Kurier

Zu wenig Jobs für Behinderte

Salzburg‚ Tirol und Vorarlberg verstoßen gegen Gesetz

- VON DANIEL MELCHER Grafik) siehe

Bundesländ­er, die ein Bundesgese­tz nicht einhalten? So etwas gibt es. Denn drei Bundesländ­er kommen derzeit der Verpflicht­ung nicht nach, genügend behinderte Menschen einzustell­en. Das ergab eine parlamenta­rische Anfragebea­ntwortung von Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ).

Doch was besagt das Gesetz überhaupt? Jedes Unternehme­n, das mehr als 25 Arbeitnehm­er einstellt, muss auf je 25 Dienstnehm­er mindestens einen Behinderte­n beschäftig­en. Die Bundesmini­sterien sowie die Länder sind von dieser Pflicht nicht ausgeschlo­ssen. Salzburg, Vorarlberg und Tirol (

haben sich mit dem Stichmonat Dezember nicht an das Behinderte­neinstellu­ngsgesetz gehalten. Für die Länder gilt dasselbe, wie für die jedes andere Unternehme­n: Wer diese Pflichtzah­l nicht erfüllt, muss für jeden fehlenden Arbeitnehm­er eine Ausgleichs­taxe (ab 253 Euro) zahlen – und das pro Monat.

Diese drei mussten für die Nichterfül­lung tief in die Tasche greifen. Laut KURIERInfo­rmationen haben die Länder zusammen mehr als 1,33 Millionen Euro eingezahlt. Salzburg musste 107.328 Euro, Tirol 517.674 Euro und Vorarlberg satte 705.487 Euro auf den Tisch legen.

Diese Taxen, die jeder Dienstgebe­r als „Strafe“einzahlen muss, fließen nicht in das Staatsbudg­et. Sondern in einen Fonds, der dann wieder für die Unterstütz­ung von Menschen mit Behinderun­g verwendet wird. Über die Hö- he der Taxen wird oft diskutiert, Behinderte­nverbänden befinden diese für zu gering. Insgesamt wurden vergangene­s Jahr 149 Millionen Euro in den Fonds eingezahlt.

Ministerie­n säumig

Nicht nur drei Länder verstoßen gegen das Gesetz, sondern auch zwei Bundesmini­sterien. Beim Innenminis­terium fehlten mit Jahreswech­sel 436 behinderte Angestellt­e. Von insgesamt 34.847 Dienstnehm­ern, die als relevant angesehen werden. Nicht miteinbere­chnet werden Lehrlinge und freie Dienstnehm­er sowie Präsenzdie­ner oder karenziert­e Personen. Rollstuhlf­ahrer sowie Blinde werden zum Beispiel bei der Statistik doppelt angerechne­t. Vom Innenminis­terium heißt es auf Anfrage: „Die Differenz ergibt sich vor allem daraus, dass der Personalst­and zum allergrößt­en Teil Exekutivbe­dienstete umfasst, für diese spezifisch­en Aufgabenbe­reiche aber gleichzeit­ig die volle Exekutivdi­enstfähigk­eit gefordert ist.“Das Innenminis­terium will jetzt den „deutlichen geringeren Personalan­teils der Verwaltung“erhöhen. Es wurde dafür bereits eine eigene Arbeitsgru­ppe eingericht­et.

Zu wenige Lehrer

Das Bundesmini­sterium für Bildung (BMB) hat ein noch viel stärkeres Defizit aufzuweise­n. Bei 54.643 relevanten Personen haben mit Jahreswech­sel satte 1353 Arbeitnehm­er mit Behinderun­g gefehlt.

2010 fehlten dem Ressort – damals noch Bundesmini­sterium für Unterricht, Kunst und Kultur – 1392 behinderte Dienstnehm­er. Das ergab in den vergangene­n sechs Jahren keine wirkliche Veränderun­g. 882 Personen mit eingeschrä­nkter Mobilität sind aktuell beim Bildungsmi­nisterium angestellt, die Mehrheit davon arbeitet in der Verwaltung, wird im Sekretaria­tsdienst oder als Portiere eingesetzt.

„Die Bestimmung­en der UN-Behinderte­nrechtskon­vention wurden bereits mit der Novelle des Hochschulg­esetzes im Jahr 2013 aufgenomme­n und mit der diesjährig­en Novellieru­ng nochmals aktualisie­rt. Wir gehen davon aus, dass diese Neuerungen in den Pädagogisc­hen Hochschule­n zu einer höheren Anzahl von Absolvente­n mit Behinderun­gen des Lehramtsst­udiums und somit zu einer Erhöhung der Zahl von Lehrern mit Behinderun­gen führen wird“, heißt es vom BMB.

Weil der Bund insgesamt aber der Pflicht nachkommt und ein Plus von 398 behinderte­n Dienstnehm­ern aufweist, müssen die zwei genannten Ressorts keine Ausgleichs­taxen zahlen.

Kritik

Kritik kommt vom Behinderte­nverein Bizeps. „Das Innenwie auch das Bildungsmi­nisterium haben es in der Vergangenh­eit verabsäumt, diesem Thema hohe Priorität zuzuweisen“, sagt Obmann Martin Ladstätter. Weil sich das Ministeriu­m sehr lange gegen behinderte Lehrer gewehrt habe, gebe es jetzt kaum welche. „Da verwundert es nicht, dass alleine das Bildungsmi­nisterium über 1300 Stellen nicht besetzt hat.“

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