Kurier

„Das hätt’ i a schon g’wusst“: Hitziges Gefecht im ORF mit Kurz

Sommergesp­räch. ORF-Moderator Tarek Leitner verwickelt­e Sebastian Kurz in ein hartes Streitgesp­räch.

- VON DANIELA KITTNER

In einem von Tarek Leitner strikt geführten Interview manövriert­e der ORF-Moderator ÖVP-Chef Sebastian Kurz in ein hitziges Gespräch. Mehrfach sagte Leitner: „Sie beantworte­n meine Frage nicht.“- „Ich wollte Konkretes hören.“- „Sie spannen den ganzen Bogen zu jedem Detail. Lassen Sie mich auch Fragen stellen.“– „Das hätt’ i a schon g’wusst“.

Immer wieder unterbrach er Kurz und mahnte ihn zur Präzision. So wollte er zum Beispiel genau und konkret wissen, welche Förderunge­n Kurz zu streichen gedenke, während Kurz das Durchforst­en von Förderunge­n als nur einen von mehreren Punkten nannte, mit de- nen er die Steuer- und Abgabenquo­te auf 40 Prozent zu senken gedenke. Kurz konterte, indem er wiederholt einfordert­e, ihn ausreden zu lassen: „Geben Sie mir nur eine Minute.“

„Transparen­z wichtig“

Besonders genau wollte Leitner wissen, ob Kurz für eine Obergrenze privater Spenden an Parteien sei. Kurz sagte, man könne über eine Obergrenze reden. In den erst kürzlich beschlosse­nen, derzeit geltenden Regeln sei zwar keine Obergrenze enthalten, sehr wohl aber der Auftrag zur Transparen­z. Kurz: „Transparen­z ist wichtig, denn wenn die Wähler wissen, woher die Spenden kommen, können Sie sich ein Bild machen.“Er halte nichts davon, nach Obergrenze­n zu rufen und nicht einmal die geltenden Regeln einzuhalte­n, sondern sich „über Vereinskon­struktione­n Geld von Haselstein­er“geben zu lassen. Leitner: „Sie beantworte­n meine Frage nicht, sondern reden von den Ne- os.“Kurz: „Nein, ich rede eigentlich von der SPÖ.“

Leitner wollte wissen, warum Kurz sein Programm nicht auf einmal, sondern in drei Teilen vorlege. Kurz: „Das Programm ist 250 Seiten dick geworden. Deswegen haben wir uns entschiede­n, das in drei Teilen zu präsentier­en. Ich wollte nicht, dass nur ein Teil, die Migration, medial heraus genommen wird, und der Rest geht unter.“

Zu Koalitione­n nach der Wahl sagte Kurz: „Wir mauscheln nicht vor der Wahl. Wir hauen auch nicht auf den Gegner hin. Nach der Wahl beurteilen wir, welche Koalition möglich ist.“

Leitner: „Warum haben Sie die Koalition aufgekündi­gt?“Kurz: „Ich habe jahrelang Minimalkom­promisse erlebt, man hat sich gegenseiti­g keine Erfolge gegönnt. Die Regierungs­spitzen waren durch keine Wahl legitimier­t und der Dauerwahlk­ampf hatte bereits eingesetzt.“Leitner: „Aber es war die ÖVP, die im ersten Halbjahr vor dem Obmannwech­sel bereits zwei Millionen für Wahlkampf ausgab.“

Was ist christlich?

Dann fragte Leitner nach den Flüchtling­skoordinat­oren Christian Konrad und Ferry Maier. Letzterer hätte gesagt, das Christlich­e in der ÖVP sei verloren gegangen. Kurz: „Viele wollten etwas Gutes tun, Menschen helfen, aber auch etwas für ihr eigenes Gewissen tun.“Er sehe das als Außenminis­ter anders. Wichtig sei die Hilfe für die Menschen vor Ort, und diese habe er verdoppelt.

Leitner fragte erneut nach der Homo-Ehe, Kurz blieb dagegen.

„Wenn die Leute wissen, woher die Spenden kommen, können sie sich ein Bild machen.“Sebastian Kurz ÖVP-Obmann

 ??  ?? Sebastian Kurz und Tarek Leitner im medialen Ringkampf: „Geben Sie mir eine Minute.“– „Ich habe Ihnen schon 36 Minuten gegeben.“
Sebastian Kurz und Tarek Leitner im medialen Ringkampf: „Geben Sie mir eine Minute.“– „Ich habe Ihnen schon 36 Minuten gegeben.“

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