In Altach blühen weiter die Träume
Europa League. Die Vorarlberger zogen mit einem überzeugenden 3:1 gegen Topklub Gent ins Play-off ein
Ein allerallerletztes Mal stahlen die Frauen den Männern noch einmal die Show. Auf den Bildschirmen, die sie im Tivolistadion aufgestellt hatten, lief noch das Elfmeterschießen in Breda, als die Altacher unten auf dem Rasen bereits jubelten. Viele am Tivoli bekamen den frühen Führungstreffer gar nicht einmal richtig mit.
Dabei wäre dieses 1:0 auf jeden Fall ein Hingucker gewesen, wie zuletzt so oft, wenn Nicolas Brice Moumi Ngamaleu seine Füße im Spiel hat. Wer so einen klingenden Namen trägt, der schießt offenbar keine Nullachtfünfzehn-Treffer.
Im Auswärtsspiel in Brest hatte der Kameruner aus 54 Metern getroffen, im Rückspiel gegen Gent sorgte Ngamaleu mit einem eleganten, raffinierten Heber über den belgischen Schlussmann für Staunen (11.).
Objekt der Begierde
Manche in Altach wären vermutlich nicht unglücklich gewesen, wenn der Kameruner sein Team mit einem billigen Abstauber in Führung gebracht hätte. Denn mit jedem spektakulären Tor macht sich Ngamaleu noch interessanter für ausländische Vereine – und seinen Verbleib in der 6517-Seelen-Gemeinde unwahrscheinlicher.
Ein gutes Argument, den Publikumsliebling zum Bleiben zu bewegen, haben die Altacher seit gestern freilich: Denn die Chance auf die Teilnahme an der Europa League lebt. Nach dem 1:1 im Hinspiel feierte das Team von Klaus Schmidt am Tivoli gegen Gent einen 3:1-Erfolg und warf den EuropaLeague-Achtelfinalisten der Vorsaison aus dem Bewerb.
Souveräner Auftritt
Der Aufstieg der Altacher war hochverdient. Denn sie ließen sich weder durch die ruppige Gangart der Belgier, und schon gar nicht durch den Ausgleichstreffer (44.) aus dem perfekten taktischen Konzept bringen.
Nach dem Ausschluss von Mitrovic – natürlich nach einem Foul am flinken Ngamaleu – dominierten die Vorarlberger das Match und fixierten durch Tore von Nutz (76.) und Dobras (88.) den Aufstieg ins Play-off.
Dort warten dann erneut ein prominenter Gegner und erneut zwei Auswärtsspiele. Denn für die Heimpartie muss Altach wieder nach Innsbruck übersiedeln. Europacup. Irgendwann wird es langweilig, auch für einen Journalisten, der nun schon zum zehnten Mal seit dem Einstieg von Red Bull 2005 Gründe aufzählen soll, warum es für Salzburg nicht mit dem Einzug in die Gruppenphase der Champions League geklappt hat.
Neue Mannschaft, neuer Trainer, neues System, fehlendes Glück, schlechte Wechsel, mangelnde Effizienz – alles Gründe, die auch als Erklärung für die durchwachsenen Auftritte gegen Rijeka herhalten können. All das hatte aber auch in den bisherigen erfolglosen Versuchen eine Rolle gespielt – einmal mehr, einmal weniger.
Und auch Schiri-Fehlentscheidungen hat es gegen Salzburg schon gegeben. Jener des türkischen Schiedsrichters Göcek war aber ein sehr gravierender. Yabo war bei seinem aberkannten Tor klar nicht im Abseits gestanden. Salzburg-Trainer Rose reagierte anders als viele seiner Kollegen. „Schiedsrichter sind Menschen, Menschen machen Fehler. Wir hätten noch ein zweites Tor machen müssen. Fertig. Aus.“
Der Meister ist nach dem Aus auch noch nicht für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Die ist aber im Gegensatz zu jener der Champions League Pflicht. Wer die Hürde auf dem Weg dorthin sein wird, erfahren die gesetzten Salzburger heute. Einer wird da fix nicht dabei sein: Valentino Lazaro wurde bis Saisonende an Hertha BSC verliehen.
„Hauptsache weiter, das ist das Wichtigste“– das Resümee von Raphael Holzhauser nach dem 2:1 gegen AEL Limassol geht als violette Quintessenz durch. Weil der kasachische Referee Kuchin nicht nur Rot für Limassols Kapitän Airosa gezeigt hatte, sondern auch – fälschlicherweise – auf den ElfmeterPunkt, flogen Gegenstände Richtung Gästebank. Die feindselige Stimmung wirkte. „Wir haben uns aus dem Rhythmus bringen lassen“, meinte Trainer Fink über die Zitterpartie in Überzahl. Beim 1:1 patzte Torhüter Hadzikic. Pires sorgte erst in der Nachspielzeit für die Erlösung.
Wenig souverän
Selbstkritisch ist Verteidiger Filipovic: „Wie wir weitergekommen sind, war ein wenig ärgerlich. Wir müssen das souveräner herunterspielen.“Mit dem „Minimalziel“Play-off wurde budgetiert, danach warten Zusatzeinnahmen. Zugelost wird der Gegner heute, die Austria ist erneut gesetzt.
„Das gibt der Mannschaft einen Schub fürs Derby“, vermutet Fink vor dem Duell mit Rapid am Sonntag. Besonders kämpferisch zeigt sich der Präsident. Beim Rückflug meinte Wolfgang Katzian: Wer geglaubt habe, eine am Boden liegende Austria werde nun „gefressen“, habe sich getäuscht: „Derby ist Derby.“