Zeichnen als Verständigung
Beschäftigung. Klasse für junge unbegleitete Flüchtlinge an der Akademie
Auch Veronica Dirnhofer, Professorin mit Fachbereich Zeichnen an der Akademie der bildenden Künste in Wien, half vor zwei Jahren am Westbahnhof. Als Mutter zweier Töchter berührte sie vor allem das Schicksal der vielen unbegleiteten Jugendlichen.
„Besonders so junge Flüchtlinge brauchen Zuwendung und Beschäftigung, sind wissbegierig und brauchen einen Fixpunkt im Leben“. Und weil Rektorin Eva Blimlinger gleich einen Raum zur Verfügung stellte, führte Dirnhofer gemeinsam mit Barbara Eichhorn, Gabriele Reinharter, Angela Strohberger, Farshid Larimian, einem Absolventen, der Farsi spricht, und Monika Knofler, der ehemaligen Leiterin des Kupferstichkabinetts, einen Zeichenkurs im Aktsaal der Akademie ein. Jeden Samstag kommen auf freiwilliger Basis unbegleitete junge Flüchtlinge in die Akademie, die teilweise auch vom Haus Ottakring geschickt werden.
Auch Deutschkurse werden im Anschluss an das Zeichnen abgehalten. „Am 7. November 2015 kamen erstmals 17 Jugendliche, die damals noch sehr verunsichert waren. Ihre Zeichnungen waren zum Teil so dramatisch, dass ich beschloss, ihren Blickwinkel ins Hier und Jetzt zu lenken. Schon deshalb, weil ich keine Psychologin bin“, erinnert sich Dirnhofer. „Ich lasse die Schüler das zeichnen, was sie vor Ort sehen, gehe mit ihnen in Museen, bespreche Bilder. Das vereint ungemein“.
Helfen verbindet
Im MORE-Zeichenkurs sind heuer etwa 40 Schüler inskribiert, davon stammen 90 Prozent aus Afghanistan, die anderen aus Syrien und dem Iran. Auch regulär Studierende sind zugelassen. Mittlerweile dürfen die Flüchtlinge sogar außerordentlich studieren und haben StudienAusweise. Hummus-Jause und Öffi-Tickets spendiert das Rektorat. Der Kurs wurde auf zwei Jahre beschränkt, damit auch neue Asylwerber aufgenommen werden können.
„Manche Kinder sind wirklich talentiert und mittlerweile nicht mehr minderjährig, deshalb suchen wir nach weiteren Partnern, wie etwa Performancegruppen, um die Exschüler weiterhin betreuen zu können“, so Dirnhofer. Sie gründete den Verein
www.solidaritymatters. com, weil der Unterricht für eine intensive Betreuung einfach nicht ausreicht. „Die Schüler sind ja alle erst zwischen 14 und 20 Jahre alt. Da kann es schon sein, dass ich mal den einen oder anderen vorübergehend nach Hause zu meiner Familie mitnehme.“Für November organisiert sie gerade eine Kunst-Auktion, dessen Erlös in die Ausbildung der Schüler gesteckt wird.
Und weil Helfen verbindet lud Schinkinger ( siehe
Hauptartikel) Dirnhofer ein, die Zeichnungen der Jugendlichen im Habibi auszustellen.