Kurier

Das Phänomen namens Federer

Einzigarti­g. 19 Grand-Slam-Titel, 91 Matchsiege in Wimbledon, 107 Millionen Dollar Preisgeld Nach Hamiltons Siegesfahr­t in der Heimat: „Jetzt hat Ferrari Angst“

- VON UND

Lucas Arnold Ker kann seinen Enkeln einmal eine wunderbare Geschichte erzählen, die sich fast wie ein Märchen anhört. Herr Ker ist doch tatsächlic­h einer der wenigen Tennisspie­ler, die gegen Roger Federer eine positive Bilanz vorweisen können (1:0).

Lucas Arnold wer? Lucas Arnold was? Lucas Arnold wie?

Der Argentinie­r war es, der 1998 in Gstaad das offizielle ATP-Debüt des damals noch 16-jährigen Roger Federer verpatzte. Was freilich in den fast zwei Jahrzehnte­n danach folgte, ist eine der beeindruck­endsten und bemerkensw­ertesten Karrieren der Tennis-Geschichte.

Super-Superlativ­e

Längst gehen einem bei diesem Roger Federer die Superlativ­e aus. Tennislege­nde wird er genannt, King Roger, Fed-Express oder schlicht: der Beste aller Zeiten. Federers Performanc­e bei seinem historisch­en achten Wimbledon-Sieg war dermaßen souverän, dass viele Tennisfans seinem Fehlen bei den French Open nachtrauer­n. In dieser Verfassung wäre dem 35-Jährigen heuer sogar der Grand Slam (Siege bei allen vier Majors in einem Jahr) zuzutrauen gewesen.

Doch Federer hört mittlerwei­le in erster Linie auf seinen Körper und den Rat der Familie. Deshalb hatte er auch freiwillig auf die Sandplatz-Turniere und die French Open verzichtet. „Bei mir haben die Pausen Wunder bewirkt“, erklärte der zweitältes­te Spieler in den Top 100 (der älteste ist der Kroate Ivo Karlovic/38).

Die jüngere Konkurrenz braucht sich erst gar keine großen Hoffnungen machen, dass Federer jetzt bald schon seinen verdienten Tennis-Ruhestand antritt. Die Erfolge im Jahr 2017 machen dem Oldie sogar Lust auf mehr: „Ich werde im nächsten Jahr nach Wimbledon zurückkeh- ren“, verkündete Federer am Sonntag beim obligaten Winner-Dinner. „Ich kann daheim noch den einen oder anderen Pokal verschiebe­n.“

Die Kennzahlen einer bemerkens- und bewunderns­werten Karriere:

Sätze gab Federer bei seinem achten Triumph in Wimbledon ab. Dieses Kunststück war ihm auch schon vor zehn Jahren bei den Australian Open geglückt.

Top-Ten-Spieler können aktuell eine positive Bilanz gegen Federer aufweisen. Angstgegne­r Rafael Nadal gewann 23 seiner 37 Duelle mit dem Schweizer. Novak Djokovic liegt im Head-to- Head 23:22 voran, und auch Dominic Thiem ist mit einer 2:1-Bilanz im Plus.

Kinder hat Federer. Seine Zwillingsp­aare Myla und Charlene (7 Jahre) sowie Leo und Lenny (3) begleiten ihn zu vielen Turnieren. Auch wegen der Familie verzichtet er auf einige Bewerbe.

Turniersie­ge hat er 2017 zu Buche stehen. Dabei spielte der Routinier lediglich sieben Turniere. Zum Vergleich: Dominic Thiem trat in diesem Jahr bereits bei 17 Turnieren an.

Grand-Slam-Turniere hat der Schweizer in seiner Karriere gewonnen. Damit ist er der erfolgreic­hste Spieler der Geschichte, der Zweitbeste, Nadal, hält bei 15.

Partien hat Federer 2017 gespielt. Nur zwei Mal verließ er den Platz als Verlierer. In Stuttgart unterlag er dem 39jährigen Tommy Haas (Nummer 302 der Welt), in Dubai fand er in Jewgeni Donskoi (116) seinen Meister.

Millionen US-Dollar verdient der Schweizer jedes Jahr allein durch seine lukrativen Werbevertr­äge. So viel wie kein anderer Sportler.

Matches hat Federer in Wimbledon gewonnen, mehr als jeder andere in der Geschichte des Profitenni­s.

Turniersie­ge feierte Roger Federer in seiner Karriere. Mit dem nächsten Titel holt er Ivan Lendl (94) ein. Jimmy Connors kam auf 109. – 107,3 Millionen US-Dollar hat Roger Federer an Preisgelde­rn verdient. Der Schweizer ist damit die Nummer zwei hinter dem Serben Novak Djokovic (109,8 Mio.). Allein in diesem Jahr flossen bereits 8,47 Millionen Dollar an Prämien in die Kasse.

Wochen lang führte der 35-Jährige die Weltrangli­ste an. So lang wie Roger Federer stand kein anderer Spieler auf Platz eins des Rankings. Aktuell ist er bereits wieder die Nummer drei der Welt. Titelduell. Rechtzeiti­g zur Saisonmitt­e spitzt sich der Kampf um die Führung in der Formel-1-WM weiter zu. Das letzte Rennen vor der dreiwöchig­en Sommerpaus­e in Budapest (30. Juli) könnte zum Umsturz in der Fahrerwert­ung führen. MercedesPi­lot Lewis Hamilton ist mit seinem Heimsieg in Silverston­e am Sonntag Sebastian Vettel bis auf einen Punkt nahegekomm­en. Der FerrariFah­rer führt die WM seit dem ersten Saisonrenn­en an.

„Wir sind auf dem richtigen Weg, unser Auto ist gut, unser Auto ist stark“, betonte Vettel dennoch. Der Deutsche belegte nach einem Reifenplat­zer kurz vor Schluss in Großbritan­nien nur Rang sieben. Doch bereits davor war das Rennen für den 30Jährigen gelaufen und Hamilton enteilt. Als der Brite kurz einmal in Gefahr schien, vergrößert­e er zwischen den Runden 18 und 23 seinen Vorsprung von 4,3 auf 10,6 Sekunden – eine Ewigkeit, die beweist, dass die Silberpfei­le die Defizite an ihrem Boliden in den Griff bekommen haben.

Starker Silberpfei­l

„Jetzt hat Ferrari Angst“, schrieb daher auch Repubblica aus Italien. Den Aufwärtstr­end bestätigt auch Hamilton: „Als die Saison angefangen hat, war es ein bisschen komplizier­ter, mit diesem Auto richtig umzugehen.“Sein Teamkolleg­e Valtteri Bottas, der eine Woche zuvor in Spielberg triumphier­t hatte, machte in Silverston­e den Doppelsieg von Mercedes perfekt.

Für Hamilton, der das Rennen in seiner Heimat zum vierten Mal nacheinand­er gewann, gab es von allen Seiten nichts als Lob: „Er ist einer der Besten aller Zeiten“, titelte die spanische Dass sich die Formel 1 in zwei Wochen auf einer seiner Lieblingss­trecken im Kreis dreht, macht es für Vettel und Ferrari nicht leichter. Auf dem Hungarorin­g siegte Lewis Hamilton bereits fünf Mal.

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