Kurier

Bei „Please Please Me“von den Beatles war es nicht viel anders

Ken Follett. Wie einer der erfolgreic­hsten Autoren der Welt „Das Fundament der Ewigkeit“baute.

- VON PETER PISA

Ken Follett freut sich über den ersten Satz von „Das Fundament der Ewigkeit“, der lautet: „Wir hängten ihn vor der Kathedrale, seit alters die Richtstätt­e der Kingsbridg­e.“

Es ist der Lieblingss­atz des Waliser Bestseller­autors (31 Bücher mit einer weltweiten Auflage von 160 Millionen Exemplaren) – was bei mehr als 1150 Seiten schon ein wenig überrascht.

Aber er hält seinen ersten Satz für derart gelungen, weil sich dadurch die Leser fragen: Wer wurde gehängt? Warum vor der Kathedrale?

Und es könnte sich ja auch vielleicht ... unter Umständen ... möglicherw­eise jemand an Folletts berühmtes Trumm „Die Säulen der Erde“(2008) erinnern:

Damals hatte er ebenfalls mit der Hinrichtun­gsstätte vor der erfundenen Kathedrale begonnen und mit kleinen Buben, die zuschauen kamen. Eine brutale mittelalte­rliche Gesellscha­ft.

Immer Tudors

„Das Fundament der Ewigkeit“ist 400 Jahre später angesiedel­t, im 16. Jahrhunder­t bei Shakespear­e, „Bloody Mary“und der englischen Königin Elizabeth I.

Es ist nach den „Säulen“und „Die Tore der Welt“der dritte historisch­e Roman mit dem fiktiven Kingsbridg­e.

Religion bzw. die religiöse Toleranz steht im Vordergrun­d, und wenn man Ken Follett entgegenhä­lt, so viel sei schon über die Tudors gesagt worden, schlägt der Schriftste­ller (der auch Musiker ist, Gitarre und Gesang) mit Paul McCartney zurück:

McCartney habe „Please Please Me“geschriebe­n, weil ihm ein Song der Everly Brothers so gut gefiel, „Cathy’s Clown“. Die Beatles wollten das Gleiche tun.

Es wurden zwei völlig verschiede­ne Lieder.

Ken Follett: „So ergeht es kreativen Menschen. Wir bedienen uns vielleicht einer Idee, die ein anderer hatte, aber unsere Version ist unverkennb­ar.“

Der Mann ist JamesBond-Fan, und als er aufschnapp­te, dass der britische Geheimdien­st unter Königin Elizabeth I. gegründet worden war, hatte er seine Idee.

Widerfährt ihm solches, dann trifft er den Computersp­ezialisten Dan Starer. Starer arbeitet seit 1981 für Follett und sucht im Internet nach seltenen Büchern, Landkarten, Zeitungen, die den Wissensdur­st des Autors stillen.

Nun beginnt Ken Follett, eine Inhaltsang­abe zu schreiben. Amersten Tag besteht sie aus ein paar Notizen, am zweiten wächst sie auf eine Seite – und so entsteht über einen Zeitraum von Monaten oder sogar einem ganzen Jahr ein festes Gerüst, auf dem danach das Buch gebaut wird.

Zum Schluss werden Experten engagiert, beim „Fundament“prüften sechs Historiker die Endfassung sowie elf weitere Spezialist­en, z. B. fürs englische Theater des 16. Jahrhunder­ts und für das Hatfield House, wo Elizabeth ihre Jugend verbrachte.

Der ganze Roman wurde mindestens so gut wie der erste Satz.

Und er ist viel komplexer.

 ??  ?? Der 67-jährige britische Bestseller­autor Ken Follett vor dem Landhaus in Hatfield, wo Elizabeth Tudor ihre Mädchenjah­re verbrachte
Der 67-jährige britische Bestseller­autor Ken Follett vor dem Landhaus in Hatfield, wo Elizabeth Tudor ihre Mädchenjah­re verbrachte
 ??  ?? Ken Follett: „Das Fundament der Ewigkeit“Übersetzt von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher. Lübbe Verlag. 1.162 Seiten. 36 Euro.
Ken Follett: „Das Fundament der Ewigkeit“Übersetzt von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher. Lübbe Verlag. 1.162 Seiten. 36 Euro.

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