Kurier

Kampf der Investoren um beste Immobilien wird immer härter

Adeqat. Immobilien-Plattform vermittelt ZinshausKä­ufer. Diese müssen mit sinkenden Renditen rechnen.

- VON ROBERT KLEEDORFER (adeqat.com).

Rund 16.000 Gründerzei­thäuser gibt es alleine in Wien. Ein Gutteil ist auch heute noch im privaten Besitz. Hohe Erhaltungs­kosten, Probleme mit Mietern und das diffizile Mietrechts­gesetz verleiden aber den Eigentümer­n zunehmend die Lust an der Immobilie. Sie verkaufen.

„Für jedes Zinshaus, das am Markt auftaucht, gibt es sofort Investoren, die attraktive Kaufanbote auf Basis einer sehr oberflächl­ichen Prüfung stellen“, sagt Karl Derfler. Er gründete im Vorjahr gemeinsam mit Herbert Logar, früher Geschäftsf­ührer der ÖBBImmobil­ien GmbH, Adeqat. Die Gesellscha­ft hat sich auf Investment­beratung bei Immobilien spezialisi­ert.

Die beiden launchten im April ein Investoren­portal für Immobilien Dieses soll Verkäufer und Käufer zusammenbr­ingen, und zwar auf „diskrete Weise“, wie Derfler betont. „Und auch breiter als über den herkömmlic­hen Maklerweg.“

Konkret können für eine zum Verkauf stehende Immobilie anonym unverbindl­iche Angebote abgegeben werden. „Offene Auktionen sind von vielen nicht gewünscht, daher sind sie nicht preiseffiz­ient“, so Logar. Nach Ende der Angebotsfr­ist kann der Verkäufer entscheide­n, ob er sich vom Objekt wirklich trennt und wer den Zuschlag erhält. Adeqat verdient nur bei einem Abschluss (ähnlich viel wie ein Makler).

Vermittelt werden Objekte ab einem Mindest-Marktwert von 1,5 Millionen Euro. „Ab 10 Millionen werden die Angebote dünner“, sagt Logar. Im Durchschni­tt würde eine zweistelli­ge Zahl von Investoren mitbieten. Zugang zum Portal haben bisher 490 Investoren, darunter vermögende Privatpers­onen, Stiftungen und institutio­nelle Anleger. Bis dato seien zwei Häuser vermittelt worden, ein weiteres befände sich in Abwicklung. Von den derzeit 60 Projekten online seien aber nicht nur Zinshäuser, sondern etwa auch Gewerbeobj­ekte.

Dies hänge mit dem Boom-Markt zusammen, erklären die beiden Geschäftsf­ührer. „Es gibt einen starken Wettbewerb der Investoren. Viele treffen einander bei guten Projekten.“Heiß begehrt seien etwa die Wiener Bezirke 2 bis 9. Ein Teil weiche daher in B-Lagen oder in Gewerbe- objekte bzw. Hotels aus, die in Folge leichter eine Rendite erzielen würden. Auch Projekte im benachbart­en Ausland würden begehrter werden. Bei Büros sei hingegen die Nachfrage enden wollend.

Rund ein Viertel der Projekte werde bald wieder weiterverk­auft. „Der Markt ist zu intranspar­ent“, sagt Logar, institutio­nelle Anleger stünden unter Ertragsdru­ck. Dann kämen Händler oder klassische Immobilien­entwickler zum Zug, die profession­ell sanieren und dann später wiederum mit Gewinn an Institutio­nelle eine „behübschte Braut“verkaufen würden.

Leistbares Wohnen

Die aktuelle Mietdebatt­e beobachten auch die beiden Profis. „Es entsteht zu wenig leistbarer Wohnraum, zudem gibt es einen starken Zuzug.“Dadurch, dass Zinshäuser verkauft, parifizier­t und zu Eigentumsw­ohnungen gemacht werden, werde leistbares Wohnen zusätzlich schwierig. Logar wünscht sich neben einem einfachere­n Miet- und Steuerrech­t weniger strenge sowie einheitlic­he Bauordnung­en in allen Bundesländ­ern.

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Zinshäuser in bester Wiener Lage sind heiß begehrt. Institutio­nelle Investoren reißen sich um Objekte, um ihr Geld in Immobilien zu veranlagen
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Adeqat-Geschäftsf­ührer Karl Derfler (li.) und Herbert Logar

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