„Politiker sehen Satire als Plattform“
Thomas Stipsits. Der Schauspieler und Kabarettist über den Film „Baumschlager“, Konfliktscheuheit und sein neues Buch.
Wenn es um Komik und Satire, um Groteske und höheren Blödsinn geht, dann ist er in seinem Element: Thomas Stipsits. Den gebürtigen Steirer kennt man aus dem Kabarett sowie aus Fernsehfilmen (u. a. „Tatort“). Aktuell ist Stipsits als umtriebiger UNOSoldat auf den Golan-Höhen in Harald Sicheritz’ „Baumschlager“im Kino zu sehen. KURIER: War die BaumschlagerFigur Ihnen fremd oder gibt es da Gemeinsamkeiten? Thomas Stipsits: Er hat schon sehr viele Eigenschaften, die ich auch von mir kenne. Wie zum Beispiel dieses „Es allen recht machen wollen“. Ich bin privat auch so ein Typ, der nirgendwo anecken und niemanden enttäuschen will, weil ich im Grunde konfliktscheu bin. Sie spielen einen verheirateten Mann – was Sie auch privat sind –, der nebenbei Verhältnisse mit anderen Frauen hat. Wie nahe ist Ihnen dieser Charakterzug von Baumschlager?
Das ist mir natürlich völlig fremd! (lacht) Weil Sie auch diesbezüglich Konflikte scheuen?
Nein, aus Überzeugung! Ich würde absolut nichts tun, das mein schönes Familiengefüge mit Frau (Schauspielerin Katharina Straßer, Anm.) und Kind ins Wanken bringen könnte. Wie verträgt sich Konfliktscheuheit mit einem KabarettistenDasein? Da gehört es ja geradezu zum Berufsbild, Menschen – vor allem Politiker – vor den Kopf zu stoßen.
Die Politiker sind heutzutage schon alle von ihren PRLeuten so gebrieft, dass sie sich keinen Ärger anmerken lassen. Im Gegenteil! Ein Freund von mir, Peter Klien, der für die Stermann-Grissemann-Sendung „Willkommen Österreich“die satirischen Interviews macht, hat mir erzählt, dass er neulich bei einer FPÖ-Veranstaltung war und da sind die Politiker auf ihn zugekommen und wollten interviewt werden. Die versuchen also schon, die Satire-Formate als Plattform zu verwenden. Da kommt man als Kabarettist fast schon in die Defensive. Suchen Sie deshalb schon neue Standbeine – unter anderem als Schauspieler?
Ich kann mir schon vorstellen, dass meine Live-Auftritte in Zukunft weniger werden, vor allem weil dieses Tournee-Leben ja nicht unbe- dingt familienfreundlich ist. Die Kino- und Fernsehfilme, die ich in letzter Zeit vermehrt machen durfte, sind ein großer Glücksfall für mich. Umso mehr, als ich ja gar keine Schauspielausbildung habe, sondern alles bei meinen Bühnenauftritten und von den Reaktionen des Publikums gelernt habe. Natürlich kommt es viel häufiger vor, dass mich jemand in lustigen Rollen besetzt – und ich bin dem gegenüber auch gar nicht abgeneigt! Aber man ist dann halt schnell in der Schublade der „ewig Lustigen“. Der Film „Baumschlager“war für mich die perfekte Kombination: Eine Komödie, die auch etwas zu sagen hat. Um noch kurz auf ein weiteres Ihrer Standbeine zu kommen: Sie haben ein Buch geschrieben, „Das Glück hat einen Vogel“. Wie sind Sie auf diese Kurzgeschichten gekommen?
Wenn man mit wachen Augen und offenen Ohren
durch Stadt und Land streift, ist das nicht nur hilfreich als Kabarettist und Schauspieler, sondern man erfährt auch viele Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Als die Anfrage kam, ob ich ein Buch schreiben will, hatte ich anfangs große Ängste, denn ich schreibe zwar Kabarettprogramme, aber ich bin kein Schriftsteller. Ich traue mir auch nicht zu, einen großen dramaturgischen Bogen über ein paar hundert Seiten zu spannen. Dann haben wir uns eben auf Kurzgeschichten geeinigt, die sich um Glücksmomente drehen. Ich habe in meiner Vergangenheit gekramt und mich selbst in diesen 26 Geschichten gesucht und gefunden. Man weiß also nach der Lektüre mehr über Thomas Stipsits?
Das habe ich auch im Vorwort so geschrieben: Wenn jemand wissen will, wer ich bin, der kann das in den 180 Seiten dieses Buchs erfahren.