Irgendwann bleibt er dann dort
Griechenland. Korfu ist die zweite Heimat von Musiker und S.T.S.-Urgestein Gert Steinbäcker
Ibin in irgendeiner Bucht g’leg’n, die Sunn wie Feuer auf der Haut, du riechst das Wasser und nix is laut, irgendwo in Griechenland, jede Menge weißer Sand, auf mein’ Rück’n nur dei Hand.“Jeder kennt Gert Steinbäckers Liebeserklärung an seine zweite Heimat. Vor 40 Jahren machte der Grazer Musiker erstmals Urlaub auf Korfu, vor 15 kaufte er ein Haus auf der nördlichsten und größten der Ionischen Inseln in Griechenland.
Wenn der Steirer nicht gerade mit Christian Kolonovits an Aufnahmen für eine CD arbeitet oder auf Konzerttournee ist, verbringt er Frühjahr und Herbst in seinem Refugium auf 3000 m² Grund in der Nähe des Dorfes Stavros. „Dort ist die Privacy total geboten. Da kann ich Musik so laut und so lange ich will machen.“Gert Steinbäcker macht sich keinen Stress und führt die S.T.S.-Gepflogenheit, nur alle zwei bis drei Jahre aufzutreten, weiter. „Einfach weil wir uns die Zeit genommen haben, neue Ideen zu entwickeln“, sagt der 64-Jährige. Nachsatz mit einem Lächeln: „Und damit man die Leute nicht mit zu häufiger Anwesenheit überfüttert.“
Die Texte seiner feinfühligen Lieder schreibt er deshalb auf Korfu, „weil ich dort die Alltagsproblematik nicht habe. Da macht die Natur, der Himmel, das Meer schon freier im Zugang auf poetische Sachen“. Die Musik zum Text entsteht in Graz in seinem eigenen Studio.
Der falsche Grieche
Zwar spricht Steinbäcker „nur pragmatisch“Griechisch, trotzdem glauben Touristen, er sei ein waschechter Einheimischer. „Ich sitze an der Hauswand der ältesten Bäckerei in Agii Deka und trinke Kaffee. Einen Tisch weiter sitzt der Pfarrer. Es kommt eine Touristengruppe vorbei und die Reiseleiterin sagt auf Deutsch: ‚Und hier sehen Sie zwei Griechen bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, nämlich dem Nichtstun.’“
Diese Anekdote amüsiert den Musiker. Es gebe weniger Unterschiede zwischen Griechen und Österreichern als zwischen Griechen und Deutschen. „Die leicht balkaneske, nicht so enge Sicht der Dinge ist sehr an- genehm. Es gibt ein Grundmentalitätsverständnis, das auffallend ähnlich ist“, sagt Steinbäcker, lacht herzhaft und zupft an seinem Schnurrbart.
Zu Bergen hat er keine Affinität. Das Stadtleben mag er und der Mittelmeerraum – die Leute, die Luft, die Sonne – hat ihn immer begeistert und angezogen. „Mich hat der Storch nur etwas zu weit nördlich fallen lassen.“In der Kindheit gab’s keine Urlaube. Der Vater, Neurologe, starb ganz plötzlich an einem Aneurysma, als Gert acht Jahre alt war. Seine Mutter, eine Lehrerin, „hat mit Müh’ und Not meine Schwester und mich durchgefüttert“. Mit 16 ist er „von daham weg“, das Wildsein, Dagegensein war sein Lebenselixier. „Rock’n’Roll war der Überbegriff dafür.“Als der SingerSongwriter Geld mit seiner Musik verdiente, nahm er seine Mutter, die bis dahin noch nie in einem Flugzeug gesessen war, das erste Mal mit auf Urlaub.
Das schönste Fest
Langweilig wird dem Liedermacher auf der Insel nie. Mit den Nachbarn, Wirten und Ladenbesitzern ist er schon lange befreundet. Und sein großes Haus, das Hausmeister Apostolos Apostolidis bestens hütet, ist immer offen für seine österreichischen Haberer – und natürlich für seine Freundin, die er seit 40 Jahren kennt, aber mit der er nicht zusammenlebt.
Wer auf Korfu etwas Besonderes erleben will, sollte zu Ostern kommen, empfiehlt Steinbäcker. „Es wird vier Tage abgefeiert. Bei der Auferstehung, von denen es gleich zwei gibt, werfen die Leute in der Innenstadt bis zu 200 Kilogramm schwere Amphoren, gefüllt mit Wasser, vom Fenster auf die Straße. Zum Schluss spielen Blaskapellen, eine Tradition aus der englischen Zeit Korfus, in der ganzen Stadt.“Wer das Spektakel erleben will, müsse allerdings rechtzeitig reservieren. Zu den Osterfeiertagen ist die Insel voll mit griechischen Touristen, die vielleicht wie Steinbäcker empfinden und sagen: „I hab’ das Lebensg’fühl dort inhaliert.“