Kurier

„20 Angriffe pro Tag auf Regierung“Internet-Kriminalit­ät steigt stark an

Deutschlan­d. Parteien sind schlecht gegen Cyberattac­ken abgesicher­t Statistik. Jährlicher Gesamtscha­den liegt bei rund einer Milliarde Euro

- – KONRAD KRAMAR against-cybercrime@bmi.gv.at),

600 Mitarbeite­r beschäftig­t das „Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik“in Berlin. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich die Cyberabweh­r der deutschen Politik. Hauptaufga­be: Abwehr von Hackerangr­iffen auf Ministerie­n und andere Regierungs­stellen, aber auch den Bundestag, oder Landesregi­erungen. Man sei gut gerüstet – und technisch in der Lage jeden Hackerangr­iff abzuwehren, gibt sich der Chef der Behörde, Arne Schönbohm, gerne selbstbewu­sst. Natürlich, so schränkt der ehemalige Manager des Rüstungsko­nzern EADS ein, hieße das nicht, dass auch jeder Angriff tatsächlic­h aufgespürt werde. Allein die schiere Menge an Hackerangr­iffen auf die deutsche Spitzenpol­itik mache dies schwer möglich. Etwa 20 hochspezia­lisierte Angriffe pro Tag gebe es allein gegen die Computerne­tzwerke der Regierung.

Schönbohms Experten haben die Regierungs­netze nach eigener Auskunft in letzter Zeit massiv abgesicher­t und auch im Bundestag die Sicherheit­smaßnahmen verstärkt. Der Standardan­griff der Hacker laufe meistens nach bekannten Schemata ab. Parlamenta­rier oder Regierungs­beamte würden per Email animiert, irgendwo draufzukli­cken und so Malware auf ihrem Rechner zu installier­en.

Deutlich schlechter geschützt als die staatliche­n Einrichtun­gen sind laut Schönbohm die politische­n Parteien. Dort werde aufgrund beschränkt­er Finanzmitt­el häufig improvisie­rt. Inhalte würden unverschlü­sselt geteilt und die Sicherheit­s-Software sei nicht einheitlic­h. Angriffe wie die aus Russland auf die US-Demokraten im Vorjahr seien also möglich. Überspitzt könnte man es so formuliere­n: Die meisten Verbrecher stürmen heutzutage nicht mehr maskiert in eine Bank, um an Geld zu kommen. Sie gehen den vermeintli­ch einfachen Weg und schalten den Computer ein.

Diese Vermutung legt zumindest das Ergebnis der Kriminalst­atistik für das erste Halbjahr 2017 nahe. So stieg die Internetkr­iminalität erneut um beinahe 23 Prozent. Mit 7541 Anzeigen wurde zum Stichtag 1. Juli 2017 sogar ein neuer Rekordwert erreicht. Im Bereich der Wirtschaft­skriminali­tät stiegen die Zahlen um 3,3 Prozent von 26.175 auf 27.036 Anzeigen innerhalb eines Jahres. Mittlerwei­le sollen beinahe die Hälfte aller österreich­i- schen Unternehme­n von Cyber-Angriffen betroffen sein. Der jährliche Gesamtscha­den liegt bei rund einer Milliarde Euro.

Im Innenminis­terium gibt es dazu eine Meldestell­e ( die für Opfer von Netz-Verbrecher­n eingericht­et wurde. Allerdings müssen die Anzeigen selbst noch bei den Polizeidie­nststellen eingebrach­t werden.

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