Anna Veith hofft auf Lake Louise
Ski alpin/Snowboard. Frau Veith und Frau Gasser haben große Ziele und nun einen gemeinsamen Sponsor
Die Ski-Olympiasiegerin will Ende November in Kanada in den Weltcup zurückkehren.
Die eine hat alles gewonnen, was die Skiwelt zu bieten hat; die andere ist drauf und dran, ähnlich erfolgreich auf dem Snowboard in die Sportgeschichte einzugehen: Anna Veith und Anna Gasser gaben sich am Montag in Wien die Ehre und haben nun den gleichen Sponsor (Milka versorgt ab sofort auch das Österreichische Olympische Comité mit Geld und Süßigkeiten) – und die Ziele des Duos für die kommende Saison sind auch recht ähnlich. Kleiner, aber feiner Unterschied: Während sich die 26-jährige Kärntnerin Gasser „nur“von einer Knochenprellung erholen musste, hat die 28-jährige Salzburgerin Veith noch einen langen Weg vor sich.
Drei Mal ist Anna Veith nach ihrer Operation am linken Knie auf den Skiern gestanden, „aber mit Rennfahren hatte das nichts zu tun“, räumt sie ein. Im Oktober hofft sie wieder auf Stangentraining, im November auf Einheiten gemeinsam mit den Kolleginnen – der Saisonstart in Sölden kommt aber in jedem Fall für sie viel zu früh. Lake Louise Ende November, das wäre der ideale Zeitpunkt für die Olympiasiegerin, „denn in Speedrennen sind die Belastungen nicht so hoch und zudem besser zu kontrollieren als im Riesenslalom“.
Dazu gilt es, auf die Signale des Körpers zu hören, denn die Patellarsehne, die so lange für Schmerzen gesorgt hatte, gibt nun zwar Ruhe, aber bis sie wieder so ist, wie sie sein sollte, „das braucht Jahre“. Deswegen wurden die Skischuhe umgebaut, um die Belastung zu reduzieren, deswegen „werde ich zwar auch Riesenslalom trainieren, aber mich vorläufig auf Abfahrt und Super-G konzentrieren“, sagt Veith.
Ausgebrannt
Knapp zwei Jahre ist es nun her, dass sie sich Kreuz- und Innenband und die Patellarsehne im rechten Knie gerissen hat. Eine kurze Rückkehr im vergangenen Winter brachte den dritten Rang im Super-G von Cortina d’Ampezzo, im Frühjahr wurde sie an der linken Patellarsehne operiert. „Die Ärzte haben gesagt, die Chancen stehen nur 50:50, dass es bes- ser wird. Aber nachdem ich alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, habe ich keinen anderen Ausweg gesehen“, erklärt Veith.
Die lange Pause hat der dreifachen Weltmeisterin sichtlich gutgetan. „Ich bin ja schon in jungen Jahren in allen Disziplinen gefahren und war körperlich sehr gefordert, vielleicht habe ich mich auch deshalb verletzt“, sagt sie nun. „Nach dem Gesamtweltcupsieg 2015 war ich einfach nur leer. Manchmal hab’ ich etwas gesagt und wusste danach nicht mehr, was ich eigentlich gesagt habe. Ich war ganz unten und ganz weit weg vom Sport, heute fühle ich mich um 50 Jahre jünger. Damals hätte ich wohl gesagt, es ist meine letzte Saison.“Die sloweni- sche Rivalin von damals ist längst Freundin und Vorbild geworden: „Ich bewundere Tina Maze, wie sie für sich erkannt hat, dass sie eine Pause braucht – und das ganz ohne Verletzung.“
Dafür, dass sie selbst endlich wieder problemlos durch den Winter kommt, hat Anna Veith mittlerweile drei Physiotherapeuten um sich, „und körperlich bin ich jetzt auch wieder viel besser beieinander als noch vor einem Jahr“. Nun gilt es, wieder jene Sicherheit zu finden, die für Erfolge unabdingbar ist.
Eingesprungen
Die hat Snowboarderin Anna Gasser schon wieder – und sie hat die Gewissheit, dass es im kommenden Winter nicht leichter für sie wird. Ihren Spezialsprung, den dreifach geschraubten und zwei Mal über Kopf gedrehten Double Cork 1080, den sie als erste Frau geschafft hat, haben Teile der Konkurrenz schon in ihr Training aufgenommen, „ich habe jetzt versucht, meinen Sprung rückwärts zu machen, das ist mir auch schon gelungen“, sagt die Kärntnerin. Und wenn es in ihrer Spezialdisziplin Big Air nicht klappt, die 2018 erstmals olympisch ist, dann bleibt ihr ja auch noch der Slopestyle, dem sie sich im kommenden Winter wieder verstärkt widmen will.
Die Gewinnerin des ESPN Awards hat die nächste Ehrung jedenfalls schon vor sich – wenn es nach Anna Veith geht: „Anna ist meine Sportlerin des Jahres.“