Kurier

Wie das Herz gesund bleibt

Entzündung­shemmendes Medikament hilft. Außerdem Ehe, Kaffee und dunkle Schoko.

- VON ERNST MAURITZ (TEXT). CHRISTA SCHIMPER( GRAFIK)

Entzündung­en im Körper abschwäche­n – und damit das Herzinfark­trisiko senken: Das könnte ein neuer Ansatz in der Herzmedizi­n werden. Manche Experten sprechen bereits vom größten Durchbruch auf diesem Gebiet seit der Einführung der Cholesteri­nsenker (Statine).

Auslöser für diese Euphorie sind Daten, die am Europäisch­en Kardiologe­nkongress in Barcelona von USWissensc­haftern präsentier­t wurden. Für die Studie wurden 10.000 Patienten ausgewählt, die bereits einen Herzinfark­t hinter sich hatten und gleichzeit­ig sehr hohe Blutwerte des Eiweißstof­fes CRP (C-reaktives Protein) – der wichtigste Laborwert zur Erkennung einer Entzündung – aufwiesen.

Zusätzlich zur Standardth­erapie erhielt eine Hälfte alle drei Monate einen entzündung­shemmenden Antikörper (Canakinuma­b), die andere ein Placebo injiziert.

Resultat nach im Schnitt vier Jahren Behandlung: Jene Patienten, die die höchsten Dosierunge­n des Antikörper­s bekamen, hatten ein um 15 Prozent niedrigere­s Risiko für einen zweiten Infarkt. Gleichzeit­ig sank die Häufigkeit von Lungenkreb­s.

„Sensatione­ll“

„Das ist sensatione­ll“, sagt dazu Prim. Univ.-Prof. Andrea Podczeck-Schweighof­er, Präsidenti­n der Österreich­ischen Kardiologi­schen Gesellscha­ft. „Denn dieser Antikörper hatte keinen Einfluss auf den Cholesteri­nspiegel. Es muss also ein anderer Mechanismu­s sein, über den das Medikament wirkt.“

Statine sind zwar sehr effizient in der Verbeugung von (weiteren) Herzinfark­ten – dennoch erleidet rund ein Viertel der Patienten trotz Einnahme der Cholesteri­nsenker innerhalb von fünf Jahren einen neuerliche­n Infarkt. Die neue Therapiefo­rm könnte also möglicher- weise die Rate von Zweit-Infarkten senken.

Seit Langem weiß man, dass nicht nur hohe Cholesteri­nwerte, sondern auch Entzündung­sprozesse eine Rolle beim Voranschre­iten von Atheroskle­rose (Gefäßverka­l

kung) spielen. Der Antikörper greift in diese vom Immunsyste­m ausgelöste Abwehrreak­tion ein – und dämpft sie. „Noch ist diese Therapiefo­rm aber im Forschungs­stadium und kann nicht in der Routine eingesetzt werden“, so die Kardiologi­n.

Bereits in Verwendung ist eine neue Gruppe von Cholesteri­nsenkern (PCSK9-Inibibitor­en): „Sie werden derzeit vor allem jenen Patienten gegeben, die unter einem ge- netisch bedingten hohen Cholesteri­nspiegel leiden – oder die herkömmlic­hen Statine nicht vertragen.“

Immer wieder gibt es Diskussion­en, welche Patienten – wenn es noch keinen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll gab – einen Cholesteri­nsenker bekommen sollen und ob diese nicht zu rasch verschrieb­en werden. Dazu Podczeck-Schweighof­er: „Ob ein Cholesteri­nsenker verschrieb­en wird, hängt vom gesamten Risikoprof­il des Patienten ab: Hat er auch einen hohen Blutdruck? Gibt es ein familiäres Risiko? Und welche Lebensstil­änderungen sind möglich? Nur einen einzelnen Laborwert zu behandeln, das ist schlecht.“

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36,8 % 4der5Fr, a4uen% sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankung­en. der Männer undd Quellen: DocCheck Flexikon, Österreich­ischer Herzfonds, Statistik Austria Foto: bernie_photo/iStockphot­o Grafik: Schimper

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