„Bringt Waffen in die Kirche“
Massaker. 26-jähriger Ex-Soldat tötete in der Kirche, Hass auf Schwiegermutter als Motiv
Die „Tat des Bösen“in einer Kirche geht nach Meinung des Präsidenten Donald Trump auf ein „psychisches Problem auf höchstem Niveau“zurück. Mit dem Recht auf Waffenbesitz habe die Katastrophe nichts zu tun.
Gestern früh deutete Gouverneur Greg Abbott an, dass es sich womöglich um einen Racheakt eines Wutbürgers gehandelt haben könnte. Dem 26-jährigen Ex-Soldaten Devin Patrick Kelley wurde der Antrag auf eine Waffen-Lizenz von der zuständigen Behörde für Öffentliche Sicherheit verweigert. Ein Grund: Der bis 2012 auf der Luftwaffen-Basis Holloman in New Mexiko tätig gewesene Soldat war nach einem gewalttätigen Übergriff auf seine Frau und ihr gemeinsames Kind wegen schlechter Führung zu zwölf Monaten Haft verurteilt, degradiert und 2014 unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen. Er durfte deshalb nach dem Gesetz legal keine Waffen erwerben und besitzen.
Daneben verdichteten sich auch Hinweise auf ernste Familienstreitigkeiten. So er- hielt die Schwiegermutter, die in Sutherland Springs gemeldet ist und zur Tatort-Kirchengemeinde gehört, von Devin Kelley Drohungen via Handy-SMS. Auch andere Verwandte des Täters sollen bei dem Zwist eine Rolle gespielt haben. Unterdessen machte sich Präsident Trump die Argumentation der Waffen-Lobby „National Rif le Association“(NRA) zu eigen: „Gegen einen bösen Mann mit einer Waffe, hilft nur ein guter Mann mit einer Waffe.“Ein couragierter Kirchenbesucher mit einem Gewehr habe auf den ganz in schwarz gekleideten Schützen angelegt, der eine schusssichere Weste trug, und ihn dann mit einem anderen verfolgt. Kelley war am Sonntag mit einem Schnellfeuergewehr der Marke Ruger in die FirstBaptist Church eingedrungen und hatte das Feuer auf die rund 50 anwesenden Kirchgänger eröffnet.
„Jeder kennt jeden“
Ken Paxton, texanischer Justizminister, leitete aus Trumps Vorlage eine Botschaft ab, die viele Gläubige mit Schaudern erfassen dürfte: Bringt eine Waffe mit in den Gottesdienst!
Im „Bible Belt“umSutherland Springs hat es so etwas noch nie gegeben. „Wir haben ein Postamt, zwei Kirchen, zwei Tankstellen und einen kleinen Supermarkt“, sagte ein Bewohner dem LokalSender KSAT-TV, „hier kennt jeder jeden, hier ist es friedlich.“Und jetzt das: „Ich bin wie taub“, berichtet Sandy Ward im Fernsehen. Ihre Enkelin (7) ist tot. Ein anderer Enkel (5) kämpft im Krankenhaus um sein Leben. Unter den Opfern im Alter von 5 bis 72 Jahren war auch Crystal Holcombe. Mutter von drei Kindern und mit dem vierten im achten Monat schwanger. In ihrer Familie allein gab es acht Tote. Auch Annabelle Pomeroy (14), die jüngste Tochter von Pastor Frank, der die Andacht von einem Vertreter übernehmen ließ und nicht vor Ort war, starb in der Kirche.
Kelley floh nach dem letz- ten Schuss mit dem Auto. Johnny Langendorff, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, verfolgte ihn zusammen mit einem anderen Bewohner, der zuvor in der Kirche dem Täter mit der Waffe Paroli geboten hatte. Nach 15 Kilometern Landstraße krachte Kelley ohne Fremdeinwirkung in den Straßengraben.„Danach war Ruhe“, sagte Langendorff. Als die Polizei eintraf, war Kelley tot. Er habe sich selbst gerichtet, sagte Sheriff Joe Tackitt.
Verschwörungs-Propagandisten wie Alex Jones vom Portal Infowars scheuten sich nicht, einen „Krieg gegen Christen“hinter der Attacke zu sehen, begangen von der „linken Antifa“.