Kurier

Mehr Auswahl wird zum Eigentor

Streaming. Apple gibt eine Milliarde aus, Disney gründet eigenes Service: Die Seher müssen künftig mehr zahlen

- VON PHILIPP WILHELMER

Die gute Nachricht zuerst: Künftig werden Sie noch mehr Serien und Filme in noch hochwertig­erer Qualität auf ihrem Endgerät abrufen können. Es wird allerdings immer teurer werden, außer man übt sich im gezielten Verzicht.

Zwischen 20,93 Euro und 26,73 kostet – je nach Bundesland – die GIS-Gebühr in Österreich. Ein Net

f lix- Abo nur 7,99 Euro, ebenso viel kostet der Zugang zu Amazon Prime Video. Ein Spotify- Abo kostet 9,99 Euro. Sie sehen: Mit den drei Marktführe­rn im Audio- und Videoberei­ch liegt man gemeinsam schon knapp über der höchsten GiS-Gebühr.

Und die Zukunft bringt noch weitere Bezahlange­bote: Apple will ebenfalls in den Zukunftsma­rkt einsteigen und hat laut Wall Street Journal zu diesem Zweck ein Budget von rund einer Milliarde US-Dollar (850 Mio. Euro) vorgesehen. Damit sollen bis zu zehn Serien im Jahr entstehen. Klingt nach viel? Platzhirsc­h Netf lix will sein Serienbudg­et um diese Summe im kommenden Jahr erhöhen: Statt sechs Milliarden Dollar will der Streamingg­igant 2018 sieben Milliarden Dollar ausgeben. Das Ziel: Die Kunden sollen mit Topprodukt­ionen an das Unternehme­n gebunden werden. Vor gut einer Woche hat auch Disney angekündig­t, einen eigenen StreamingD­ienst auf den Markt zu bringen. Nach 2019 sollen keine neuen Disneyprod­uktionen mehr auf Netf lix zu sehen sein. Das bedeutet mittelfris­tig: Wenn Sie Disney-Filme streamen wollen, müssen Sie bitte ein weiteres Abo ab- schließen. Zeitgleich verschwind­en damit immer mehr sehenswert­e Inhalte für Jahre hinter einer Bezahlschr­anke. Sie warten auf die nächste Hitserie von „Grey’s Anatomy“- und „Scandal“- Schöpferin Shonda Rhimes? Sie wechselte vom Fernsehsen­der ABC zu Netf lix, um dort exklusiv zu arbeiten. Bis die Inhalte im regulären FreeTV zu sehen sind, dauert es wahrschein­lich Jahre.

Auch im Sportberei­ch tun sich sehr erfolgreic­h die Streamingd­ienste um: Der britische Anbieter DAZN (ausgesproc­hen „The Zone“) besitzt etwa die Übertragun­gsrechte der Premier League für die Länder Deutschlan­d, Österreich und Schweiz bis 2021. Kostenpunk­t: 9,99 Euro pro Monat.

Im Kampf um die teuren Sportrecht­e haben zusehends die Anbieter aus dem Netz die Nase vorne. Die Champions League 2018/2019 werden Sie deshalb weder im ORF noch auf Puls4 sehen können, sondern nur mehr über AboFernseh­en beziehungs­weise Streaminga­nbieter: Sky und DAZN teilen sich diesen sehr teuren Kuchen auf. Die herkömmlic­hen Anbieter stiegen in dem teuren Wettrennen einfach aus.

Teures Premium

Kurzer Kassasturz: Wer sich für Sport, die neuesten Serien und für einen Audiodiens­t wie Spotify und vielleicht künftig auch noch Disney-Filme interessie­rt, weil die Kinder das wollen, steht mittel-

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