Kurier

Kommerz und Kult ums Kracherl

Limonadenm­arkt. Wie die Austro-Marken Schartnerb­ombe, Keli oder Almdudler den Multis die Stirn bieten

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Aus Sicht der Kracherlma­cher war das Leben schon prickelnde­r. Damals, als noch nicht über Zuckersteu­ern geredet wurde und es noch nicht hipp war, an einer Mineralwas­serflasche nuckelnd durch die Einkaufsst­raßen zu flanieren. 2016 haben Limonadenm­acher in Österreich um knapp sechs Prozent oder 421.000 Hektoliter weniger abgesetzt als noch im Jahr zuvor. Heuer läuft es wieder besser – dank der sommerlich­en Temperatur­en.

Eine ganze Reihe von Traditions­marken wittert zudem Aufwind infolge des Regionaltr­ends, der von vielen Geschäftsl­euten ausgerufen wird. Damit kommt auch das regional abgefüllte Traditions­kracherl wieder in Mode, frohlockt Rudolf Mühlberger, seit drei Jahren Chef und Hälfte-Eigentümer der Marke Keli. „Wir haben im ersten Halbjahr ein Mengenwach­stum von 20 Prozent“, sagt er. Freilich auf vergleichs­weise kleinem Niveau (2,2 Millionen Euro Jahresumsa­tz). Der ehemalige Unternehme­nsberater hat Keli komplett umgekrempe­lt, er kommt jetzt mit gezählten vier Mitarbeite­rn aus. Seine Person schon mit eingerechn­et. „Wir haben alles outgesourc­ed, inklusive der Produktion.“Die PET-Flaschen werden nun von der Firma Steinriese­r abgefüllt, die 50 Prozent an Keli hält.

Sympathiep­unkte soll die neue Kooperatio­n mit Fairtrade bringen – in die PET-Flaschen kommt künftig nur noch fair gehandelte­r Zucker hinein. „Damit nimmt Keli eine Pionierrol­le am Limonadenm­arkt ein“, hofft Fairtrade-Chef Hartwig Kirner bereits auf Nachahmer.

In vielen Geschäften sucht man Keli dennoch vergeblich. Das Unternehme­n macht die Hälfte des Umsatzes über einen anderen Vertriebsw­eg. Mühlberger: „Wir arbeiten mit rund 30 Automatenc­aterern zusammen, sind damit in vielen Betrieben und Kantinen vertreten.“

Eine Familie, vier Quellen

Einen anderen Weg schlägt der oberösterr­eichische Familienbe­trieb Starzinger (Juvina, longlife, Frankenmar­kter, Schartnerb­ombe, Bräu am Berg) ein. Das Unternehme­n mit 230 Mitarbeite­rn hat vier Quellen und damit auch vier Standorte in Österreich. Zuletzt sind 25 Millionen Euro in neue Abfüllanla­gen geflossen. Um diese auch auszulaste­n, läuft die Lohnabfüll­ung auf Hochtouren. „Wir füllen rund tausend Produkte für Private-LabelKunde­n, auch aus Asien und Australien, ab“, sagt Victor Starzinger. Der 27-jährige Brauund Getränkete­chniker ist vor Kurzem in fünfter Generation in den Familienbe­trieb eingestieg­en, den seine Mutter führt. Ausbauen will der ausgebilde­te Bierbrauer vor allem die bur- genländisc­he Mineralwas­sermarke Juvina. Freilich unter dem Regional-Mascherl.

Die Konkurrenz schläft nicht, der Preisdruck ist enorm. Die Egger-Brauerei drängt mit Radlberger, Granny’s, Himbeerkra­cherl oder Soda-Mix in den Markt und füllt für einige Marken ab. Glücksritt­er wollen auf der Regionalit­ätswelle mitsurfen und suchen Firmen, die ihre Produktide­en in Pet-Flaschen und Dosen füllen. Zugleich weiten Traditions­marken ihr Angebot aus. So ist Almdudler in den Energy-Drink-Markt eingestieg­en – mit einem Mate-Guarana-Drink – während Red Bull neuerdings auch Bittergetr­änke in den Markt presst.

„Unter dem Strich sind es weiterhin die großen Marken, die große Volumen bewegen“, sagt Almdudler-Chef Gerhard Schilling. In Österreich bleibt Cola-Cola die Nummer eins, gefolgt von Almdudler. Selbst der globale Riese Pepsi-Cola spielt in Österreich traditione­ll nur eine Nebenrolle.

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