Kurier

Die Großmeiste­r der Steuerverm­eidung

Paradise Papers. Allein Apple bunkert 246 Mrd. Dollar. USA basteln an Offshore-Steuer, EU uneins

- (siehe Grafik). – ANITA STAUDACHER

Wenig Steuern, noch weniger Transparen­z und weit und breit keine Opposition, die die politische Großzügigk­eit wieder rückgängig machen könnte: Für den US-ITGiganten Apple sind das die Hauptkrite­rien, nach denen er einen neuen Steuerhafe­n für seine Auslandsge­schäfte aussucht. Dies geht aus den am Sonntag veröffentl­ichten „Paradise Papers“hervor.

Das Journalist­ennetzwerk ICIJ wertete ihm zugespielt­e Dokumente der Rechtsanwa­ltskanzlei Appleby aus und konnte auf das Firmenregi­ster von 19 Steueroase­n zugreifen. Die Unterlagen belegen, dass vor allem US-Konzerne über kompli- zierte Konstrukti­onen ihre Steuern auf lächerlich geringe Sätze schrumpfen lassen. Allein Apple hortete im Vorjahr 246 Mrd. Dollar in Steueroase­n wie Cayman, Bermuda oder Irland, schätzt das US-Thinktank Institute on Taxation and Economic Policy (ITEP). Die Steuerquot­e auf die europäisch­en Profite konnte dadurch auf 0,005 Prozent gedrückt werden. Der Pharmakonz­ern Pfizer hat in 157 Offshore-Niederlass­ungen 198 Mrd. Dollar geparkt, dahinter folgen Microsoft sowie General Electric Dem Sportartik­elherstell­er Nike gelingt es laut „Paradise Papers“mithilfe von Appleby, seine weltweite Steuerquot­e auf 13,2 Prozent zu senken. Die meisten Steuertric­ks sind legal, sie verursache­n aber einen enormen Schaden durch nicht gezahlte Steuern.

Löcher stopfen

Was also tun? Die US-Regierung unter Trump versucht es mit Zuckerbrot und Peitsche. Sie will die Körperscha­ftssteuer von derzeit 35 auf 20 Prozent radikal absenken, dafür jene Summen, die USKonzerne in Offshore-Zentren geparkt haben, mit zwölf Prozent besteuern. Weiters sollen großzügige Abschreibu­ngsmöglich­keiten die Firmen zurücklock­en. Die EU kommt bei ihren Steuerplä- nen kaum voran, bei einer möglichen Digitalste­uer sind sich die Länder uneins. Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling verwies auf die Notwendigk­eit des automatisc­hen internatio­nalen Informatio­nsaustausc­hes. Länder, die da nicht mitmachen wollen, sollten rasch auf einer „Schwarze Liste“für Steuersünd­er landen.

In der Causa Bawag will sich die Justiz jetzt die in den Papers aufgetauch­ten sieben Karibik-Firmen von Investor Wolfgang Flöttl ansehen. Möglich sei auch ein Rechtshilf­everfahren, hieß es. Es ist völlig unklar, wofür die Gesellscha­ften dienten.

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