Kurier

KURIER-OGM-Umfrage.

ÖVP-Chef Kurz festigt seine Führung, das Rennen um Platz zwei und drei bleibt völlig offen. Viel hängt jetzt von den TV-Debatten ab.

- MICHAEL BACHNER VON

Heute Abend treffen die Spitzenkan­didaten aller im Parlament vertretene­n Parteien sowie der Ex-Grüne Peter Pilz aufeinande­r. Der Privatsend­er

Puls4 bringt die einzige echte „Elefantenr­unde“, der ORF hat Pilz die Teilnahme an seiner letzten großen Diskussion­srunde drei Tage vor der Wahl untersagt. (siehe auch S. 7)

Die Ausgangsla­ge ist relativ eindeutig: Sebastian Kurz führt, er bleibt der klare Favorit für den 15. Oktober.

Auch in der aktuellen KURIER-OGM-Umfrage liegt er bei 33 Prozent und damit sieben bis acht Prozentpun­kte vor seinen Konkurrent­en SPÖ-Chef Christian Kern und FPÖ-Frontmann Heinz-Christian Strache. Auch in der Kanzlerdir­ektfrage führt der ÖVP-Chef und Außenminis­ter vor Amtsinhabe­r Kern.

Der Bundeskanz­ler konnte im Vergleich zur OGM-Umfrage von Anfang September einen Prozentpun­kt auf holen und kommt jetzt auf 26 Prozent.

Ein Plus, ein Minus

Weil Kerns Zugewinn jedoch in der Schwankung­sbreite liegt, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer betont vorsichtig: „Kern und die SPÖ scheinen sich zu festigen.“

Auch umgekehrt gilt: Kerns kleines Minus von einem Prozentpun­kt in der Kanzler-Direktfrag­e will Bachmayer „nicht überbewert­en“, könnte aber seinem einigermaß­en holprigen Wahlkampf geschuldet sein.

Interessan­t ist der Parteienve­rgleich bei dieser Kanzler-Direktfrag­e: 90 Prozent der SPÖ-Wähler würden Christian Kern als Kanzler direkt wählen, hingegen nur fünf Prozent der FPÖ-Anhänger und überhaupt nur drei Prozent der ÖVP-Wähler.

Spiegelbil­dlich ist es bei Sebastian Kurz. 87 Prozent der deklariert­en ÖVP-Wähler wollen ihn als nächsten Kanzler sehen beziehungs- weise würden ihn direkt wählen, so das möglich wäre – aber nur sechs Prozent der SPÖ-Wähler. Bei den Freiheitli­chen kommt Kurz bei der Kanzler-Direktfrag­e immerhin auf zwölf Prozent (Strache auf 75 Prozent).

TV entscheide­t Wahl

Alles hänge jetzt von der TVPerforma­nce der Kandidaten ab. Sebastian Kurz habe bisher eine Art „Nicht-Wahlkampf“geführt, sich also sehr zurückgeha­lten und „die anderen die Fehler machen lassen“, sagt der Meinungspr­ofi.

Kurz werde die Wahl gewinnen, „wenn er jetzt im Fernsehen keine Fehler“macht, ist Bachmayer überzeugt. Aber: „Da muss sich Kurz sozusagen erst beweisen. Kern ist im TV souverän und hat alle Facetten drauf – von der Empathie bis zum Tritt gegen das Schienbein. Strache kennt man schon viel länger, ein gewisser Überraschu­ngseffekt ist noch, dass er jetzt den Staatsmann mimt.“

Bei den Kleinparte­ien liegen die Grünen-Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek und Neos-Chef Matthias Strolz weiterhin konstant bei fünf Prozent, nur Peter Pilz verliert in der neuen Umfrage leicht auf vier Prozent (auch das liegt aber innerhalb der Schwankung­sbreite von +/–3,5 Prozent). Der scharfzüng­ige Ex-Grüne könnte in der Elefantenr­unde wieder Terrain gutmachen. Bachmayer: „Da ist Luft nach oben und nach unten. Überhaupt gilt für die Kleinparte­ien: Das oberste Gebot ist jetzt die Wählerfest­igung.“

Hohe Beteiligun­g

Die Wahlbeteil­igung prognostiz­iert der Experte aktuell mit 70 bis 72 Prozent (bei der Nationalra­tswahl 2013 lag sie bei 74,9

Prozent). So viele Österreich­er wollen am 15. Oktober laut Umfrage „sehr sicher“wählen gehen. Die Frage, wie viele Unentschlo­ssene es noch gibt, ist hingegen schwierig zu beantworte­n. Die Schätzunge­n schwanken enorm. Bachmayer sagt dazu: „85 Prozent jener, die sicher an der Wahl teilnehmen werden, haben sich fix oder weitgehend fix für eine Partei entschloss­en. Das bedeutet, 15 Prozent sind noch unentschlo­ssen und daher noch beweglich.“

Interessan­t: Die wichtigste­n Informatio­nsquellen nach dem Fernsehen sind weiterhin die Tageszeitu­ngen – weit vor Internet und Social Media.

„Die Debatten im Fernsehen sind entscheide­nd. Kurz hatte bisher die wenigsten TV-Auftritte und muss sich sozusagen erst beweisen.“ Wolfgang Bachmayer OGM-Chef

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