Ein herrliches Fest der grandiosen Stimmen
Kritik. Gaetano Donizettis „Lucrezia Borgia“konzertant bei den Salzburger Festspielen – Reprise am 30. August
„T’ amo qual s’ ama un angelo“(„Ich liebe dich wie man einen Engel liebt“): Mit dieser Auftrittsarie zu Beginn des zweiten Aktes versetzte Juan Diego Flórez mit etlichen Spitzentönen sein Publikum wieder einmal in Raserei. Aber auch sonst faszinierte der peruanische Startenor als Gennaro wieder mit seiner perfekt sitzenden, hellen Stimme, vielen Farbnuancen, großer Leidenschaft und vor allen mit seiner ungefährdeten, oft lange ausgekosteten Höhe.
Offenbar hatte man die Opernrarität „Lucrezia Borgia“von Gaetano Donizetti auch deshalb bei den Salzburger Festspielen angesetzt, damit er in einer neuen Rolle brillieren konnte. Allerdings nur konzertant, was auch gut war, denn die Handlung dieser 1833 in Mailand uraufgeführten, seinerzeit sehr beliebten, heute selten aufgeführten Belcanto-Oper (2010 etwa an der Wiener Staatsoper ebenfalls nur konzertant), kann nur als wirr bezeichnet werden.
Sie beschreibt Stationen dieser Renaissancefürstin, einer düsteren Persönlichkeit, der man vom Giftmord über Inzest bis Verrat und Intrigen alles nachsagt und dessen Libretto auf Victor Hugo zurückgeht. Donizetti hat sie in hinreißende Musik verpackt, wobei große Ensembleszenen besonders hervorragen aber auch prachtvolle Arien für echte Belcanto-Sänger.
Exemplarisch
Und die waren im reichen Maße vorhanden: Perlende Koloraturen, eine ungemeine Flexibilität, eine ungetrübte Höhe und eine exemplarische Artikulation: Auch bei Krassimira Stoyanova als Titelheldin gerät man unwillkürlich ins Schwärmen, die obwohl schon im Strauss Heldin aktiv, auch im Belcanto Fach faszinieren kann, einzig die notwendige schillernde Zweideutigkeit ist nicht ihre Sache.
Ildar Abdrazakov ist ein präsenter, kerniger Herzog Alfonso, ihr Gemahl. Teresa Iervolino ist ein herrlich gefärbter, auch viel vielbejubelter Maffio Orsini, homogen der Chor der Wiener Staatsoper (Ernst Raffelsberger).
Wunderbar kapellmeisterlich (im positiven Sinn des Wortes) begleitet wurden sie von Marco Armiliato, der das Mozarteumorchester Salzburg ungemein sicher, farbenreich und nur manchmal eine Spur zu „brav“musizieren lässt. Jubel!