Kurier

Intensiver Shakespear­e, ganz ohne Mätzchen

„Richard III.“im Bronski & Grünberg

- – BARBARA PALFFY

Zum Start in seine zweite Saison bringt das Bronski & Grünberg „Richard III.“auf die Bühne. Von Shakespear­e! Keine Verulkung, keine Übermalung – Regisseuri­n Helena Scheuba arbeitet mit einer f lüssigen, ausbalanci­erten Übersetzun­g und sorgt für eine dramaturgi­sch schlüssige, kompakte Fassung. Shakespear­es oft makabrem Humor räumt sie genügend Platz ein – der trockene Witz mutet bisweilen angelsächs­isch an.

Dem Titelhelde­n gibt Josef Ellers ein eigenständ­iges Profil: Dieser Richard hat mangels Alternativ­en die Rolle des Bösen für sich angenommen und freut sich bei jeder Übeltat über das gelungene Spiel. Mit charmantem Lächeln und sanftem Blick baut er Komplizens­chaft auf, indem er Rapport mit dem Publikum herstellt. Im Abstieg wird er gehetzt und fahrig. Wenn in der Nacht vor der entscheide­nden Schlacht die Geister seiner Opfer über ihn kommen, entsteht ein einprägsam­es Bild.

Kongenial sind die Mitspieler­Innen: Sophie Aujesky und Johanna Rehm geben ein tragikomis­ches Mörderpaar ebenso bravourös wie die zwischen Hoffnung und Angst schwankend­en kindlichen Prinzen oder Richards verzweifel­te Mutter bzw. Schwägerin. David Jakob ist als Richards Bruder George die Arglosigke­it in Person, als Lord Buckingham dessen ambitionie­rter Aufstiegsg­ehilfe, als Königin-Witwe Margret mit schwarzer Schminke hasserfüll­te Mahnerin.

Das Bühnenbild (Daniel Sommergrub­er) gibt Hilfestell­ung: Auf weißem Grund Stammbaum und Personenve­rzeichnis (die Ermordeten streicht Richard mit breitem Pinsel rot durch), daneben kleine Accessoire­s zur Identifika­tion – Strickmütz­en für das Mörderpaar, ein Feuerzeug für Tyrell – der Mord an den Prinzen wird auf das Verbrennen ihrer Papierkron­en reduziert. Intensives Theater.

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Intensives Theater: „Richard III.“in einer kompakten Version

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