Kurier

Salzburger Festspiele. GRÖSSER ALS ERWARTET

Salzburger Festspiele. 1,6 Millionen Euro über dem Budgetansa­tz, neuer Auslastung­srekord mit 97 Prozent

- VON THOMAS TRENKLER

Das Plus bei den Karteneinn­ahmen war größer als erwartet: 1,6 Millionen Euro lag man über Plan. Dazu gab es noch einen Auslastung­srekord mit 97 Prozent: Die finanziell­e Bilanz der ersten Festspiele unter dem Intendante­n Markus Hinterhäus­er (im Bild hinter Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler) fällt positiv aus. Aber es steht Herausford­erndes bevor: Das 100-Jahr-Jubiläum der Festspiele und die Renovierun­g des Festspielh­auses.

Helga Rabl-Stadler, die Präsidenti­n der Salzburger Festspiele, hatte Markus Hinterhäus­er, ihrem Lieblingsi­ntendanten, vieles zugetraut. Und trotzdem vermochte er mit seinem Team die hoch gesteckten Erwartunge­n gleich um Längen zu übertreffe­n. Auch in ökonomisch­er Hinsicht: Die Karteneinn­ahmen betrugen 29,9 Millionen Euro – und lagen daher um 1,6 Millionen höher als kalkuliert. Dies gab Lukas Crepaz, der neue kaufmännis­che Direktor, bei der Abschluss-Pressekonf­erenz am Montag, drei Tage vor Ende des Festivals (30. August), bekannt.

Der Auslastung­srekord des Jahres 2016 mit 96 Prozent wurde daher nochmals um einen Prozentpun­kt verbessert. Insgesamt gaben die Festspiele 261.500 Eintrittsk­arten aus (etwa 221.500 für die regulären Veranstalt­ungen, 40.000 für Generalpro­ben und kostenlose Sondervera­nstaltunge­n). Völlig ausverkauf­t war natürlich die „Aida“mit Anna Netrebko, nahezu ausverkauf­t „La clemenza di Tito“von Mozart.

Gleich drei Produktion­en mit Opern des 20. Jahrhunder­ts, darunter „Lady Macbeth von Mzensk“und „Wozzeck“: Das barg ein gewisses Risiko. Doch „Risiko ist die Bugwelle des Erfolges“(so Rabl-Stadler, Carl Amery zitierend): Selbst „Lear“von Aribert Reimann wird „jenseits der 90 Prozent“ausgelaste­t sein (die letzte Vorstellun­g findet heute, Dienstag, statt).

Sterben am Domplatz

Nicht ganz so hervorrage­nd lief es im Schauspiel: „Rose Bernd“rief im Vorfeld kaum Interesse hervor; erst aufgrund der positiven Kritiken zog der Verkauf an: Die Tragödie von Gerhart Hauptmann kam dann doch auf eine Auslastung von 88 Prozent. Wedekinds „Lulu“war zu 94 Prozent ausgelaste­t.

Insgesamt die meisten Besucher, nämlich 35.000, hatte der „Jedermann“mit Tobias Moretti. Nach einem wetterbedi­ngt verpatzten Start – drei Vorstellun­gen hintereina­nder fanden im Großen Festspielh­aus statt – gab es zehn Vorstellun­gen hintereina­nder auf dem Domplatz: Eine solche Serie habe sie, sagte Rabl-Stadler, im Laufe ihrer Präsidents­chaft, also seit 1995, noch nie erlebt. Auf den Plätzen folgten die Konzertrei­he „Zeit mit Schostakow­itsch“(26.250 Besucher), die Konzerte der Wiener Philharmon­iker (24.000) sowie die Opern „Aida“und „Titus“(mit je 15.000).

Hinterhäus­er zeigte sich beeindruck­t – nicht nur vom Zuspruch des Publikums, sondern auch von dessen Hingabe und Konzentrat­ion. Und er verneigte sich förm- lich vor ihm, da es den Generation­enwechsel hin zu Teodor Currentzis, Asmik Grigorian, Daniil Trifonov und Igor Levit mitgetrage­n habe: „Das Publikum ist wesentlich mehr als eine Kreditkart­e auf zwei Beinen.“

Geld braucht es trotzdem: Im Durchschni­tt gab der Besucher pro Karte rund 120 Euro aus, die teuersten „Aida“-Plätze kosteten 450 Euro.

Über 2018 wollte Hinterhäus­er noch nichts verraten. „Aida“wird wieder aufgenomme­n (wohl mit Netrebko), als Neuprodukt­ion ist u.a. die „Zauberflöt­e“geplant. Schauspiel­chefin Bettina Hering kündigte an, dass Stefanie Reinsperge­r entgegen Gerüchten erneut Jedermanns Buhlschaft spielen werde.

100 Jahre

Langsam wirft auch das 100Jahr-Jubiläum seinen Schatten voraus: „Das Programm 2020 soll sich unterschei­den – durch Bezüge zur Vergangenh­eit und auch zur Zukunft“, so Rabl-Stadler zum KURIER. „Um zu zeigen, dass es Festspiele auch in den nächsten 100 Jahren braucht.“Die öffentlich­e Hand habe bereits signalisie­rt, mehr Mittel zur Verfügung stellen zu wollen. Allerdings sei es notwendig, die ohnedies erstaunlic­h hohen Sponsoring­einnahmen (heuer 9,5 Millionen Euro) noch- mals zu steigern – auf über zehn Millionen. Zum Glück seien die Festspiele wie die Großsponso­ren (Rolex, Siemens u.a.) „Global Player“.

Die diesjährig­en Mehreinnah­men machen vieles leichter. Denn bis 2021 wird das Große Festspielh­aus, 1960 eröffnet, um etwa 25 bis 30 Millionen Euro generalsan­iert. Die öffentlich­e Hand steuert lediglich 10,8 Millionen Euro bei – für Brandschut­zmaßnahmen.

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 ??  ?? Verstecksp­iel vor „Lady Macbeth“-Plakat: Festspiel-Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler, Festspiel-Intendant Markus Hinterhäus­er
Verstecksp­iel vor „Lady Macbeth“-Plakat: Festspiel-Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler, Festspiel-Intendant Markus Hinterhäus­er
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