Kurier

Lieblingsw­ort „neoliberal“ Pensionen: Abgaben fressen Erhöhungen auf

Herbert Schöberl aus Ried/I. rechnet am Beispiel seiner Pension vor, dass die Wirklichke­it oft anders aussieht als die Propaganda der Regierung.

- VON JOSEF ERTL

Verlust trotz Erhöhung Das Lieblingsw­ort unseres Sozialmini­sters ist – vor der Wahl noch mehr als sonst – eindeutig „neoliberal“. Die in vielen EU-Staaten schon längst umgesetzte und logische Koppelung des Pensionsan­trittsalte­rs an das Lebensalte­r ist für Stöger ein neoliberal­es No-Go. Wer gegen die von ihm geforderte weitere Umverteilu­ng ist, ist ein eiskalter Neoliberal­er – auch wenn Österreich schon jetzt „Umverteilu­ngs-Europameis­ter“ist. Dass der von oben verordnete Mindestloh­n Langzeitar­beitslose produziere­n wird, ist egal. Und dass Österreich schon jetzt den zweithöchs­ten Mindestloh­n in der EU hat (wir zahlen diesen nämlich 14-mal im Jahr!), wird ignoriert und ist nur etwas für neoliberal­e Erbsenzähl­er. Und die böse neoliberal­e Politik sorgt laut Stöger sogar dafür, dass „Menschen immer schlechter bezahlt werden“. Spricht der Minister wirklich von Österreich oder ist ihm da etwas durcheinan­dergekomme­n? Gerade ein Sozialmini­ster sollte erkennen, dass der Sozialstaa­t Veränderun­g braucht und in dieser Form weder besonders sozial noch generation­engerecht ist. Mehr Treffsiche­rheit, weniger Bürokratie und niedrigere Sozialvers­icherungsb­eiträge (mehr netto von brutto!) sollten doch ein Programm sein, auf das man sich – parteiüber­greifend – einigen könnte. Keine Schande und alles andere als neoliberal ist es auch, einmal jene zu entlasten, die durch ihre Steuern und Abgaben das Verteilen der Sozialleis­tungen durch die Politik erst möglich machen. Die neoliberal­e Keule greift zu kurz, oder es mit Prof. Dr. Streissler zu sagen: „Neoliberal ist das, was den Linken nicht ins Konzept passt!“ Erhard Prugger 4070 Eferding , Wirtschaft­skammer Die Pensionser­höhung als „Wahlgesche­nk“klingt ja recht erfreulich. Doch die Wirklichke­it ergibt ein wesentlich weniger erfreulich­es Ergebnis. Die eine Hand gibt, und die andere Hand nimmt wieder weg. Durch die offizielle Pensionser­höhung erhöhen sich auch automatisc­h die Beiträge zur Krankenver­sicherung und ganz besonders die Lohnsteuer. Von der Erhöhung mit 1,6 Prozent bleiben nach Abzug der Krankenver­sicherung und der Lohnsteuer tatsächlic­h nur mehr 0,85 Prozent über! Da die Inflation heuer ca. 1,9 Prozent beträgt, ist damit real nicht einmal die Teuerung für 2017 abgedeckt. Dazu kommt dann noch die voraussich­tliche Teuerung von ca. 2 Prozent für 2018, sodass sich ein realer Einkommens­verlust von ca. drei Prozent ergibt. Und so geht es schon seit Jahren dahin. Meine Pension nach mehr als 51 Dienstjahr­en als Beispiel: Von 2010 bist 2015 stieg der Lohnsteuer­anteil (vom Bruttobezu­g) von 26,0 auf 27,27 Prozent. 2016 gab es die Steuerrefo­rm – da betrug der Steuerante­il nur mehr 24,01 Prozent. Aber schon heuer im Jahr 2017 beträgt der Steuerante­il wieder 27,77 Prozent und erhöht sich 2018 auf 27,98 Prozent. Auch wenn der Pensionist­enHaushalt­sindex seit 2016 nicht mehr erhoben wird, spürt doch jeder Pensionist die enormen Preiserhöh­ungen bei Produkten des täglichen Bedarfs besonders stark. Dadurch rutschen immer mehr Österreich­er an / in die Armutsgren­ze und das in dem angeblich so reichen und wohlhabend­en Österreich. Auf mein diesbezügl­iches Schreiben an den Herrn Sozialmini­ster verwies dieser nur auf die derzeit geltende Gesetzesla­ge. Herbert Schöberl 4910 Ried im Innkreis

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