„Veröffentlichung ist ein Fehler gewesen“
Kritik. Nach der Entdeckung eines Hohlraumes streiten Naturwissenschaftler und Archäologen
Erst Ruhm und weltweit Schlagzeilen. Jetzt Schelte und möglicherweise Forschungsverbot. Jene Forscher, die vergangene Woche verkündeten, sie hätten einen geheimen Hohlraum in der Cheops-Pyramide entdeckt (der
KURIER berichtete), bezahlen einen hohen Preis für ihre Erkenntnisse: Das ägyptische Ministerium für Antiquitäten rügte sie, weil sie ihre Ergebnisse publiziert hatten, ohne hochrangige ägyptische Ägyptologen zu informieren.
In der aktuellen Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins Nature stellten die Forscher – allesamt Teilchenphysiker – die Ergebnisse von zwei Jahren penibler Messungen in der größten Pyramide der Welt vor. Sie hatten mit Myonen-Detektoren eine bisher unbekannte 30-Meter-Kammer entdeckt.
Auf die Begeisterung der Weltöffentlichkeit folgte Kritik der Ägyptologen, die allesamt an der Untersuchung nicht beteiligt waren: „Die Er- gebnisse des Forschungsprojekts ScanPyramids müssen zuerst unter Wissenschaftlern und Ägyptologen diskutiert und dann vom wissenschaftlichen Komitee überprüft werden, das vom ägyptischen Ministerium für Altertümer beauftragt wurde, die Forschung in diesem Bereich zu überwachen“, sagte Mostafa Waziri, der Generalsekretär des Ministeriums für Antiquitäten, in Ahram Online. „Die Veröffentlichung ist ein Fehler gewesen.“Ein ägyptischer Archäologe, der anonym bleiben möchte, denkt, dass das Forscherteam die ägyptischen Antiquitätengesetze gebrochen hat, weil es die Ergebnisse in einer Videokonferenz öffentlich gemacht habe.
Eines haben die Naturwissenschaftler, indem sie die Ägyptologen übergangen haben, sicher erreicht: Sie haben Eitelkeiten verletzt. Daher sei es wahrscheinlich, dass sie von den ägyptischen Behörden daran gehindert werden, ihre Arbeiten fortzusetzen.