Kurioser Ansatz: Vampir-Therapie soll Alzheimer-Patienten helfen
US-Studie. Forscher wollen mit „jungem Blut“Demenz behandeln. Experten sind skeptisch.
Rund 100.000 Österreicher leiden unter Demenz, mehr als die Hälfte davon hat Alzheimer. Und es könnte noch schlimmer kommen: 2050 werden Schätzungen zufolge 230.000 Menschen von der Krankheit betroffen sein. Kein Wunder also, dass viele Mediziner auf der Suche nach einer Therapie sind.
Einen kuriosen Ansatz verfolgen jetzt Forscher der renommierten Stanford-University (USA) mit der „Vampir-Therapie“. Dabei wird den Patienten das Blutplasma von Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren injiziert. Auf die Idee brachte die Wissenschaftler eine Tierstudie, die vor drei Jahren durchgeführt worden war.
Im Tierversuch
Damals wurde „alten“Mäusen das Blut junger Tier injiziert. Die Folge: Es bildeten sich neue Blutgefäße . Im Hippocampus, der für das Gedächtnis zuständig ist, kam es zu einer explosionsartigen Vermehrung von Zellen.
Die Mäuse zeigten darauf in Tests verbesserte Gedächtnisleistungen und eine höhere Lernfähigkeit. Die Transfusion ist gar keine so neue Idee: „Über Jahrhunderte hatten Kulturen die Vorstellung, dass jugendliches Blut den Alterungsprozess verlangsamen könne“, sagt Reinhold Schmidt, Neurologe der Universität Graz und Ehrenpräsident der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft.
Vier Wochen
Er hat sich die Studie auf KURIER-Anfrage angeschaut und erläutert, wie die Forscher vorgegangen sind: „Die Alzheimerpatienten erhielten während vier Wochen teils Plasmainfusionen, teils Placebo. Nach einem Monat verbesserten sich die Alltagsfunktion der behandelten Patienten.“Konkret heißt das: Die Patienten konnten den Alltag besser meistern – sie schafften es, sich anzuziehen, etwas zu kochen oder einkaufen zu gehen. Die Gedächtnisleistung so- wie die Lernfähigkeit der Demenzkranken verbesserte sich allerdings nicht.
Kein großer Wurf also. Auch aus einem anderen Grund bleibt Neurologe Schmidt skeptisch: „Tatsächlich kann bei einer Studie an 18 Patienten kein Wirksamkeitsnachweis gezeigt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Zufallsbefund handelt, ist sehr hoch.“Im Klartext heißt das: Die Studie ist nicht wirklich seriös.
Die Forscher rund um Stanford-Professorin Sharon Sha wollen ihren Ansatz dennoch weiterverfolgen. „Es werden Hunderte, wenn nicht Tausende, Patienten an solchen Studien teilnehmen müssen, um einen tatsächlichen Therapieeffekt von ,jungem Blutplasma‘ nachweisen zu können“, prophezeit der Grazer Neurologe.