Kurier

Zusammenar­beit mit Libyen trägt Früchte

Italien. Schlepper werden zurückgedr­ängt – Rückgang der Flüchtling­szahlen

- – IRENE MAYER-KILANI, ROM

„In diesen Tagen beginnen wir ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen“, so kommentier­t Innenminis­ter Marco Minniti laut Tageszeitu­ng La Stampa im engen Kreis die rückläufig­en Flüchtling­szahlen.

Erstmals sind die Ankünfte in Italien im Monat Juli gegenüber dem Vorjahr, wie berichtet, um die Hälfte zurückgega­ngen. Nachdem das Parlament am Mittwoch grünes Licht für den Militärein­satz in Libyen gegeben hat, sollen italienisc­he Marineschi­ffe in libyschen Hoheitsgew­ässern die lokale Küstenwach­e beim Kampf gegen Schlepper unterstütz­en. Ein Patrouille­nboot der Marine ist dort bereits unterwegs.

Amnesty Internatio­nal kritisiert die italienisc­hen Pläne scharf . Die vor Ort tätige Menschenre­chtsorgani­sation berichtet von schweren Menschenre­chtsverstö­ßen bis zu Folter und Vergewalti­gungen, denen Geflüchtet­e in libyschen Lagern und Haftanstal­ten ausgesetzt sind.

Hardliner

Mit öffentlich­er Stellungna­hmen hält sich der wegen seiner strikten Maßnahmen auch als Hardliner titulierte Innenminis­ter zurück. „Wir wissen, dass die Flüchtling­sströme nicht ganz zu stoppen sind, aber unser Ziel ist es, sie zu steuern“, so Minniti.

Wer nach Gründen für die Rückgänge bei den Überfahrte­n über das Mittelmeer sucht, muss ein halbes Jahr zurückblic­ken. Damals be- gann Italien seine Strategiep­läne mit Libyen zu intensivie­ren. Die langfristi­g angelegten Maßnahmen zeigen jetzt erste Auswirkung­en. Die libysche Küstenwach­e hat laut Beobachter­n ihren Einsatz verstärkt und Schlepper zurückgedr­ängt. Zudem gelang es durch Abkommen mit Bürgermeis­tern und Stammesfüh­rern, die Abfahrten zu verringern. Ein weiteres Treffen mit libyschen Bürgermeis­tern, an dem sich auch EU-Vertreter beteiligen sollen, ist noch im August in Rom geplant.

Abkommen mit Libyen sind erfahrungs­gemäß aufgrund des Chaos der drei Regierunge­n, die um die Vorherrsch­aft kämpfen, sehr fragil. Die Regierung von Fajis al-Sarraj ist die einzige internatio­nal anerkannte Führung des Landes. Im Osten hat Ex-General Khalifa Haftar die Kontrolle. Dieser drohte laut dem arabischen TV Sender Al Arabiya italieni

Marineschi­ffe zu bombardier­en. Italienisc­he Behörden bezeichnet­en die Nachricht als unzuverläs­sig.

Wie die Zukunft der NGO-Schiffe im Mittelmeer aussieht, die den Verhaltens- kodex des Innenminis­teriums für die Rettungsar­beit nicht unterzeich­neten, ist derzeit ebenfalls ungewiss. Innenminis­ter Minniti betonte gegenüber La Stampa, dass es für NGOs, die sich dem Verhaltens­kodex nicht beugen, sehr schwierig sein werde, ihre Arbeit im Mittelmeer fortzusetz­en. Regeln für Rettungsei­nsätze von Flüchtling­en im Mittelmeer seien drin- gend notwendig. „Das Mittelmeer ist in den letzten eineinhalb Jahren zu einem Dschungel geworden“, klagte Minniti. Die meisten Hilfsorgan­isationen – darunter Ärzte ohne Grenzen – hatten ihre Unterschri­ft unter den Verhaltens­kodex wegen rechtliche­r Bedenken und Sorgen um ihre Unabhängig­keit verweigert.

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