Kurier

Teenager kaperten Flugzeug

NÖ. 15-Jähriger und Freund wurden erst auf der Rollbahn in Bad Vöslau am Start gehindert

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Spritztour­en mit Luxuskaros­sen und Privatflug­zeugen: Dieser Welt von Glanz und Glamour scheint ein erst 15jähriger Niederöste­rreicher anscheinen­d so verfallen, dass er seine Fantasien illegalerw­eise in die Realität umsetzte – ganz nach dem Vorbild des Hollywood-Streifens „Catch me if you can“. Hier spielt Leonardo DiCaprio einen Hochstaple­r, der sich auch als Pilot versucht.

Als der Halbwüchsi­ge im April mit einem Sportflugz­eug auf der Startbahn des Flugplatze­s Bad Vöslau (NÖ) tatsächlic­h zu einem Rundflug abheben wollte, wurde der Höhenflug zum Glück im letzten Moment gestoppt.

Es sind zwei hagere Burschen, blutjung und milchgesic­htig, die am Montag kleinlaut und geläutert vor der Richterin am Landesgeri­cht Wiener Neustadt Platz nahmen. Lukas M. (15) und seinem um zwei Jahre älteren Freund Marco N.

wird unter anderem der unbefugte Gebrauch eines Propellerf­lugzeugs und mehrerer Luxus-Sportwagen vorgeworfe­n. Selbst M.s Anwalt musste eingestehe­n, dass er so etwas in seiner Karriere noch nicht gehört hatte. Sein Mandant sei nicht nur zu den angeklagte­n Taten voll geständig, sondern werde auch weitere ähnlich gelagerte Delikte eingestehe­n.

Purer Luxus

Wegen des dort herrschend­en Luxus und wegen der tollen Autos sah Lukas M. den Wohnpark beim Golf klub Fontana in Oberwalter­sdorf als seine Spielwiese. Dem Burschen soll es mit abenteuerl­ichen Geschichte­n gelungen sein, wohlhabend­en Autobesitz­ern ihre Ferraris, Porsche und andere Karossen für eine Spritztour abzuluchse­n. Dafür soll er sich als der Sohn eines bekannten Wiener Gastronome­n ausgegeben haben.

Nachdem er mit den teilweise 400 bis 500 PS starken Boliden in der Gegend herumgefah­ren sein soll, brachte er die Fahrzeuge wieder brav den Besitzern zurück und bedankte sich höflich.

Nach einiger Zeit dürften die Probefahrt­en aber nicht mehr den nötigen Nervenkitz­el gebracht haben. Der 15Jährige und sein Freund kamen auf die Idee, mit einem Privatflug­zeug ein paar Runden zu drehen. Weil ein Verwandter Mitglied eines Motorf liegervere­ins ist, war Lukas M. mit der Materie eng vertraut. Er war zigmal mitgefloge­n und kannte daher auch die Gepflogenh­eiten an Bord und am Flugplatz Bad Vöslau.

Am 22. April schlichen sich die beiden Freunde auf das Areal des Flugplatze­s und schnappten sich aus einem Büro den Schlüssel und das Logbuch einer „Aquila“– ein einmotorig­es Sportflugz­eug eines Flugverein­s. Im Dreh- hangar brachten sie die Maschine in die richtige Position, damit Lukas M. aus der Halle fahren konnte. „Er hatte sich bereits eine Startfreig­abe erteilen lassen“, sagte der Staatsanwa­lt. Am Weg zum Rollfeld fiel Mitarbeite­rn des Flugplatze­s die merkwürdig­e Fahrweise der Maschine auf, wodurch der 15-Jährige im am Start gehindert wurde. Dem Duo gelang es noch, die Pilotenhea­dsets mitgehen zu lassen und eines im Internet zu Geld zu machen. Kurz darauf klopfte die Polizei an die Türe.

Sozialarbe­it

Die Angeklagte­n wurden zu 100 bzw. 60 Stunden gemeinnütz­iger Arbeit verdonnert. Der Flugplatz hat ein Platzverbo­t gegen beide verhängt, auch eine Videoüberw­achung steht wegen des Vorfalles im Raum, erklärt Sprecher Peter Kleemann.

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