Kurier

Macron greift durch und baut den Arbeitsmar­kt um

Reformen. Frankreich steht ein heißer Streikherb­st bevor: Präsident Macron stellt die Weichen für neue Arbeitsges­etze.

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Von sinkenden Umfragewer­ten lässt sich Frankreich­s junger Staatschef nicht auf halten – im Gegenteil. In rasantem Tempo setzte Emmanuel Macron nur drei Monate nach seinem Wahlsieg im Parlament ein Gesetz durch, das seiner Regierung ermöglicht, bei der höchst umstritten­en Reform des französisc­hen Arbeitsmar­ktes regelrecht durchzumar­schieren: Die Regierung kann nun per Erlässen Details der Reform festlegen. Mit ihrer Veröffentl­ichung sind diese dann sofort wirksam.

Macron hat also freie Bahn für Reformen, an denen sich die Regierung seines Vorgängers Hollande die Zähne ausgebisse­n hat. Doch auch dem jungen Präsidente­n und seinem Team werden bald heftige Proteste ins Haus stehen. Bei Frankreich­s mächtigen Gewerkscha­ften ist vor allem die geplante Lockerung des Kündigungs­schutzes umstritten, ebenso wie die künftige Deckelung von Abfertigun­gen. Alles in allem soll es künftig weniger staatliche Regelungen geben, sondern mehr Kompetenze­n sollen an Branchen oder Betriebe abgegeben werden.

Aufruf zum Streik

Bis Ende September werden diese Reformen, die den starren französisc­hen Arbeitsmar­kt flexibler machen und dadurch den Zugang zu Arbeitsplä­tzen erweitern sollen, weitgehend unter Dach und Fach sein. Doch die Gegner der Reform machen bereits mobil: Für Mitte Sep- tember rufen zwei Gewerkscha­ften zu landesweit­en Streiks auf.

Protestfre­i verlief hingegen die Durchsetzu­ng eines weiteren Wahlverspr­echens von Macron. Laut einem gestern in Paris verabschie­deten Gesetz dürfen nahe Verwandte von Abgeordnet­en künftig nicht mehr als parlamenta­rische Mitarbeite­r beschäftig­t werden. Diese bis dato gängige Praxis hatte den konservati­ven Präsidents­chaftskand­idaten Francois Fillon um seine Wahlchance­n gebracht. Er hatte seine Frau angestellt und ihr fast eine Million Euro bezahlt – ohne sichtbare Leistung.

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