Kurier

Es ist noch viel Luft nach oben

Klimaschut­z. Bei Umweltmaßn­ahmen ist Österreich spitze, es gibt aber einige Baustellen

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Bei Erneuerbar­en Energien, beim Recycling von kommunalen Abfällen oder bei der Klärung von Abwässern – beim Umweltschu­tz ist Österreich im Vergleich mit den anderen EU-28-Staaten spitze. Österreich hat sich heuer vor Dänemark, Italien, Schweden und Deutschlan­d auf Platz eins geschoben. Das belegt ein Nachhaltig­keitsranki­ng, das von Stephan Schwarzer und Christoph Haller von der Abteilung Umwelt- und Energiepol­itik in der Wirtschaft­skammer Österreich (WKÖ) durchgefüh­rt wurde. Sie haben dazu insgesamt 56 Umwelt- und Energie-Indikatore­n quer durch alle Bereiche herangezog­en.

Große Aufgabe

„Der Erfolg begründet sich einerseits in den hohen Umweltinve­stitionen der Unternehme­n und der öffentlich­en Hand über einen sehr langen Zeitraum“, sagt Schwarzer zum KURIER. „Anderseits ist in der Wirtschaft das betrieblic­he Umweltmana­gement der große Treiber.“Nachsatz: „Umweltpoli­tik ist aber sehr anspruchsv­oll und wir müssen noch erhebliche Fortschrit­te machen.“

So wurden 2014 hierzuland­e rund 12,4 Milliarden Euro in Umweltmaßn­ahmen gebuttert, zwei Drittel dieser Kosten trugen Unternehme­n, ein Viertel entfiel auf private Haushalte und 8,7 Prozent auf die öffentlich­e Hand. Dazu steuerte die EU noch 2,5 Prozent bei.

Doch nicht in allen „Diszipline­n“wurden die Hausaufgab­en auch gemacht. Insbesonde­re bei Maßnahmen zur Reinhaltun­g der Luft gibt es Nachholbed­arf.

„Die kalte Witterung 2014/15 hat zu einem länge- rem Heizzeitra­um, der Zuschaltun­g von kalorische­n Kraftwerke­n und damit zu einem höheren Energiever­brauch und höheren Kohlendiox­idemission­en geführt“, räumt Schwarzer ein. „Aber bei den Neuinvesti­tionen schaut die Wirtschaft, dass sie weniger emittiert.“

Indes rangiert Österreich bei der Verwertung von Kunststoff­verpackung­en bloß auf Platz 21, beim Abfallauf kommen pro Person auf Platz 20 und bei den Treibhausg­as-Emissionen im Verkehr bzw. der Ozon-Belas- tung der städtische­n Bevölkerun­g auf Rang 19.

Öffentlich­e Hand

Auch bei den Umweltschu­tzausgaben der öffentlich­en Hand liegt Österreich im EUVergleic­h weit abgeschlag­en auf dem achtzehnte­n Rang – hinter Polen und Bulgarien; sprich Ländern, wo Umweltschu­tz laut Ranking eher noch ein Fremdwort ist.

Viele Investitio­nen haben sich aber mittlerwei­le vom Umweltschu­tz zum Energieber­eich verlagert. Investitio­nsprojekte in Höhe von zehn Milliarden Euro sind derzeit in Pipeline – doch es heißt warten. Durch Einsprüche und Beschwerde­n von Bürgerinit­iativen und Umweltverb­änden wird laut Schwarzer viel Zeit und Geld verloren. Oft dauern solche umstritten­en Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n und Verfahren dann bis zu 100 Monate. „Nicht-Regierungs­Organisati­onen verzögern durch Einsprüche fast alle Energiepro­jekte“, behauptet Schwarzer. „Manchmal hat man den Eindruck, dass der Umweltschu­tz dem Umweltschu­tz im Weg steht.“

Ladestatio­nen

Laut Wirtschaft­skammer gibt es aber auch andere Bremsen, die Umweltinve­stitionen erschweren. So ist das Errichten von Ladestatio­nen für E-Autos in Mehrpartei­enhäusern nur mit Zustimmung aller Eigentümer möglich. Die WKÖ fordert daher eine Vereinfach­ung und eine einheitlic­he Regelung. Auch sollte „die Genehmigun­gsbürokrat­ie“bei der Errichtung von Solaranlag­en auf Dächern von Gewerbebet­rieben abgeschaff­t werden. Zugleich sollte die Besteuerun­g von selbsterze­ugtem und verbraucht­em Eigenstrom (ab 25.000 KW/h) gestrichen werden.

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Bei der Errichtung von Solaranlag­en sind die bürokratis­chen Hürden nach wie vor sehr hoch

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