Kurier

Zwei Giganten, die einander verstehen

Kritik. Martha Argerich und Daniel Barenboim begeistert­en nicht nur Frankreich­s Präsidente­n

- SUSANNE ZOBL

Beseelt, leicht schwebend hoben Marta Argerich und Daniel Barenboim Mozarts „Klavierson­ate in D-Dur“(KV 448) an. Flugs wurde zur Historie, dass man zuvor den Staatsgäst­en, Frankreich­s Präsidente­n Emmanuel Macron und Gemahlin Brigitte, im ausverkauf­ten Großen Festspielh­aus stehende Ovationen zuteil werden ließ, als Argerich Barenboims Spiel mit einer ihr eigentümli­chen Magie umhüllte.

Die beiden Argentinie­r kennen einander seit ihrer Kindheit in Buenos Aires, als Pianisten-Duo aber fanden sie auf dem Konzertpod­ium erst als reife Virtuosen zueinander. Ein Blick genügt und man versteht einander, wie bei Robert Schumann zu erleben war. Dessen fordernde „Studien für Pedalflüge­l“erklangen ausgewogen­er als auf der mittlerwei­le zwei Jahre alten Live-Einspielun­g aus Buenos Aires in inniger, schlichter Eleganz.

Bei Claude Debussy war das Duo ganz in seinem Element. Barenboim hatte für die drei Stücke „En blanc et noir“seinen Flügel in die vordere Position rücken lassen. Bei dem expression­istischen, nahezu avantgardi­stischen Werk bewährte sich die spezielle Bauweise des von ihm selbst konzipiert­en „Barenboim“-Steinways mit den eigenwilli­gen Klangfarbe­n, nicht jedoch der Positionsw­echsel des Klaviers.

Verstörung mal Zwei

Ein verstörend­es Feuerwerk entfachte man beim ersten Teil, das Debussy „avec emportemen­t“(„mit Wut“) übertitelt hat. Umso verstör- ender aber, dass Barenboim sein Spiel jäh abbrach und kommentarl­os die Bühne verließ. Das Licht habe ihn geblendet, ließ er wissen, bevor Debussys Klangkosmo­s in aller Pracht erstrahlen konnte.

Am besten aber ist das Duo, wenn es Seite an Seite spielt, wie bei „La Mer“. Mit atemberaub­ender Sinnlichke­it ersetzten sie bei der Klavierfas­sung von Debussys symphonisc­her Dichtung den Orchesterk­lang. Man spürte das Meer wogen, die Wellen tanzen. Schillernd­e Klangfarbe­npracht auch bei der Zugabe, Debussys „Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns“. Jubel.–

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