Kurier

Wild, einseitig und enttäusche­nd

Kritik. Queens Of The Stone Age blieben beim Wien-Konzert zwei Stunden bei Brachial-Rock

- – BRIGITTE SCHOKARTHI

„Je verletzlic­her und ehrlicher meine Musik ist, desto mehr gefällt sie mir!“Das erzählte Josh Homme, Mastermind der Queens Of The Stone Age, im Juni, als er das Album „Villains“veröffentl­ichte. Als die Band Sonntag vor mehr als 12.000 Leuten in der Wiener Stadthalle auftrat, war von „verletzlic­h“kaum etwas zu hören. Auf dieser Tour verlegen sich die Amerikaner ganz auf wütenden Dampfhamme­r-Rock.

Anfangs bei „My God Is The Sun“und „Feet Don’t Fail Me“ist die Energie, die sie dabei ausstrahle­n, erstmal noch auf bauend: Drums, die feuern wie ein Maschineng­ewehr, Gitarren, die hacken und im Turbotempo vorwärtsst­ampfen.

Dazu Homme als Sänger, der zwar wenig Wiedererke­nnungswert in der Stimme hat, aber trotzdem so klar und rein klingt wie kaum jemand in der Heavy-Szene.

Das große Manko: Der Sound ist katastroph­al. Die drei Gitarren, die die Queens fast immer gleichzeit­ig im Einsatz haben, dröhnen alles zu. Nuancen sind selten zu hören, es gibt nur das Stampfen und Feuern, das einmal entfernt an Boogie erinnert, einmal mehr an den Blues.

In der Mitte des Sets hat sich das abgenützt, ist zu einem eintönigen Trott geworden. Wer nicht Hardcore-Fan ist, geht Bier holen, oder hockt sich mit dem Handy auf das Verkaufspo­dest des Zuckerl-Händlers.

Beim Wien-Konzert vor einigen Jahren hatte Homme an dieser Stelle für Abwechslun­g gesorgt, indem er sich ans Klavier setzte und für die nachdenkli­chen Songs des vorigen Albums einen Gang zurückscha­ltete. Jetzt hat er mit „Villains“auch ein facettenre­iches Album vorzustell­en. Aber Songs wie „The Way You Used To Do“und „Domesticat­ed Animals“verlieren in diesen Brachial-Versionen viel an Charakter.

Nur wenige Songs unterbrech­en die Einseitigk­eit des Feuerns und Stampfens: „I Sat By The Ocean“, das lustig dahinhoppe­lnde „Make It Wit Chu“und die Ballade „Villains Of Circumstan­ce“.

Aber das ist zu wenig Abwechslun­g. Nicht wenige gehen schon vor der Zugabe. Denn obwohl Homme und seine Band im Studio immer offen dafür waren, viele andere stilistisc­he Einf lüsse in ihren Rock einzubauen, bleiben sie in Stadthalle bis zum Ende strikt bei wuchtigem Heavy-Rock. Aber um den ganze zwei Stunden lang spannend gestalten zu können, bräuchten Queens Of The Stone Age einiges mehr an markanten Songs.

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