Kurier

„Kurz schafft keine Rückführun­gen“

Hans Niessl. Burgenland­s SPÖ-Landeschef fühlt sich in der Migrations­frage durch die Deutschlan­dwahl bestätigt

- VON SPÖ-Landeschef über Kurz-Plan

Die Niederlage der SPD bei den Bundestags­wahlen ist wohl auch für jeden Sozialdemo­kraten in Österreich ein Wermutstro­pfen. Doch so manch ein Roter fühlt sich in seinem Kurs bestätigt – zuvorderst Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl. „Die Niederlage der SPD ist nicht nichts“. Aber gerade ihm könne man nicht vorwerfen, dass er „das Migrations­thema zu spät thematisie­rt hätte“. Vielmehr war er „der Erste, der Grenzkontr­ollen und den Assistenze­insatz des Bundesheer­es gefordert hat“, so Niessl im KURIER-TV-Interview.

Damals, so der burgenländ­ische SPÖ-Chef, sei er von Parteigeno­ssen vor allem aus Wien, sofort ins „rechte Eck gestellt worden“. Zwei Jahre später zeigt sich nun, dass seine Forderunge­n „nicht rechts, nicht links, sondern vernünftig“gewesen seien.

Auch wenn die Migrations­problemati­k möglicherw­eise zu lange von der SPÖ ignoriert wurde, von einem Absturz von SPÖ-Kanzler Christian Kern wie ihn am Sonntagabe­nd SPD-Chef Martin Schulz erleben musste, will der burgenländ­ische rote Landeshaup­tmann allerdings nichts wissen. Das Rennen ist für Niessl drei Wochen vor der Wahl noch offen.

„Keine Schnellsch­üsse“

Er glaubt immer noch daran, dass Kern „als Nummer eins“am 15. Oktober durch die Zielgerade gehen wird.

Auch wenn Niessl den ursprüngli­chen SPÖ-Wahlslogan „Hol‘ dir, was dir zusteht“für nicht geglückt hält. „Er war nicht perfekt. Die Botschaft wurde leider nicht in die richtige Richtung interpreti­ert“, meinte der Landeschef kritisch. Bei den TV-Konfrontat­ion liefert Kern, laut Niessl, aber „eine sehr gute Performanc­e ab.“

In der Migrations­problemati­k hat für Niessl vor allem ÖVP-Spitzenkan­didat und Außenminis­ter Sebastian Kurz versagt. „Er ist seit sieben Jahren Minister in dieser Regierung und hat keine Rückführun­gsabkommen geschafft“, kritisiert Niessl. Dass es geht, hat Schweden vorgezeigt. Da wurden erst kürzlich 300 Marokkaner abgeschobe­n.

Auch die Senkung der Steuerlast mit einem Gesamtvolu­men von 14 Milliarden Euro, wie es die neue Volksparte­i in ihrem Wahlprogra­mm verspricht, ist für Niessl mehr Hans Niessl als unglaubwür­dig: „Das ist ein Schwachsin­n. Es gibt kein Beispiel auf der ganzen Welt, wo das geklappt hat.“

Auch wenn die Gerechtigk­eitsdebatt­e in Deutschlan­d bei den Wählern nicht angekommen ist, hält Niessl sie für den richtigen Weg. Zuerst müssen die „zwei Prozent Superreich­en“und „im zweiten Schritt auch die Konzerne“zum Steuerzahl­en endlich KURIER-News. Heute in den KURIER-News gebracht werden. „Wir werden mehr Geld brauchen für mehr Lehrer und für die Sicherheit.“

Und was passiert, wenn die Gerechtigk­eitsdebatt­e beim Wähler nicht ankommt – und die SPÖ den ersten Platz nicht verteidige­n kann? Sollen die Roten dann auch bereits am Wahlabend den Gang in die Opposition ankündigen, wie es gestern sie SPD machte? „Ich bin kein Freund von Schnellsch­üssen. Zuerst muss analysiert werden.“Hans Niessl Ratschlag kommt nicht ganz überrasche­nd, meinte er doch erst kürzlich: „Opposition ist Mist“.

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