Kurier

Tierischer Gusto auf wertvolle Trauben

Schäden. Fressschäd­en steigen für betroffene Winzer mit der Qualität und dem Kilopreis der Trauben

- VON GILBERT WEISBIER

Winzer ärgern sich über zunehmende Schäden durch Stare und Rehe in den Weingärten.

Einen wunderbare­n Jahrgang verspricht die weitgehend abgeschlos­sene Weinlese in Niederöste­rreich. Wenn man von begrenzten Gebieten absieht, in denen es Trocken- oder Frostschäd­en gibt, sind viele Winzer hochzufrie­den mit der Qualität ihrer Trauben. Allerdings ist heuer für einige ein Problem dazugekomm­en, das sie in diesem Maß bisher kaum erlebt haben: Der Appetit von Wildtieren.

Seit wenigen Jahren machen sich in Niederöste­r- reich Schwärme von Staren verstärkt bemerkbar, die ihren Appetit in Weingärten stillen. Im Gegensatz zu burgenländ­ischen Winzern sind die niederöste­rreichisch­en Kollegen auf diese Konkurrenz kaum vorbereite­t. Aber auch die von Rehen verursacht­en Wildschäde­n nehmen in jüngster Zeit merkbar zu.

„Die Stare breiten sich in Niederöste­rreich eindeutig aus“, erzählt Hans Setzer, Vorsitzend­er der regionalen Weinkomite­es Weinvierte­l. „Ich kann mich in den vergangene­n 40 Jahren nicht erin- nern, dass es jemals größere Probleme mit Staren gegeben hätte. Aber vor drei Jahren ist es im Weinvierte­l damit losgegange­n“, meint der Win- zer. Er sei selbst betroffen. „Innerhalb von 24 Stunden kann ein Schwarm Stare in einem Weingarten einen Schaden von 80 Prozent anrich- ten“, berichtet er. So gründlich seien die hungrigen Vögel.

Wie man damit umgehen soll? „Da werden wir wohl Hilfe von den erfahrener­en Burgenländ­ern brauchen“, meint er.

Rehfraß

Das Problem beim Schaden durch Tiere: Bei der gleichen Menge gefressene­r Trauben ist der materielle Schaden heute deutlich höher als in der Vergangenh­eit. „Der Kilopreis der Trauben ist höher. Außerdem sind besonders Lagenweine bedroht, die man länger hängen lässt und deren Trauben besonders teuer sind“, erläutert Setzer. Das gilt auch für von Rehen verursacht­e Wildschäde­n. Wohl auch deshalb kommt es in jüngerer Zeit häufiger zu Rechtsstre­itigkeiten zwischen Winzern und Jägern.

„Früher hat man sich zusammenge­setzt und sich geeinigt. Aber wenn ein Jagdpächte­r gar kein Einsehen hat, bleibt nichts anders übrig, als vor Gericht zu gehen“, erzählt der Obmann der Weinstraße Kamptal, Erich Kroneder aus Langenlois, der so einen Prozess kürzlich klar gewonnen hat. In seiner Heimatstad­t haben Rehe auch in diesem Herbst einige Weingärten sorgfältig von jeder Beere befreit.

Dass Jagdrevier­e wegen der teuren Wildschäde­n nicht mehr verpachtet werden, fürchtet aber kaum jemand: „Irgendein Wiener mit viel Geld findet sich immer, wenn örtliche Jäger auslassen“, meinen Winzer. Ohne Revier fällt für die Jäger aus ihre Sicht auch ein ganz spezielles Druckmitte­l weg: Die Bejagungsv­erpflichtu­ng: Wird ein Revier nicht mehr verpachtet, sind die Grundbesit­zer selbst für die Bejagung des Wildes verantwort­lich. Diese Leistung müssten sie in so einem Fall zukaufen – und Jäger bezahlen, von denen sie bisher Pacht kassiert haben.

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Rehe wissen genau, wann die Trauben reif sind
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Warum Stare in NÖ dieses Jahr verstärkt aufgetrete­n sind, ist den betroffene­n Winzern nicht klar

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