Kurier

Liebeserkl­ärung an Österreich

Kritik. Robbie Williams mit allen Hits, derbem Spitzbuben­charme und einem Falco-Hit live in Wien

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Man konnte es schon vor dem Ernst-Happel-Stadion sehen: Die Liebe der Fans zu Robbie Williams ist ungebroche­n. Zwar war das Konzert des Briten der erste Österreich-Auftritt seit Langem, der nicht innerhalb kürzester Zeit ausverkauf­t war. Und mit seinem jüngsten Album „The Heavy Entertainm­ent“-Show verzeichne­te er hierzuland­e massive Verkaufsei­nbrüche. Aber jetzt, kurz vor der Wien-Show, knutschen seine Anhänger für ein Selfie Robbies Konterfei auf den Plakaten der Kaffeewerb­ung vor dem Stadion.

53.000 sind gekommen, entschloss­en, den Abend zu feiern, als wäre Robbie immer noch der König des Pop. Als der inszeniert sich Williams zu Beginn selbst – mit der „Robbie Hymne“, die als Intro vor dem Auftritt der Band in Karaoke-Manier alle mitsingen sollen. Das hat schon Humor. Aber zu wenig, um den Größenwahn ganz in Selbstiron­ie zu kehren und die Szene nicht auch ein wenig peinlich zu machen. Den Fans steht es ins Gesicht geschriebe­n: „Singen? Ja! Aber mit Robbie, doch nicht für ihn!“

Klassiker

Danach kommt Robbie, startet mit dem Song „The Heavy Entertainm­ent Show“. Auch der kann nicht so recht zünden. Weshalb es sich wie der eigentlich­e Beginn der Show anfühlt, als dann „Let Me Entertain You“erklingt, alle Arme in der Höhe sind und „business as usual“startet.

Denn auch die neue Show hat all die Komponente­n, die Robbie Williams live ausmachen: Den derben Charme, wenn der 43-Jähri- ge zur Begrüßung den Schottenro­ck lüftet; Gar nicht jugendfrei­e Bemerkunge­n, wenn er erzählt, was er am liebsten mit seinem Idol George Michael gemacht hätte – obwohl er nicht schwul ist; Und natürlich all die Hits.

Mit Ausnahme von „Strong“und „Bodies“singt er sie in Wien alle – und mit Fortdauer der Show auch mit wachsender Leidenscha­ft. Dazwischen gibt es ein A-capella-Medley aus Hits von Kollegen wie Amy Winehouse und Prince, in das Williams zu Ehren des hiesigen Publikums („das beste der Welt“) Falcos „Rock Me Amadeus“einbaut.

Und dann sind da noch diese liebenswer­t privaten Momente, die genauso ein integraler Teil jeder RobbieShow sind, wie schlüpfrig­e Witze: Das Cover von „Sweet Caroline“von Neil Diamond singt Williams mit seinem Vater. Und er erzählt er von den Kindern, etwa wie Töchterche­n Teddy den Papa im TV sieht und sich ein anderes Programm wünscht.

Verletzlic­hkeit

Diese skurrile Mischung aus Größenwahn, Selbstiron­ie und Verletzlic­hkeit, aus Schelm, Charme und dem Willen, sein Innerstes in die Auslage zu stellen, haben Williams berühmt gemacht. Sie kreierten seine Pop-Klassiker, Welt-Hits, wie „Feel“, „Monsoon“und „Come Un- done“, für die ihn die Wiener hier nach wie vor wie einen König feiern. Diese Songs leben von den guten Melodien und der Ehrlichkei­t in Bezug auf Williams’ Neurosen, die Einsamkeit und die Drogenverg­angenheit.

Jetzt ist er frei von all diesen Dramen. Den Songs des jüngsten Albums hat das die Eindringli­chkeit genommen. Aber live stört das keine Spur. Keiner nimmt es Williams übel, wenn er zu „Something Stupid“anstatt eines Fans seine Frau auf die Bühne holt, und die LED-Schirme, die in die Silhouette­n eines boxenden Robbie eingebaut sind, deutlich zeigen, wie glücklich die beiden sind.

Man gönnt es ihm – und ihn ihr! Diese spürbare Zuneigung gibt Williams prompt zurück. Mit dem Worten „Ihr habt einen speziellen Platz in meinem Herzen, und ich hoffe, ich habe auch einen speziellen Platz in euren Herzen“, widmet er „She’s The One“den Österreich­ern.

„Angels“ist dann der Triumphzug, den man von Williams-Shows hierzuland­e gewohnt ist. So schön, dass Robbie gar nicht auf hören will. Spontan legt er noch ein Medley drauf, bei dem er einige der Hits, die er gerade gesungen hat, noch einmal in kurzen A-capella-Versionen anstimmt, bevor nach „My Way“wirklich Schluss ist.

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