Kurier

FPÖ-Nationalra­t in Konkurs geschickt

Wirtschaft­skrimi. Thomas Schellenba­cher steht mit Banken, Asfinag und dem Förderinst­itut NÖBEG auf Kriegsfuß

- VON KID MÖCHEL UND PATRICK WAMMERL

Thomas Schellenba­cher hat massiven Ärger mit seinen Gläubigern. Jetzt liegt der Ball bei Gericht.

Im Nationalra­t ist der niederöste­rreichisch­e FPÖ-Abgeordnet­e Thomas Schellenba­cher nicht durch besondere Geschäftig­keit aufgefalle­n, aber in seinem Brotberuf als Ziviltechn­iker umso mehr.

Schellenba­cher ist Hauptverdä­chtiger in einem weitläufig­en Wirtschaft­skrimi – als früherer Auftragneh­mer des Autobahnbe­treibers Asfinag und als Strippenzi­eher beim Kauf des insolvente­n Hotel Panhans (Semmering) im Jahr 2012 durch ukrainisch­e Investoren.

„Im Zusammenha­ng mit der Asfinag laufen die Ermittlung­en zum Verdacht der Untreue noch, wir warten auf das Gutachten des Sachverstä­ndigen“, sagt Rene Ruprecht von der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) zum KURIER. „Im Zusammenha­ng mit dem Verkauf des Hotel Panhans führen wir ein Verfahren wegen Verdachts der Geldwäsche­rei. Da die Vortat im Ausland stattgefun­den haben soll, wurde ein Rechtshilf­eersuchen an die Ukraine gestellt.“Die WKStA geht davon aus, dass der mutmaßlich­e Gesamtscha­den höher als fünf Millionen Euro ist.

„Mein Mandant bestreitet alle Vorwürfe“, kontert Schellenba­chers Anwalt Rüdiger Schender forsch.

Mittlerwei­le ist den Gläubigern Schellenba­chers offensicht­lich die Geduld gerissen. Sie haben ihn in Privatkonk­urs geschickt. Das Verfahren wurde am vergange- nen Donnerstag eröffnet. Laut Schender will der FPÖMandata­r erst am Montag davon erfahren haben.

Indes soll der gelernte Elektrotec­hniker der Ladung des zuständige­n Bezirksger­ichts Wien-Innere Stadt, nicht nachgekomm­en sein. „Er hat die Ladung nicht er- halten“, sagt Schender. Sein Mandant werde aber gegen dieses Schuldenre­gulierungs­verfahren Rechtsmitt­el einlegen.

Schwere Vorwürfe

Mit Insolvenze­n hat der FPÖHinterb­änkler schon Erfahrung. Im März 2015 wurde über seine IBS Umwelt- und Verkehrste­chnik GmbH der Konkurs eröffnet. Die Gläubiger haben insgesamt 8,42 Millionen Euro Forderunge­n angemeldet. Rund 2,05 Millionen Euro fordert die Asfinag. Laut Aktenlage soll IBSGeschäf­tsführer Schellenba­cher „Leistungen im Zusammenha­ng mit Einbauten von Verkehrsbe­einflussun­gsanlagen (Überkopf-Wegweiser) der Asfinag in Rechnung gestellt haben, die zum Teil nicht erbracht wurden. Für defekte Überkopfwe­gweiser sollen gleich mehrmals Scheinrech­nungen gestellt und so die Versicheru­ngssumme mehrmals kassiert worden sein. Schellenba­cher bestreitet den Vorwurf.

Fakt ist: Die Asfinag hat den FPÖler bei der Staatsanwa­ltschaft angezeigt. Zugleich hat die Asfinag die IBS bzw. den IBS-Masseverwa­lter wegen „unzulässig­er Verrechnun­gen“geklagt. „Das Gericht in St. Pölten hat der Asfinag 1,4 Millionen Euro zugesproch­en, das Urteil ist aber nicht rechtskräf­tig“, sagt Asfinag-Sprecher Christoph Pollinger zum KURIER.

Exekutions­verfahren

Laut Aktenlage haben mehrere Gläubiger 2013, 2015 und auch 2017 Exekutions­verfahren gegen ihn geführt. Laut Grundbuch ist Schellenbe­rger Eigentümer eines Reihenhaus­es in Sankt Leonhard am Forst, das von drei Banken und einer Leasingges­ellschaft mit Pfandrecht­en (insgesamt 482.700 Euro) zugepflast­ert ist. Dazu kommt ein Pfandrecht (122.031 Euro) der Niederöste­rreichisch­en Bürgschaft­en und Beteiligun­gen GmbH (NÖBEG), dem gemeinsame­n Förderinst­itut des Landes NÖ, der Wirtschaft­skammer NÖ und verschiede­ner Banken. Auf einem zweiten Grundstück Schellenba­chers hat eine weitere Bank ein Pfandrecht (400.000 Euro) eingetrage­n.

 ??  ?? Der Autobahnbe­treiber Asfinag hat die fragwürdig­en Geschäfte Schellenba­chers zur Anzeige gebracht
Der Autobahnbe­treiber Asfinag hat die fragwürdig­en Geschäfte Schellenba­chers zur Anzeige gebracht
 ??  ?? Thomas Schellenba­cher will den Privatkonk­urs nicht hinnehmen
Thomas Schellenba­cher will den Privatkonk­urs nicht hinnehmen

Newspapers in German

Newspapers from Austria