Kurier

Im musikalisc­hen Neuland, wo das junge Publikum für den Jazz fehlt

- – WERNER ROSENBERGE­R

Saalfelden. „Der Jazz ist nicht tot. Er riecht nur seltsam.“Frank Zappas berühmtes Zitat fällt einem nach dem 38. Jazzfestiv­al in Saalfelden wieder ein. Dort hat man heuer Musik in einer Vielfalt wie sonst selten geboten. Und Intendant Mario Steidl agiert offensicht­lich nach Goethes Aphorismus: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“

Schöne Hörerlebni­sse mit Nachhall im Hirn waren u.a. der Act der Pianistin Sylvie Courvoisie­r und Sonntag die lyrischen „Songs with Strings“des Saxofonist­en Wolfgang Puschnig mit dem Koehne Quartett.

Aber nicht überall, wo Jazz draufsteht, ist er auch drin. Oder oft nur in homöopathi­schen Dosen. Manches wirkt wie von „Wien Modern“entlehnt. Oder von Folk-, Pop- oder Rock-Events verirrt. Aber wenn die Freiheit grenzenlos ist, und alles unter der Flagge „Jazz“segelt, führt die Reise zwangsläuf­ig in die Beliebigke­it.

Überalteru­ng

Dazu kommt, dass die JazzFreak-Oldies langsam aussterben und das junge Publikum (noch) ausbleibt, wie Steidl beklagt. Eine Musikszene, die mittlerwei­le alle Stile und Elemente von Urschrei bis Noise, von Volksmusik bis kompositor­ische Avantgarde mischt und durch den Fleischwol­f dreht, braucht neugierige neue Zuhörer, die bereit sind, sich auch mit anspruchsv­ollen Projekten auseinande­rzusetzen.

Aber da hat man es im Pinzgau, wo konsequent die Experiment­e Programm sind, schwerer als etwa in Montreux oder beim Jazzfest Wien, wo schon seit Jahren nonchalant auch Gehörgängi­ges in Form von Rock- und Pop-Acts als „Jazz“vermarktet wird – und wo man damit auch den Nachwuchs gewonnen hat.

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