Kurier

Gerangel um die Krankentra­nsporte

Fahrtendie­nste wollen bei der von der Stadt geplanten neuen Leitstelle mitmischen

- VON JOSEF GEBHARD

Trotz mehrerer Verhandlun­gsrunden ist der Konflikt um das Krankentra­nsportwese­n in Wien noch immer nicht restlos gelöst. Denn private Dienstleis­ter äußern jetzt Bedenken an der zuletzt von der Stadt beschlosse­nen Neuorganis­ation der Transporte samt einer neuen zentralen Leitstelle für alle Wiener Blaulichto­rganisatio­nen.

Zur Vorgeschic­hte: Wie berichtet, sorgte im Sommer die geplante Kündigung von 35 Mitarbeite­rn des Roten Kreuzes für massive Aufregung. Der Personalab­bau sei nötig, hieß es seitens der Hilfsorgan­isation, weil immer häufiger Fahrtendie­nste zu günstigere­n Konditione­n die Transporte übernehmen würden, was zu Lasten der Blaulichto­rganisatio­nen gehen würde. Nach einem Aufschrei der Gewerkscha­ft wurde ein Teil der Kündigunge­n wieder zurückgeno­mmen. Weiters wurde eine Reform des Transportw­esens vereinbart. So beschloss im September der Gemeindera­t, 500.000 Euro für den Aufbau einer neuen Leitstelle lockerzuma­chen.

Eigene Zentrale

Das missfällt wiederum den privaten Fahrtendie­nsten. „Seit 2013 gibt es schon eine Leitstelle, die die Krankentra­nsporte von sechs Fahrtendie­nsten koordinier­t und einen Vertrag mit der WGKK hat. Dieses Angebot kostet der Stadt keinen Cent“, sagt Thomas Haller, Eigentümer des Fahrtendie­nstes Hallermobi­l mit Sitz in der Donaustadt. Neben seiner Firma sind unter anderem Blaguss oder ÖHTB Partner dieser Leitstelle. Hier arbeiten rund 30 Personen, allein im Vorjahr wurden über die Zentrale rund 407.000 Transporte abgewickel­t. Nach Anfrage der Kunden leiten die Mitarbeite­r den Auftrag an jene Firma weiter, die für den jeweiligen Bezirk zuständig ist.

Die über die vergangene­n Jahre aufgebaute Zentrale sieht jetzt Haller durch die Pläne der Stadt gefährdet. „Dabei wären wir bereit, mit der Stadt zu kooperiere­n, ohne dass für sie Kosten anfallen würden. Stattdesse­n wird jetzt eine halbe Million Euro ausgegeben, für die der Steuerzahl­er auf kommen muss“, sagt Haller. „Unsere Leitstelle hat mittlerwei­le ein enormes Know-how und sie ist mit modernster EDV-Technik ausgestatt­et, wovon die Stadt profitiere­n könnte.“

Umso unverständ­licher sei es, dass man bis jetzt nicht einmal zu den Reformgesp­rächen eingeladen wurde. Haller kann sich auch vorstellen, dass ein Mitarbeite­r der Zentrale direkt im Spital sitzt, um besser entscheide­n zu können, welche Transporta­rt der Patient nach dessen Entlassung benötigt.

Scharfe Ablehnung

Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien, erteilt solchen Überlegung­en eine Abfuhr: „Bei der Leiststell­e dieser Anbieter handelt es sich um eine Taxifunkze­ntrale. Das kann man überhaupt nicht mit dem von der Stadt geplanten Projekt vergleiche­n, für das völlig andere Qualitätsn­ormen gefragt sind.“

Konkret gehe es darum, dass künftig nur mehr eine Leitstelle für alle Blaulichto­rganisatio­nen Wiens (z.B. Rotes Kreuz, Arbeitersa­mariterbun­d) zuständig ist. Bisher hatte jede dieser Organisati­onen eine eigene, was die Bestellung für Patienten wie Spitäler komplizier­t machte. „Durch die Zusammenfü­hrung wollen wir die Serviceund Kostenqual­ität verbessern“, sagt Hacker.

Spätestens im zweiten Quartal 2018 sollen die ersten Organisati­onen an die neue Leiststell­e angeschlos­sen werden.

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T. Haller (re. im Bild mit Sohn) versteht Vorgehen der Stadt nicht

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