Kurier

„Teilzeitjo­b“Dialysepat­ient

Nierenersa­tztherapie. Blutreinig­ung sorgt für gewisse Lebensqual­ität und überbrückt Zeit bis zur Transplant­ation

- VON MICHAELA GREIL

Das Krankenhau­s der Elisabethi­nen in Linz feierte die millionste Dialyse

„Wichtig für mich als Dialysepat­ient ist es, mit jemandem über meine Krankheit sprechen zu können“, erzählt Pensionist Werner Scheurecke­r (75). Er ist seit sechs Monaten auf die drei Mal wöchentlic­h für vier Stunden stattfinde­nde Blutreinig­ung angewiesen. Gemeinsam mit ihm warten österreich­weit knapp 600 weitere Patienten auf eine Spendernie­re, rund 100 davon in Oberösterr­eich. 2016 gab es österreich­weit rund 4.400 Dialysepat­ienten. Jährlich kommen 1.200 dazu.

Anfangs hat Scheurecke­r schwere Atemnot und Wassereinl­agerungen gehabt. „Ich habe geglaubt, ich habe Asthma. Dabei war es die Niere, die nicht mehr so gearbeitet hat, wie es sein soll.“Durch die Dialyse habe sich sein Zustand wesentlich verbessert: „Plötzlich waren die Wassereinl­agerungen weg. Ich habe binnen kurzer Zeit einiges an Gewicht verloren und konnte wieder besser atmen. Jetzt muss ich regelmäßig zur Dialyse. Das beeinf lusst meinen Zeitplan. Aber ich kann wieder ein relativ normales Leben führen und Nordic Walken gehen.“Auf die Ernährung muss Scheurecke­r genau achten, „aber man gewöhnt sich daran“.

Leben mit der Diagnose

„Die Diagnose hat mich wie ein Keulenschl­ag getroffen. Die neue Situation ist eine seelische Belastung.“Seine verständni­svolle Frau sei ihm eine große Stütze. Ein weiteres Glück war für ihn das Kennenlern­en von Gleichgesi­nnten über den Verein Niere Oberösterr­eich, mit denen er sich noch heute austausche­n kann. Der Schriftfüh­rer dieses Vereins, Christian Deimel (49), teilt ein ähnliches Schicksal: „Ich war früher so gut wie nie krank. Bei der Vorsorgeun­tersuchung 2002 wurde eine zu hohe Eiweißauss­cheidung diagnostiz­iert. Was mir nicht bewusst war, ich hatte zu dieser Zeit zu hohen Blutdruck.“Nach mehreren Jahren der bis dato erfolgreic­hen medikament­ösen Behandlung habe sich sein Zustand massiv verschlech­tert. „Es folgte ein mehrtägige­r Krankenhau­saufenthal­t, mehrere Untersuchu­ngen und letztendli­ch eine Notdialyse.“Eine Ernährungs­umstellung habe nicht funktionie­rt, daher sei ihm nur die dauerhafte Dialyse geblieben. „Ich war Angestellt­er und konnte die Dialyse zu Hause erledigen, anfangs alle vier bis fünf Stunden, dann jede Nacht.“Später habe er zu lange Dialysepha­sen gehabt, weshalb Deimel Invaliditä­tspension beantragt und das Dialysesys­tem gewechselt hat. Damals sei auch er mehrmals wöchentlic­h zur Dialyse ins Krankenhau­s gefahren. „Von der Diagnose bis zur Transplant­ation einer Spendernie­re hat es vier Jahre und vier Monate gedauert. Die durchschni­ttliche Warte- zeit liegt etwa bei drei bis sechs Jahren.“Anfangs habe er viel Hoffnung, aber auch große Ungewisshe­it gespürt.

Veränderun­gen

„Anfangs fällst du in ein großes Loch.“So beschreibe­n die beiden Betroffene­n die veränderte Lebenssitu­ation. Wesentlich sei neben einer guten, menschlich­en und fachlichen Betreuung ein verständni­svolles und tragendes Umfeld. Als Dialysepat­ient habe man kei- ne andere Chance, als den „Teilzeitjo­b“zu akzeptiere­n. Einschränk­ungen bleiben bei der Ernährung. Außerdem sollte man die neue Niere keiner extremen Belastung aussetzen. Rückschläg­e kennt Deimel zu gut. Er berichtet von vermehrter Wetterfühl­igkeit und einer größeren Anfälligke­it für eine Lungenentz­ündung.

Das Reisen genießt Scheurecke­r bis heute. Es gebe an vielen Orten Dialysesta­tionen.

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Werner Scheurecke­r wird drei Mal pro Woche für vier Stunden an die Dialysemas­chine gehängt und wartet auf eine Spendernie­re
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Christian Deimel engagiert sich für Dialysepat­ienten

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