Merkel ist für Polen „beste Lösung“
Polen. Wenn die Kanzlerin erneut gewinnt, wäre es das geringere Übel
„Angela Merkel ist für uns Polen die beste Lösung“, verkündete Jaroslaw Kaczynski, Parteichef der in Polen regierenden „Recht und Gerechtigkeit“(PiS) in einem Bild- Interview im vergangenen Jahr. Und diese Meinung hat der einf lussreichste Politiker an der Weichsel bislang nicht revidiert.
Die deutsche Bundeskanzlerin gilt dort als beliebt. Vielleicht fehlen auch darum direkte Angriffe auf die deutsche Regierungschefin von der zunehmend deutschlandfeindlichen Riege in Warschau. Die Deutsche wurde 2015 nach Umfragen in Polen zur Politikerin des Jahres gewählt. Polen, die auf deutsche Dominanz allergisch reagieren, schätzen ihren zurückhaltenden Politik- stil, die distanzierte Haltung zu Russland – und ihre polnischen Wurzeln, die 2013 bekannt wurden.
Martin Schulz erscheint dem Regierungslager und teils auch der Opposition als weit weniger erwünscht. Aus Tradition – grundsätzlich ist die SPD dem Gros polnischer Politiker aufgrund ihrer Russlandnähe eher suspekt.
Während des TV-Duells mit Merkel erregte Schulz’ Bemerkung, Polens Subventionen zu kürzen, sollte das Land nicht wie innerhalb der EU vereinbart Flüchtlinge aus den Lagern in Griechenland und Italien aufnehmen, entsprechendes Aufsehen im Land.
Irritiert von AfD
Mit der Alternative für Deutschland (AfD) ist die PiS in ihrer Ablehnung von islamischen Migranten und der EU-Skepsis eins. Allerdings sorgt die Bemerkung des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland, dass Deutsche das Recht hätten, „stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“, für Irritationen.
Für Journalisten des Regierungslagers, die am Dienstag im polnischen Radio diskutierten, scheint so belegt, dass man Deutschland weiterhin misstrauen sollte und die aktuellen Forderungen gegenüber Deutschlands bezüglich Kriegsschäden durchaus ihre Richtigkeit haben.
PiS-Chef Kaczynski hatte Ende Juli Reparationsforderungen an Deutschland erwogen, Anfang der Woche kündigte er einen „langen Kampf“mit Deutschland diesbezüglich an.