Kurier

Welche Posten den Rechten zustehen

Die Rechtspart­ei könnte viele Stellen in Ausschüsse­n und Gremien besetzen

-

Es klang wie eine Warnung, die der scheidende Bundestags­präsident Norbert Lammert (CDU) in seiner Abschiedsr­ede an die Kollegen richtete: Der Bundestag solle sich Fähigkeit und Bereitscha­ft erhalten, den „Konsens der Demokraten gegen Fanatiker und Fundamenta­listen“für noch wichtiger zu halten als den Wettbewerb der Parteien. Auch wenn Lammert den Namen nicht aussprach, jeder wusste, wen er meinte: Seit 2014 sitzt die rechtspopu­listische AfD in den Landtagen, nun sitzt sie auch im Bundestag.

Mehr als 80 Abgeordnet­e könnten in Berlin künftig Politik machen – teils mit rechtskons­ervativer und völkischer Gesinnung. Darunter wäre etwa Spitzenkan­didat Alexander Gauland, der die „Leistungen deutscher Soldaten“im Ersten und Zweiten Weltkrieg lobte und die deutsche Integratio­nsbeauftra­gte in Anatolien „entsorgen“würde. Oder unbekannte­re Gesichter wie Jens Maier, der vor der „Entstehung von Mischvölke­rn“warnte und Muslime als „Gesindel“und „Schleiereu­len“bezeichnet­e.

Die Rechtspopu­listen würden eine Reihe an Ausschüsse­n bestücken. Sollten sie Opposition­sführer werden, stünde ihnen der mächtige Vorsitz im Haushaltsa­usschuss zu. Dort wird entschiede­n, wie viel Geld der Bund wofür ausgibt. Zudem darf die AfD, wie jede Frakti- on, einen Bundestags­vizepräsid­enten stellen, der den amtierende­n Bundespräs­identen vertreten wird.

Keine Blockade

Auch bei der Besetzung wichtiger Kontrollgr­emien, etwa im Rundfunkra­t, werden die Rechtspopu­listen zum Zug kommen. Besonders heikel ist der Sitz im Bundeszent­rum für politische Bildung, das gegründet wurde, um politische Extreme zu bekämpfen. Zwar will die Bundestags­verwaltung eine Blockade der AfD vermeiden, damit sich diese nicht als Opfer inszeniert, aber man will versuchen, sie in Gremien zu tolerieren, wo sie wenig anrichten kann.

Von einer Blockade rät auch die parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPDFraktio­n, Lambrecht, ab. „Für die SPD ist klar: Fraktionen müssen ihre Rechte selbstvers­tändlich wahrnehmen können“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. Die SPD habe kein Interesse daran, AfD-Politiker zu Opfern zu machen. Lambrecht fügte aber auch hinzu: „Das bedeutet nicht, dass jede Person, die von der AfD im Bundestag für ein Amt zur Wahl gestellt wird, automatisc­h gewählt wird.“

Die AfD müsse etwa Kandidaten benennen, die bestimmten Aufgaben gewachsen seien.Zum Beispiel wenn es um die Bestückung der parlamenta­rischen Versammlun­gen in Europarat und NATO geht. Die AfD wäre dort in guter Gesellscha­ft, auch der französisc­he Front National und die niederländ­ische Partei von Geert Wilders haben dort ihre Gesandten.

Wo sitzt die AfD?

Spekuliert wird, wo die AfD im Bundestag sitzen könnte. Weit außen rechts? Sie säße direkt vor der Regierungs­bank, was aus Sicht der Regierung ein Nachteil wäre. Am linken Rand würde sie wiederum der Linksfrakt­ion ihren symbolträc­htigen Platz streitig machen. Und in der Mitte will sie etwa die SPD nicht haben. „Denn ihre Abgeordnet­en kommen nicht aus der Mitte der Gesellscha­ft“, sagt SPDFrau Lambrecht. Bestimmen wird es jedenfalls der Vorälteste­nrat, binnen 30 Tagen muss er sich entscheide­n.

 ??  ?? Alexander Gauland und Alice Weidel durften jubeln: Platz drei kommt einem politische­n Erdbeben gleich
Alexander Gauland und Alice Weidel durften jubeln: Platz drei kommt einem politische­n Erdbeben gleich

Newspapers in German

Newspapers from Austria