Kurier

1300 Polizisten als Wahlgesche­nk

Wien. Sobotka verspricht Personalof­fensive und reitet eine Frontalatt­acke gegen die rot-grüne Sicherheit­spolitik

- VON UND

Wien bekommt mehr Polizisten. Wenn ein Innenminis­ter das ankündigt, kann man davon ausgehen, dass Wahlen nicht mehr weit sind.

So ist es auch dieses Mal: Gemeinsam mit ÖVP-Klubchef Manfred Juraczka und dem Wiener Spitzenkan­didaten der ÖVP, dem früheren Landespoli­zei-Vizepräsid­enten Karl Mahrer, präsentier­te am Montag Wolfgang Sobotka eine „Sicherheit­svereinbar­ung für Wien“.

Bis 2022 werden insgesamt 2700 neue Polizisten eingestell­t. Begründet wird die Aufstockun­g damit, dass bis 2022 rund 1400 Beamte in Pension und knapp 600 Polizisten in Karenz gehen werden. Außerdem spielen „Extremismu­s, Terrorismu­s und Migration“in der Planung eine große Rolle. Wo die zusätzlich­en Polizisten eingesetzt werden, ist noch nicht im Detail geklärt. Angedacht sind aber Planstelle­n-Pools für die einzelnen Bezirke, damit der Personalei­nsatz f lexibler als bisher erfolgen kann.

Auch baulich wird aufgestock­t. So sollen sechs Inspektion­en neu errichtet und zwei Dienststel­len erweitert werden. Am Hotspot Praterster­n soll 2020 direkt beim Bahnhof eine Inspektion eingericht­et werden. Eine solche gab es früher bereits. Neue Projekte soll es auch in der Dietrichga­sse in Landstraße (Anfang 2018), in der Ada-ChristenGa­sse in Favoriten, am Mühlweg in Floridsdor­f (Ende 2017) und in der Quadenstra­ße in der Donaustadt geben.

Geplant ist auch der Neubau des Polizeikom­missariats Favoriten. Die Inspektion­en in der Halirschga­sse in Hernals und in der Anton-Baumgartne­r-Straße in Liesing werden 2018 erweitert. Bis Ende nächsten Jahres wird die Polizei auch 497 neue Fahrzeuge im Leasingtau­sch und 52 Fahrzeuge zusätzlich erhalten. Bis Ende 2019 wird es eine Aufstockun­g von 1000 neuen Sturmgeweh­ren geben, die als Terrorschu­tzmaßnahme dienen sollen. Für Ausrüstung und Fahrzeuge wurden als Investitio­n mehr als fünf Millionen Euro kalkuliert.

Attacke auf Rot-Grün

Wie schon etliche schwarze Spitzenpol­itiker in diesem Wahlkampf nutzte auch Sobotka diesen Termin für einen Frontalang­riff auf die rotgrüne Stadtregie­rung: „Man kann nicht so tun, als gebe es in Wien mit den zahlreiche­n Parallelge­sellschaft­en kein Problem und weiterhin einfach die Augen vor der Realität verschließ­en“, kritisiert­e der Innenminis­ter. Bei der Stadtregie­rung treffe man „leider auf mangelndes Interesse, wenn es um Sicherheit geht“.

Als Beispiel nannten er und Mahrer fehlende Konzepte, um stark frequentie­rte Plätze wie Fußgängerz­onen vor Terror-Attacken zu schützen. „Die Entscheidu­ng der Stadt Wien ist dazu immer noch offen und ausständig“, kritisiert­e Mahrer. Einmal mehr wiederholt­en die VP-Politiker ihre Forderunge­n nach einer Bündelung der stätischen Ordnungstr­uppen unter der Führung eines Sicherheit­sstadtrate­s sowie nach Maßnahmen gegen illegale Bettelei.

Kritik kommt von der FSGPolizei­gewerkscha­ft, die die ÖVP-Politiker als „Wendehäl- se und Realitätsv­erweigerer“bezeichnet. Vor allem gegen Karl Mahrer schießen die Gewerkscha­fter: „In seiner Funktion als Landespoli­zeipräside­nt-Stellvertr­eter hat er sich stets der SPÖ im Rathaus angedient und auf die hervorrage­nde Zusammenar­beit verwiesen.“

„Die ÖVP übernimmt zu hundert Prozent die Forderunge­n der FPÖ. Offensicht­lich ist Schwarz-Blau schon ausgemacht“, heißt es dazu im Rathaus. Und: „Seit Monaten gibt es gemeinsame Sitzungen zur Sicherung von öffentlich­en Plätzen. Anscheinen­d ist der Innenminis­ter nicht über die Aktivitäte­n in seinem eigenen Haus informiert.“Auch auf die geplante Personal-Aufstockun­g reagiert man hämisch: „Seit 2000 gibt es einen schwarzen Innenminis­ter. Man fragt sich, warum er nicht längst schon diesen Schritt gesetzt hat.“Am Samstag hatte ÖVPChef Sebastian Kurz kritisiert, dass es genug Wiener gebe, die überlegen umzuziehen, weil sie sich fremd fühlen würden. Bürgermeis­ter Michael Häupl dazu am Montag auf „Ein Wiener lässt sich nicht beschimpfe­n und vor allem nicht die Arbeit, die er leistet.“

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