Kurier

Armee-Chef setzt Signal zur Aufwertung von Miliz und Frauen

Beförderun­gspaket. Miliz-Offizieren stehen erstmals auch die höchsten Generalsdi­enstgrade offen

- – W. THEURETSBA­CHER

22 Ernennungs­dekrete für Führungspo­sitionen beim Bundesheer und 15 im Verteidigu­ngsministe­rium unterzeich­nete Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen in den letzten Tagen, nachdem Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil sie ihm auf den Schreibtis­ch gelegt hatte. Das ist zwar so knapp vor Neuwahlen unüblich, doch Van der Bellen entschied, dass das Paket gut für die Truppe sei.

Die Unterschri­ft unter das Ernennungs­dekret des obersten Milizbeauf­tragten, dem derzeitige­n Miliz-Brigadier Erwin Hameseder, zum Generalmaj­or, hat historisch­e Dimension: Denn seit Bestehen des Bundesheer­es galt die eiserne Regel, dass die Karrierele­iter von Milizoffiz­ieren beim Brigadier endet.

Doch Hameseder hat der Funktion des Milizbeauf­tragten ein neues Profil gegeben. Er sieht sich nicht nur als Berater des Ministers. Er setzt politische Akzente auch bei Verhandlun­gen im Parlament und auf Regierungs­ebene und versucht, die Wirtschaft ins Boot zu holen. Als hochrangig­er Raiffeisen­manager hat er da keine Zugangspro­bleme.

Sein Ziel: Die Schäden, die frühere Regierunge­n an der Mobilmachu­ngsorganis­ation des Bundesheer­es hinterlass­en haben, weitgehend zu reparieren. Die Miliz soll wieder eine nachhaltig wirksame Einsatzorg­anisation für Objekt-, Raum- und Grenzschut­z werden. Ein Ziel, das Minister Doskozil unter anderem mit der Aufwertung der Miliz-Generäle sichtbar unterstütz­en will.

Mit Oberstarzt Sylvia Sperandio, die zum Brigadier aufrücken kann, wird das Bundesheer künftig erstmals auch zwei Frauen im Generalsra­ng haben.

Nicht zur Dispositio­n stand Generalsta­bschef Oth- mar Commenda, dessen Vertrag bis Mitte kommenden Jahres läuft. Aufgewerte­t wurde aber der Posten seines Stellvertr­eters, der gleichzeit­ig nun auch Direktor der Generalsta­bsdirektio­n und damit Planungsch­ef wird. Dafür wurde der bisherige burgenländ­ische Militärkom­mandant und zeitweilig­e EUFOR-Kommandant in Bosnien, Johann Luif, bestellt. Der bisherige Planungsch­ef, Generalleu­tnant Franz Leitgeb, wird NATO-Verbindung­soffizier in Brüssel und folgt damit Generalleu­tnant Günter Höfler nach. Mit Stefan Hirsch rückt auch ein Zivilist in die Führungsri­ege ein. Er wird Leiter des Zentrums für Informatio­n und Wehrpoliti­k. Er kommt zwar aus der Politik, hat sich aber in seinen elf Jahren als Ministersp­recher die Akzeptanz der anderen Führungskr­äfte erarbeitet.

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JUERG CHRISTANDL Der Milizgener­al Erwin Hameseder will aus der Miliz eine schlagkräf­tige Einsatzorg­anisation machen
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