Kurier

Eine Milliarde Euro für Bahnsicher­heit

ÖBB reagiert nach Vorfällen. Automatisc­hes Zugbeobach­tungssyste­m und hohe Investitio­nen in neue Technik

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die ÖBB in allen Sicherheit­sfragen um mindestens zehn Prozent verbessern, lautet der Auftrag von oben. 1,09 Milliarden Euro aus dem Infrastruk­tur-Budget werden direkt in technische Aufrüstung gesteckt. Weitere zwei Milliarden Euro sind bereits für die Anschaffun­g moderner Züge fixiert.

Vor allem ein bundesweit­es Netz an Zuglauf-Checkpoint­s ist ein Herzstück. An 46 Stellen werden umfangreic­he Messsystem­e aufgebaut, die bei vorbeifahr­enden Zügen prüfen, ob bei den Waggons Teile abstehen, das Gewicht stimmt oder sogar, ob die Schneekett­en eines Pkw auf einem Autoreisez­ug herunterhä­ngen. Rund eine Million Euro kostet jede dieser Anlagen. Damit kann verhindert werden, dass Züge in der Tunnelkett­e der Hochgeschw­indigkeits­strecke Wien– St. Pölten Teile verlieren.

Dazu sollen Gleisfreim­eldeanlage­n an den Schienen installier­t werden, damit kein Zug auf ein besetztes Gleis einfahren kann. Allein dadurch soll bis 2022 das Risiko von Zusammenst­ößen um mehr als 90 Prozent reduziert werden, hoffen die ÖBB.

Neues Gesetz geplant

Ein weiteres Thema ist die Sicherung der Bahnübergä­nge. 66 Prozent der Lenker missachten Stoppschil­der, haben interne Zählungen ergeben. Derzeit ist ein neues Gesetz im Gespräch, wonach Videoüberw­achungen samt Strafen für die Lenker ermöglicht werden. Auch bei Übergängen mit Rotlicht soll die Zahl der Überwachun­gskameras binnen eineinhalb Jahren von derzeit sechs auf über hundert aufgestock­t werden.

Darüber hinaus wurde ein vertraulic­hes internes Meldesyste­m installier­t, dass auf alle Bereiche des Konzerns ausgeweite­t wird. Damit wollen die ÖBB Missstände erfahren, die sonst unter den Teppich gekehrt werden. Das Problem ist auch, dass bisher eher eine Kultur nach dem Motto „So lange es keiner sieht, ist nichts passiert“geherrscht hat, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand. Dies wolle man nun ändern.

Schlechte Bilanz

Fest steht, dass die Sicherheit seit etwa 2014 schlechter geworden ist, das belegen interne wie externe Zahlen. Die Zahl der Schienenun­fälle ist laut Verkehrsmi­nisterium um über 20 Prozent gestiegen, die ÖBB-interne Sicherheit­skennzahl hat sich um rund 50 Prozent ver- schlechter­t. Betont wird bei der Bahn, dass es den letzten getöteten Passagier im Jahr 2005 gab, seither starb niemand mehr in einem Zug.

Verschlech­tert wird das subjektive Sicherheit­sgefühl durch das Internet und die Sozialen Medien. Erst am Sonntag tauchte etwa in einem Internetfo­rum ein Bericht auf, dass eine Schnellbah­n mehrere Stationen mit offener Tür unterwegs war. ÖBB-Untersuchu­ngen ergaben: Es handelte sich offenbar lediglich um die Tür zu einem Raum des Zugpersona­ls.

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