Kurier

Kleine schlugen sich besser als erwartet

Die Grünen sind weniger grün als früher, bei den Linken dominierte der Anti-SPD-Flügel

- – S. LUMETSBERG­ER

Es war wie verhext. Zuerst das VW-Desaster, dann der EierSkanda­l, und im Juli löste sich auch noch ein Eisberg in der Antarktis – den Grünen boten sich im Sommer viele Themen an, für die sie sich stark machen hätten können. Zwar wurden sie von den Spitzenkan­didaten aufgegriff­en, aber bei den Wählern ist davon nichts richtig hängen geblieben. Bis zuletzt konnten sich die Ökos nicht aus dem Umfragetie­f retten. Am Ende wurden es dann doch rund neun Prozent, mehr als Prognosen erwarten ließen.

Die Grünen hatten versucht, einen Spagat zu bewältigen: auf der einen Seite neue Wähler, wenn möglich aus der Mitte, zu gewinnen, die noch nie für die Ökos votiert haben. Und auf der anderen Seite Stammwähle­r zu befriedige­n.

Mit einer blassen Kampagne und nichtssage­nden Sprüchen schien die Partei zunächst keiner der Gruppen wirklich Anlass zu geben, sie zu wählen. Dazu kam die Vorsicht, mit der sie ins Rennen ging, auch aus der Angst heraus, als Verbotspar­tei abgestempe­lt zu werden.

Mehr Provokatio­n und zurück zu den Wurzeln, das wäre der Wunsch einiger Stammwähle­r gewesen. Aber für manche Themen haben die Ökos keine Antworten mehr, etwa beim Stopp von Tierversuc­hen oder dem Bienenster- ben, raunte das grüne Publikum bei einer Diskussion in Stuttgart. Unter den Bürgerlich­en zu fischen war in den Augen vieler Fundis der größte Fehler. So unterschei­de man sich kaum noch von SPD und CDU. Das zeige sich etwa beim Thema Diesel. Der grüne „Übervater“und Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g, Kretschman­n, streichle die Autoindust­rie zu sehr.

Was sich für die Spitzenkan­didaten vereinbare­n lässt („Zwischen Umwelt und Wirtschaft gehört kein Oder“), tut es für den Wähler noch lange nicht. Für eine Regierungs­beteiligun­g mit der Union haben die Grünen damit aber durchaus Chancen. „Wir sind als Akteur im Spiel. Wir sind kein gerupftes Hühnchen, über das sich die anderen hermachen können“, sagte denn auch Ex-Parteichef Chef Reinhard Bütikofer am Sonntagabe­nd.

SPD-Bashing

Für die Linken war eine Regierungs­beteiligun­g hingegen nie wirklich Thema. Dass sich ein Bündnis mit der SPD und den Grünen nicht ausgeht, zeichnete sich vor Wochen in den Umfragen ab. Jetzt, wo die Linken zwar bei neun Prozent liegen und die SPD desaströs abgeschnit­ten hat, ist es auch amtlich. Bereits vorab ließ Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t keine Gelegen- heit aus, auf die SPD zu schimpfen, die es „vermasselt habe“. Als sie etwa Gerhard Schröder auf die Wahlkampfb­ühne holten, sei jedem klar gewesen, dass die Sozialdemo­kraten keinen Wechsel wollten. Für den Geschmack mancher Linker war dies zu viel SPD-Bashing. Auch sonst war Wagenknech­t mit ihren Themen omnipräsen­t, tingelte durch Talkshows. In ihrem Schatten kämpfte Dietmar Bartsch, gemäßigter Spitzenkan­didat. Wie sich die Linke mit der SPD in der Opposition tut, wird sich zeigen. Harmonisch dürfte es nicht werden.

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Sahra Wagenknech­t von der Linken zürnt der SPD
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Katrin Göring-Eckardt (Grüne): Besseres Ergebnis als erwartet

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