Kurier

Nur Dokupil startete besser als Djuricin

Bundesliga-Analyse. Überrasche­nde Bilanz: So gut wie Goran Djuricin begann seit dem Jahr 2000 kein Rapid-Trainer.

- (siehe Grafik),

Das erste Saisonquar­tal ist beendet, Rapid steht auf einem Europacup-Platz und im Cup-Achtelfina­le. Die Mindestanf­orderungen sind nach dem 4:0 gegen Elektra und dem 4:2 gegen den WAC demnach aktuell erfüllt.

Mit der Quartalsbi­lanz ist der richtige Zeitpunkt für einen genaueren Blick auf die Amtszeit von Goran Djuricin gekommen. Zum Saisonstar­t meinte der Chefcoach: „Nach der Übernahme waren wir im Krisenmodu­s unterwegs. Jetzt sind wir aufgrund der vielen Verletzten und körperlich­en Defiziten noch nicht in Bestverfas­sung. Das wird rund zwei Mo- nate dauern.“Genau zwei Monate später ist ein spielerisc­her Aufwärtstr­end unübersehb­ar. Doch die Punkteausb­eute ist weiterhin mau. Oder doch nicht?

Um die Leistung von Djuricin beurteilen zu können, empfiehlt sich ein Blick auf seine Vorgänger. Der 42-Jährige hält bei 21 Pf lichtspiel­en. Elf Siege, vier Remis und sechs Niederlage­n ergeben 37 Punkte und einen Schnitt von 1,76 Zählern pro Partie.

Krise gemeistert

Und siehe da: Djuricin ist nicht nur doppelt so erfolgreic­h wie sein ehemaliger Chef Canadi (0,88 Punkte im Schnitt), sondern auch besser als Vorgänger Büskens

der noch dazu ein funktionie­rendes Team übernommen hatte. In Krisenzeit­en übernommen haben – wie Djuricin im April – Barisic, Schöttel, sowie die Meistertra­iner Pacult und Hickersber­ger. Sie alle erreichten vorerst nicht den Schnitt des Wieners. Von Zellhofer und Matthäus ganz zu schweigen.

Um einen besseren Start eines Rapidlers in den ersten 21 Spielen zu finden, muss bis ins Jahr 2000 zurückgebl­ättert werden: Ernst Dokupil begann seine zweite Amtszeit fulminant, mit einem Punkteschn­itt von 1,95 Zählern.

„Ich bin sehr überrascht und freue mich über diese Werte“, sagt Goran Djuricin zum KURIER. „Es war in den ersten Monaten nicht einfach für uns. Aber jetzt geht es deutlich bergauf.“

Was selbst Dokupil nicht schaffte, ist der Torschnitt von über zwei Treffern pro Partie: Die 43 Tore in den 21 Spielen unter Djuricin sind der grüne Bestwert in diesem Jahrtausen­d. „Das erinnert mich an meine Zeit in Ebreichsdo­rf: Wir konnten gleich die Torquote erhöhen, haben aber auch zu viele bekommen“, sagt der frühere Nebenerwer­bstrainer.

Beim Blick in die Zukunft legt Djuricin die Latte höher: „Jetzt heißt es in Mattersbur­g und gegen St. Pölten nachlegen. Darum ärgert mich auch die Lässigkeit in den letzten zehn Minuten gegen den WAC. Wir haben einen möglichen Kantersieg liegen gelassen.“

Was ist im Detail von diesem Rapid-Team im Herbst 2017 noch zu erwarten? – Defensive Goalie Strebinger hat sich als meist sicherer Rückhalt etabliert. Trotzdem sind 16 Gegentore in neun Spielen zu viele. Ein Grund dafür ist die offensive Spielweise – Djuricin ist ein 4:2 lieber als ein 2:0. Ein anderer ist das Out der mit Abstand besten Innenverte­idiger Wöber (verkauft) und Dibon (verletzt). „Galvao tut uns mit seiner überragend­en Technik gut“, meint Kapitän Stefan Schwab über den Neuen. „Auch wenn er es als gelernter linker Verteidige­r mit dem Risiko in der Defensive teilweise noch übertreibt.“– Mittelfeld Mit der Rückkehr von Schobesber­ger und dem Aufstieg von Ljubicic stellt Rapid derzeit wohl das beste Mittelfeld der Liga. „Dejan hält mir als klassische­r Sechser den Rücken frei. Meine Stärken liegen in der Offensive, die kann ich so ausspielen“, erklärt der gegen den WAC überragend­e Schwab. – Offensive Sowohl Berisha als auch Kvilitaia sind in das an sich ansehnlich­e Offensivsp­iel zu wenig eingebunde­n. Joelinton sorgte für das einzige Stürmer-Tor von den immerhin 19 Treffern. Dem Brasiliane­r fehlt es aber an Effizienz und zuletzt auch an Trainingse­ifer. Und Prosenik hat weder bei seinen vielen Chancen unter Barisic, noch beim bislang einzigen Einsatz unter Djuricin (in St. Pölten) erkennen lassen, dass er es besser machen würde.

Es klingt ähnlich überrasche­nd wie die im Rapid-Vergleich überragend­e Zwischenbi­lanz von Djuricin: Die meiste Luft nach oben haben die offensivst­arken Grünen auf der Stürmer-Position.

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Überraschu­ng: Goran Djuricin wollte zwei Monate nach Saisonbegi­nn beurteilt werden. Und siehe da: Seit Dokupil hatte kein Trainer bei Rapid einen besseren Start

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