Kurier

„So revolution­är wie das Internet“

Blockchain. Österreich will ein Zentrum für die Technologi­e hinter der Digitalwäh­rung Bitcoin werden

- VON PATRICK DAX

Die Blockchain-Technologi­e ist vor allem durch die Digitalwäh­rung Bitcoin bekannt geworden. Das Prinzip ähnelt einem digitalen Grundbuch, in dem alle Transaktio­nen anonym aufgezeich­net werden. Kopien davon werden auf den Rechnern aller Nutzer gespeicher­t und können öffentlich eingesehen werden. Dadurch wird größtmögli­che Transparen­z und Manipulati­onssicherh­eit gewährleis­tet. Die Möglichkei­ten der Technologi­e gehen aber weit über die Kryptowähr­ung hinaus. „Mit der Blockchain ist ein großer Technologi­esprung möglich“, sagt Wirtschaft­sminister Harald Mahrer (ÖVP) bei einer Pressekonf­erenz am Montag in Wien. Anwendunge­n seien etwa in der Verwaltung ebenso denkbar wie im Energiehan­del. Die Blockchain sei so revolution­är wie das Internet und werde ähnliche Umwälzunge­n mit sich bringen, ist Mahrer überzeugt: „Es braucht aber den Freiraum, um neue Anwendunge­n ausprobier­en zu können.“

Unternehme­nsfinanzie­rung

Eine solche Anwendung sind Unternehme­nsfinanzie­rungen mit Kryptowähr­ungen, sogenannte Initial Coin Offerings (ICOs). Weltweit wurden auf diese Art heuer bereits mehr als zwei Milliarden Dollar investiert. In Österreich setzt das Wiener Start-up Herosphere, das Sportwette­n zwischen Nutzern vereinfach­en will, als erstes auf die innovative Finanzieru­ngsmethode. Aktuell habe man rund 1,3 Millionen Euro an Finanzieru­ngen sichergest­ellt, erzählt Herosphere-Gründer Paul Polterauer. Sie wurden dem Start-up weltweit von Investoren in der Bitcoin-Alternativ­e Ether überwiesen.

Man könne mit der Blockchain nicht nur Beteiligun­gen abbilden, sondern auch Abstimmung­en unter Anteilseig­nern durchführe­n und Nachrichte­n an Investoren schicken, sagt Paul Pöltner von der Crowdfundi­ngPlattfor­m Conda: „Vieles kann über die Technologi­e standardis­iert werden.“Conda hat zur Unternehme­nsfinanzie­rung mit Kryptowähr­ungen eine eigene Plattform geschaffen, die schon bald Start-ups zur Verfügung gestellt werden soll. „Die Blockchain ist der nächste logische Schritt, um Finanzieru­ngen einfacher zu machen“, sagt der Conda-Vorstand.

Kompetenzz­entrum

Auch startup300 setzt auf die Blockchain. In dem von dem Business-Angel-Netzwerk betriebene­n Start-up-Campus factory 300 wird am Auf bau eines Blockchain-Kompetenzz­entrums gearbeitet. „Wir wollen in Europa die erste Ansprechst­elle werden, wenn es um die Blockchain geht“, sagt startup300-Vorstand Michael Eisler. Anfang Oktober findet in Linz eine Konferenz zur Blockchain und zu Initial Coin Offerings statt, bei der sich, wie Eisler sagt, das globale „Who’s who“der Kryptoszen­e treffen wird.

Offen ist die Regulierun­g der neuen Technologi­e. Dabei will man in Österreich experiment­ieren, kündigt Mahrer an. Sogenannte „regulatori­sche Sandkästen“sollen sicherstel­len, dass innovative­n Anwendunge­n der Technologi­e Spielraum gewährt wird: „Wir müssen mit Fingerspit­zengefühl herangehen, um sicherzust­ellen, dass nichts abgewürgt wird.“

Gemeinsam mit der Wirtschaft­suniversit­ät (WU) Wien hat das Wirtschaft­sministeri­um auch ein Forschungs­projekt zur Blockchain ins Leben gerufen, das mit 500.000 Euro unterstütz­t wird und das als Anlaufstel­le für Forschungs­aktivitäte­n rund um die Technologi­e fungieren soll. „Die Technologi­e ist transparen­t, bringt Transaktio­nsqualität und ist sicher und kostengüns­tig“, sagt Mahrer: „Das kommt der gesamten Wirtschaft zugute.“

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Die Blockchain steht nicht nur hinter der Kryptowähr­ung Bitcoin, sie ermöglicht viele Anwendunge­n

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