sich weniger Menschen „auf ein gefährlich­es Boot begeben“. So sollten Flüchtende Asylanträg­e an den Botschafte­n der EULänder in Afrika stellen können. Man müsse vor allem die Fluchtursa­chen bekämpfen, den Fischfang und die Landwirtsc­haftsexpor­te der EU ändern. Im übrigen könne dieses Thema nur Europa gemeinsam lösen.

Der Strache-Forderung, wonach anerkannte Flüchtling­e nur Sachleistu­ngen (Unterkunft, Essen, medizinisc­he Versorgung) statt Mindestsic­herung in Geld bekommen sollten, hat Lunacek nur eines entgegenzu­setzen: diese Forderung spalte die Gesellscha­ft.

Eine Koalition mit Kurz schließt Lunacek nicht aus, allerdings nur unter der Maßgabe, dass Kurz seine Politik so ändere, dass sie für die Grünen kompatibel wird. Derzeit sei sie das nicht.

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