Intensiver Shakespeare, ganz ohne Mätzchen
„Richard III.“im Bronski & Grünberg
Zum Start in seine zweite Saison bringt das Bronski & Grünberg „Richard III.“auf die Bühne. Von Shakespeare! Keine Verulkung, keine Übermalung – Regisseurin Helena Scheuba arbeitet mit einer f lüssigen, ausbalancierten Übersetzung und sorgt für eine dramaturgisch schlüssige, kompakte Fassung. Shakespeares oft makabrem Humor räumt sie genügend Platz ein – der trockene Witz mutet bisweilen angelsächsisch an.
Dem Titelhelden gibt Josef Ellers ein eigenständiges Profil: Dieser Richard hat mangels Alternativen die Rolle des Bösen für sich angenommen und freut sich bei jeder Übeltat über das gelungene Spiel. Mit charmantem Lächeln und sanftem Blick baut er Komplizenschaft auf, indem er Rapport mit dem Publikum herstellt. Im Abstieg wird er gehetzt und fahrig. Wenn in der Nacht vor der entscheidenden Schlacht die Geister seiner Opfer über ihn kommen, entsteht ein einprägsames Bild.
Kongenial sind die MitspielerInnen: Sophie Aujesky und Johanna Rehm geben ein tragikomisches Mörderpaar ebenso bravourös wie die zwischen Hoffnung und Angst schwankenden kindlichen Prinzen oder Richards verzweifelte Mutter bzw. Schwägerin. David Jakob ist als Richards Bruder George die Arglosigkeit in Person, als Lord Buckingham dessen ambitionierter Aufstiegsgehilfe, als Königin-Witwe Margret mit schwarzer Schminke hasserfüllte Mahnerin.
Das Bühnenbild (Daniel Sommergruber) gibt Hilfestellung: Auf weißem Grund Stammbaum und Personenverzeichnis (die Ermordeten streicht Richard mit breitem Pinsel rot durch), daneben kleine Accessoires zur Identifikation – Strickmützen für das Mörderpaar, ein Feuerzeug für Tyrell – der Mord an den Prinzen wird auf das Verbrennen ihrer Papierkronen reduziert. Intensives Theater.