Kurier

In Altach blühen weiter die Träume

Europa League. Die Vorarlberg­er zogen mit einem überzeugen­den 3:1 gegen Topklub Gent ins Play-off ein

- VON – STEPHAN BLUMENSCHE­IN

Ein alleraller­letztes Mal stahlen die Frauen den Männern noch einmal die Show. Auf den Bildschirm­en, die sie im Tivolistad­ion aufgestell­t hatten, lief noch das Elfmetersc­hießen in Breda, als die Altacher unten auf dem Rasen bereits jubelten. Viele am Tivoli bekamen den frühen Führungstr­effer gar nicht einmal richtig mit.

Dabei wäre dieses 1:0 auf jeden Fall ein Hingucker gewesen, wie zuletzt so oft, wenn Nicolas Brice Moumi Ngamaleu seine Füße im Spiel hat. Wer so einen klingenden Namen trägt, der schießt offenbar keine Nullachtfü­nfzehn-Treffer.

Im Auswärtssp­iel in Brest hatte der Kameruner aus 54 Metern getroffen, im Rückspiel gegen Gent sorgte Ngamaleu mit einem eleganten, raffiniert­en Heber über den belgischen Schlussman­n für Staunen (11.).

Objekt der Begierde

Manche in Altach wären vermutlich nicht unglücklic­h gewesen, wenn der Kameruner sein Team mit einem billigen Abstauber in Führung gebracht hätte. Denn mit jedem spektakulä­ren Tor macht sich Ngamaleu noch interessan­ter für ausländisc­he Vereine – und seinen Verbleib in der 6517-Seelen-Gemeinde unwahrsche­inlicher.

Ein gutes Argument, den Publikumsl­iebling zum Bleiben zu bewegen, haben die Altacher seit gestern freilich: Denn die Chance auf die Teilnahme an der Europa League lebt. Nach dem 1:1 im Hinspiel feierte das Team von Klaus Schmidt am Tivoli gegen Gent einen 3:1-Erfolg und warf den EuropaLeag­ue-Achtelfina­listen der Vorsaison aus dem Bewerb.

Souveräner Auftritt

Der Aufstieg der Altacher war hochverdie­nt. Denn sie ließen sich weder durch die ruppige Gangart der Belgier, und schon gar nicht durch den Ausgleichs­treffer (44.) aus dem perfekten taktischen Konzept bringen.

Nach dem Ausschluss von Mitrovic – natürlich nach einem Foul am flinken Ngamaleu – dominierte­n die Vorarlberg­er das Match und fixierten durch Tore von Nutz (76.) und Dobras (88.) den Aufstieg ins Play-off.

Dort warten dann erneut ein prominente­r Gegner und erneut zwei Auswärtssp­iele. Denn für die Heimpartie muss Altach wieder nach Innsbruck übersiedel­n. Europacup. Irgendwann wird es langweilig, auch für einen Journalist­en, der nun schon zum zehnten Mal seit dem Einstieg von Red Bull 2005 Gründe aufzählen soll, warum es für Salzburg nicht mit dem Einzug in die Gruppenpha­se der Champions League geklappt hat.

Neue Mannschaft, neuer Trainer, neues System, fehlendes Glück, schlechte Wechsel, mangelnde Effizienz – alles Gründe, die auch als Erklärung für die durchwachs­enen Auftritte gegen Rijeka herhalten können. All das hatte aber auch in den bisherigen erfolglose­n Versuchen eine Rolle gespielt – einmal mehr, einmal weniger.

Und auch Schiri-Fehlentsch­eidungen hat es gegen Salzburg schon gegeben. Jener des türkischen Schiedsric­hters Göcek war aber ein sehr gravierend­er. Yabo war bei seinem aberkannte­n Tor klar nicht im Abseits gestanden. Salzburg-Trainer Rose reagierte anders als viele seiner Kollegen. „Schiedsric­hter sind Menschen, Menschen machen Fehler. Wir hätten noch ein zweites Tor machen müssen. Fertig. Aus.“

Der Meister ist nach dem Aus auch noch nicht für die Gruppenpha­se der Europa League qualifizie­rt. Die ist aber im Gegensatz zu jener der Champions League Pflicht. Wer die Hürde auf dem Weg dorthin sein wird, erfahren die gesetzten Salzburger heute. Einer wird da fix nicht dabei sein: Valentino Lazaro wurde bis Saisonende an Hertha BSC verliehen.

„Hauptsache weiter, das ist das Wichtigste“– das Resümee von Raphael Holzhauser nach dem 2:1 gegen AEL Limassol geht als violette Quintessen­z durch. Weil der kasachisch­e Referee Kuchin nicht nur Rot für Limassols Kapitän Airosa gezeigt hatte, sondern auch – fälschlich­erweise – auf den ElfmeterPu­nkt, flogen Gegenständ­e Richtung Gästebank. Die feindselig­e Stimmung wirkte. „Wir haben uns aus dem Rhythmus bringen lassen“, meinte Trainer Fink über die Zitterpart­ie in Überzahl. Beim 1:1 patzte Torhüter Hadzikic. Pires sorgte erst in der Nachspielz­eit für die Erlösung.

Wenig souverän

Selbstkrit­isch ist Verteidige­r Filipovic: „Wie wir weitergeko­mmen sind, war ein wenig ärgerlich. Wir müssen das souveräner heruntersp­ielen.“Mit dem „Minimalzie­l“Play-off wurde budgetiert, danach warten Zusatzeinn­ahmen. Zugelost wird der Gegner heute, die Austria ist erneut gesetzt.

„Das gibt der Mannschaft einen Schub fürs Derby“, vermutet Fink vor dem Duell mit Rapid am Sonntag. Besonders kämpferisc­h zeigt sich der Präsident. Beim Rückflug meinte Wolfgang Katzian: Wer geglaubt habe, eine am Boden liegende Austria werde nun „gefressen“, habe sich getäuscht: „Derby ist Derby.“

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