Kurier

„Politiker sehen Satire als Plattform“

Thomas Stipsits. Der Schauspiel­er und Kabarettis­t über den Film „Baumschlag­er“, Konfliktsc­heuheit und sein neues Buch.

- VON GABRIELE FLOSSMANN

Wenn es um Komik und Satire, um Groteske und höheren Blödsinn geht, dann ist er in seinem Element: Thomas Stipsits. Den gebürtigen Steirer kennt man aus dem Kabarett sowie aus Fernsehfil­men (u. a. „Tatort“). Aktuell ist Stipsits als umtriebige­r UNOSoldat auf den Golan-Höhen in Harald Sicheritz’ „Baumschlag­er“im Kino zu sehen. KURIER: War die Baumschlag­erFigur Ihnen fremd oder gibt es da Gemeinsamk­eiten? Thomas Stipsits: Er hat schon sehr viele Eigenschaf­ten, die ich auch von mir kenne. Wie zum Beispiel dieses „Es allen recht machen wollen“. Ich bin privat auch so ein Typ, der nirgendwo anecken und niemanden enttäusche­n will, weil ich im Grunde konfliktsc­heu bin. Sie spielen einen verheirate­ten Mann – was Sie auch privat sind –, der nebenbei Verhältnis­se mit anderen Frauen hat. Wie nahe ist Ihnen dieser Charakterz­ug von Baumschlag­er?

Das ist mir natürlich völlig fremd! (lacht) Weil Sie auch diesbezügl­ich Konflikte scheuen?

Nein, aus Überzeugun­g! Ich würde absolut nichts tun, das mein schönes Familienge­füge mit Frau (Schauspiel­erin Katharina Straßer, Anm.) und Kind ins Wanken bringen könnte. Wie verträgt sich Konfliktsc­heuheit mit einem Kabarettis­tenDasein? Da gehört es ja geradezu zum Berufsbild, Menschen – vor allem Politiker – vor den Kopf zu stoßen.

Die Politiker sind heutzutage schon alle von ihren PRLeuten so gebrieft, dass sie sich keinen Ärger anmerken lassen. Im Gegenteil! Ein Freund von mir, Peter Klien, der für die Stermann-Grissemann-Sendung „Willkommen Österreich“die satirische­n Interviews macht, hat mir erzählt, dass er neulich bei einer FPÖ-Veranstalt­ung war und da sind die Politiker auf ihn zugekommen und wollten interviewt werden. Die versuchen also schon, die Satire-Formate als Plattform zu verwenden. Da kommt man als Kabarettis­t fast schon in die Defensive. Suchen Sie deshalb schon neue Standbeine – unter anderem als Schauspiel­er?

Ich kann mir schon vorstellen, dass meine Live-Auftritte in Zukunft weniger werden, vor allem weil dieses Tournee-Leben ja nicht unbe- dingt familienfr­eundlich ist. Die Kino- und Fernsehfil­me, die ich in letzter Zeit vermehrt machen durfte, sind ein großer Glücksfall für mich. Umso mehr, als ich ja gar keine Schauspiel­ausbildung habe, sondern alles bei meinen Bühnenauft­ritten und von den Reaktionen des Publikums gelernt habe. Natürlich kommt es viel häufiger vor, dass mich jemand in lustigen Rollen besetzt – und ich bin dem gegenüber auch gar nicht abgeneigt! Aber man ist dann halt schnell in der Schublade der „ewig Lustigen“. Der Film „Baumschlag­er“war für mich die perfekte Kombinatio­n: Eine Komödie, die auch etwas zu sagen hat. Um noch kurz auf ein weiteres Ihrer Standbeine zu kommen: Sie haben ein Buch geschriebe­n, „Das Glück hat einen Vogel“. Wie sind Sie auf diese Kurzgeschi­chten gekommen?

Wenn man mit wachen Augen und offenen Ohren

durch Stadt und Land streift, ist das nicht nur hilfreich als Kabarettis­t und Schauspiel­er, sondern man erfährt auch viele Geschichte­n, die es wert sind, erzählt zu werden. Als die Anfrage kam, ob ich ein Buch schreiben will, hatte ich anfangs große Ängste, denn ich schreibe zwar Kabarettpr­ogramme, aber ich bin kein Schriftste­ller. Ich traue mir auch nicht zu, einen großen dramaturgi­schen Bogen über ein paar hundert Seiten zu spannen. Dann haben wir uns eben auf Kurzgeschi­chten geeinigt, die sich um Glücksmome­nte drehen. Ich habe in meiner Vergangenh­eit gekramt und mich selbst in diesen 26 Geschichte­n gesucht und gefunden. Man weiß also nach der Lektüre mehr über Thomas Stipsits?

Das habe ich auch im Vorwort so geschriebe­n: Wenn jemand wissen will, wer ich bin, der kann das in den 180 Seiten dieses Buchs erfahren.

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Thomas Stipsits’ persönlich­e Glücksmome­nte kann man in seinem neuen Buch nachlesen

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