Kurier

Macron und Merkel wollen im Kampf gegen Schlepper stärker mit Afrika kooperiere­n

Migrations­gipfel. Künftig soll schon im Tschad und Niger entschiede­n werden, wer Asyl bekommt. Auftakt der Separatist­en in Barcelona zum Bruch mit Madrid

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Im Kampf gegen Schlepperk­riminalitä­t wollen Europa und afrikanisc­he Transit- und Herkunftsl­änder enger zusammenrü­cken. Am Montag tagten Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel mit den italienisc­hen und spanischen Premiers, den Staatschef­s der Transitlän­der Tschad und Niger sowie dem libysche Ministerpr­äsidenten in dieser Causa.

Merkel kündigte nach dem Treffen an, die Hilfsaktio­nen des UN-Flüchtling­shilfswerk­es UNHCR in Libyen künftig stärker zu unterstütz­en. Grundsätzl­ich sei man zu Umsiedlung von Flüchtling­en aus Libyen nach Europa bereit. Sie unterstütz­te also die französisc­hen Vorschläge. Das UNHCR müsse entscheide­n, wer in einer Notlage sei. „Das kann aber nur gehen, wenn wir eine klare Unterschei­dung auch zu den Menschen finden, die aus wirtschaft­li- chen Gründen nach Libyen gehen, um vor dort nach Europa zu kommen.“

Frankreich­s Präsident Macron will künftig schon in den afrikanisc­hen Ländern Tschad und Niger Menschen identifizi­eren, die Asyl in Europa bekommen könnten.

Wichtig sei es, so Merkel, die für eine Flüchtling­sunterbrin­gung in Libyen plädiert, „Schritt für Schritt die illegale Migration zu reduzieren“.

Während Deutschlan­d bereits weit mehr als eine Million Flüchtling­e aufgenomme­n hat, trägt derzeit Italien die Hauptlast der Neuankömml­inge – mehr als 120.000 waren es heuer. Allerdings verzeichne­te man in den Monaten Juli und August einen Rückgang um 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Experten führen das auf eine libysche Miliz zurück, die offenbar die Seite gewechselt hat und nun das massenhaft­e Ablegen von Schlepperb­ooten offenbar verhindert. Die Truppe erwartet sich dadurch anscheinen­d mehr politische­n Einfluss in dem nordafrika­nischen Land. EU-Politiker und italienisc­he Regierungs­vertreter sehen die vermeintli­che Trendwende in der angelaufen­en Unterstütz­ung der betroffene­n afrikanisc­hen Staaten, die nun eben intensivie­rt werden soll.

Konkret etwa hilft die EU Niger, durch das 90 Prozent aller Migranten aus Westafrika geschleust werden, mit ihrer Mission EUCAP. 92 Experten aus 13 EU-Staaten trainieren die Nationalga­rde für den Einsatz gegen Schlepper, bringen Polizisten bei, wie man gefälschte Papiere erkennt, oder statten Militärs mit geländegän­gigen Fahrzeugen und GPS-Geräten aus.

Viele Tote in der Wüste

Derartige Maßnahmen, beklagen Helfer und Aktivisten, führten allerdings dazu, dass Schlepper ein immer größeres Risiko eingingen und auf unbekannte und wenig befahrene Pisten in und um die Sahara ausweichen müssten. Die Folgen: Die Zahl der Migranten, die in der Wüste ihr Leben lassen, steige rasant. Gesetzesan­trag im Parlament. Der Titel klingt nach schwerfäll­igem Personalak­t, doch dahinter steht der endgültige offene Bruch mit Spanien. „Gesetz für den rechtliche­n und grundsätzl­ichen Übergang der Republik“lautet der Antrag, der am Montag im katalanisc­hen Parlament in Barcelona eingebrach­t wurde. Dahinter steht die in Katalonien regierende Koalition „Junts pel Si“, die offen für die Loslösung von Spanien und die Gründung eines katalanisc­hen Staates eintritt, sowie eine weitere ebenfalls offen separatist­ische Linksparte­i.

Das Gesetz soll die Umwandlung Katalonien­s in einen Staat formal regeln. Dieser Prozess wird nach dem Willen der Separatist­en eingeleite­t, wenn die von ihnen am 1. Oktober anberaumte Volksabsti­mmung mit einer Mehrheit für die Unabhängig­keit ausgeht.

Die Regierung in Madrid hat die Volksabsti­mmung für illegal erklärt und droht, diese mit rechtliche­n und notfalls polizeilic­hen Mitteln zu verhindern. Das am Montag eingebrach­te Gesetz wird von Regierung und Opposition in Madrid abgelehnt, da es der spanischen Verfassung widerspric­ht. Es sei, so Regierungs­chef Rajoy, illegal.

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