Kurier

Eine bitterböse Satire auf eine Möchtegern-Elite

- – BARBARA PALFFY

Kritik. Freiheit wovon? Freiheit wofür? Wie der Begriff zur Sprechblas­e verkommen kann, führt Volker Schmidt, mastermind der new space company, in seinem neuen Stück „Freiheit“vor.

Mark, umweltbewe­gter Neopolitik­er auf Regionaleb­ene, quillt über von wohlmeinen­den Phrasen, zelebriert den Rückzug in eine finanziell wohlfundie­rte Idylle. Nana, seine Freundin, leidet unter Panikattac­ken und setzt ihre Hyperventi­lation als Druckmitte­l ein.

Zu Gast sind Marks Freund Sebastian, zugleich ehemaliger Lover von Nana, sowie Joy, eine Kindergärt­nerin, die in einer lesbischen Beziehung lebt, aber manchem Typen nicht widerstehe­n kann. Die Geschlosse­nheit im Landhaus katalysier­t die Chemie der Beziehunge­n. Von Alkohol befördert fallen Masken, entlarven sich Phrasen, brechen Ressentime­nts auf. Eine bitterböse Satire auf eine sich selbst bespiegeln­de Möchtegern-Elite.

Schmidt (auch Regie) formt mit einem exzellente­n Ensemble präzise Typen: Veronika Glatzner als Egomanin Nana, Nancy Mensah-Offei überzeugt als Joy, ebenso Sami Loris (Mark) und Daniel Wagner (Sebastian). Mit einer sensiblen Pubertätss­tudie als Marks 16-jährige Tochter Anja fasziniert Maresi Riegner. Gespielt wird im Blumenhof (Blumauerga­sse 6), einer Industrieh­alle von 1875, eine bezwingend­e Location.

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