„Auf die AfD kommt ein langer Prozess zu“
„Schwestern“. Die Wahlprogramme von FPÖ und AfD sind sich ähnlich, die Geschichte ist es nicht
„AfD großer Sieger auf Platz 3! Herzliche Gratulation aus Wien“, richtete FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache der AfD am Wahlabend aus. Die AfD, die FP-Mann Norbert Hofer bereits als „Schwesterpartei“bezeichnet hatte, weist vor allem durch ihr Wahlprogramm eine starke Nähe zur FPÖ auf. Trotzdem macht der ehemalige FP-Abgeordnete und Scharfmacher Andreas Mölzer Unterschiede aus: „Es gibt natürlich Parallelen zwischen der FPÖ und der AfD, trotzdem sind diese Parteien vollkommen unterschiedlich. Die Geschichte Deutschlands ist eine andere, von der zeitlichen Entwicklung beider Parteien braucht man gar nicht zu reden“, sagt er dem KURIER.
Vor allem sei die FPÖ eine „semi-etablierte Partei“und „gehört seit jeher zur österreichischen Innenpolitik, hat bereits mitregiert und ist in Gemeinden verankert und der Gesellschaft verankert.“Allerdings werde sie nach wie vor oft ausgegrenzt.
Vergleich mit VdU
Auch Strache verglich die AfD am Montag mit der FPVorgängerpartei VdU (Verband der Unabhängigen, ab 1955 FPÖ) und sagte: „Sie hat noch viel an Entwicklung vor sich, auch noch viel an interner Bereinigung und Geschlossenheit vor sich“.
Zu diesem Zeitpunkt hatte AfD-Chefin Frauke Petry ihren Fraktionsaustritt bereits bekannt gegeben
Solche Schritte sind der FPÖ nicht unbekannt: „Es gab unzählige Spaltungen in der FPÖ, das geschah sowohl durch innere Spannungen als auch durch äußere Einf lüsse. Auch durch die Medien und andere Parteien“, so Mölzer.
Die Wahlkampfrhetorik der FPÖ fällt heuer gemäßig- ter aus als früher – für den Politologen Anton Pelinka ein Unterschied zur AfD, der sich bald ändern könnte: „Die FPÖ tritt – relativ – gemäßigt auf, um in die Regierung zu kommen. Gelingt ihr das nach dem 15. Oktober nicht, wird es wohl zu innerparteilichen Spannungen kommen. Dann wird die Frage gestellt werden, ob sich diese – relative – Mäßigung wirklich bezahlt gemacht hat“, sagt er zum KURIER.
Bis die AfD, deren Spitzenkandidat Alexander Gauland deutlich schärfere Töne anschlägt, ebenfalls gemäßigter auftritt, dürfte noch viel Zeit vergehen.
„Auf die AfD kommt ein langer Prozess zu. Jetzt wird sie im Bundestag Fundamentalopposition machen, ist zusätzlich aber in Sachsen stärkste Kraft. Das werden interessante Zeiten“, sagt Mölzer dazu.